Die Nachricht kam am Dienstagmorgen für viele in Bad Neustadt überraschend: Das Nürnberger Modehaus Wöhrl, das auch hier eine Filiale in der Innenstadt betreibt, steckt in der Krise. Um die drohende Insolvenz zu verhindern, plant das Unternehmen eine Sanierung in Eigenregie.
Filialen werden geschlossen
Auf der Pressekonferenz der Rudolf Wöhrl AG am Nachmittag wurde bekannt gegeben, dass zwischen sechs und zehn der 34 Filialen in Süd- und Ostdeutschland geschlossen werden müssen. Welche dies sein werden und ob hierzu die hiesige Filiale zählt, sei noch unklar.
In dem Geschäft in Bad Neustadt sind die Mitarbeiter ob der Nachrichten geschockt. „Wir müssen das erst einmal alle selbst verarbeiten“, sagt ein Betroffener. Konkretes weiß man vor Ort offenbar noch nicht. Geschäftsleiterin Irmtraud Schmitt sei zu Gesprächen in Nürnberg und erst am Mittwoch wieder zu sprechen.
2009 hatte Wöhrl die Filiale eröffnet. Das Nürnberger Mode-Unternehmen war nach der Insolvenz der Bad Neustädter Traditionsfirma Schewa in das prominent gelegene Haus mit drei Etagen und über 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche und Eingängen in Hohnstraße und Salzpforte gezogen. Circa 20 Mitarbeiter sind dort derzeit beschäftigt.
Verantwortliche sind geschockt
„Das wäre ein herber Schlag für Bad Neustadt.“ Die Nachricht, dass die Wöhrl-Filiale von Schließungen betroffen sein könnte, trifft Michael Feiler hart. Der Kurdirektor ist Geschäftsführer der Tourismus- und Stadtmarketing GmbH und kämpft gegen den Leerstand in der Innenstadt.
„Der Leerstand ist wie ein Virus, der umgreift, wenn man die bisherige Entwicklung in der Hohnstraße sieht“, sagt Feiler. Die Schließung der Wöhrl-Filiale würde ein weiteres Loch in zentraler Lage reißen. „Diese Entwicklung ist niederschlagend“, sagt der Kurdirektor.
Aber nicht nur wegen der Leerstandsentwicklung in der Innenstadt wäre eine Schließung der Filiale „eine Katastrophe“, so Feiler. „Von seinem Sortiment her gesehen ist Wöhrl sehr wichtig für den Einzelhandel.“ Falle dieses weg, sei auch die Handelszentralität Bad Neustadts in der Region in Gefahr. Und: Der Einzelhandel sei voneinander abhängig. „Wenn einer wegbricht, macht es die Einzelnen darum herum schwächer“, sagt Feiler.
Alle Geschäfte sind wichtig
Amtierende Bürgermeisterin Rita Rösch, die Rathauschef Bruno Altrichter (Urlaub) vertritt, will den Ball zunächst flach halten. „Man weiß ja noch nicht, was diese Nachrichten für Bad Neustadt bedeuten. Da muss man erst einmal abwarten“, sagte sie am Dienstag. Sollte sich bewahrheiten, dass der Standort gefährdet sei, müssten natürlich Gespräche geführt werden. Zur Bedeutung von Wöhrl für Bad Neustadt erklärt Rösch: „Wir hängen an jedem Geschäft, das in Bad Neustadt steht.“
Um gegen Leerstände vorzugehen, hat die Tourismus- und Stadtmarketing GmbH eine Veranstaltungsreihe geplant, in der Teile der Innenstadt in den Fokus gerückt werden sollen: das „Szenenfest“ am Samstag, 17. September, in der Hohnstraße. Damit soll ein erster Schritt im Entwicklungsprozess zur Innenstadtbelebung getan werden, erklärt Feiler. Für das Szenenfest hätten die Wöhrl-Nachrichten keine Folgen. Im Gegenteil, so der Kurdirektor. „Das macht diesen Prozess der Stadtentwicklung umso wichtiger.“