
Hier ein Regal mit glutenfreien Produkten, da Artikel ohne Laktose. Früher mussten Menschen, die an einer Lebensmittelunverträglichkeit leiden, für den Kauf dieser speziellen Produkte beispielsweise in ein Reformhaus fahren. Heute kann man das meistens beim normalen Wocheneinkauf im Supermarkt miterledigen. Der Markt hierfür wird gefühlt immer größer, genauso wie die Zahl von Menschen, die die Produkte nutzen.
Ein Trend, den auch Anne Hein genau beobachtet. Muss und will sie auch. Denn die 34-Jährige, die gebürtig aus Bad Neustadt stammt und inzwischen in Mellrichstadt wohnt, ist zertifizierte Ernährungsberaterin und sagt: "Unverträglichkeiten sind kein Hype". Das liege laut ihr zum einen an veränderten Lebensmitteln, beispielsweise an gentechnisch verändertem Getreide. Aber auch an den besseren Diagnostik-Möglichkeiten im Vergleich zu früher.
Ernährung und Gesundheit sind ein "Familienthema" bei den Heins
Apropos früher. Schon lange interessiert sich Hein für die Themengebiete Ernährung und Gesundheit. Das liegt in der Familie. "Für meine Mutter war das immer ein wichtiges Thema", erinnert sie sich. Diese ist Sportlehrerin, ihr Bruder studierte später Sport und Anne Hein dann Ernährungs- und Versorgungsmanagement in Triesdorf.
Ernährungsberaterin ist sie aber dennoch noch nicht lange. Die Auflagen hatten sie zunächst abgeschreckt. Um die neben dem Studium zusätzliche Zertifizierung für die Abrechnung mit den Krankenkassen zu erlangen, müssen Fortbildungspunkte gesammelt werden, die drei Jahre gültig sind. Die Zertifizierung holte sie schließlich während der Corona-Zeit nach, es folgte der Schritt in die Selbstständigkeit – ab Oktober in einer eigenen Praxis in Mellrichstadt.
So läuft die Arbeit einer Ernährungsberaterin ab
Was genau aber macht eine Ernährungsberaterin? Zu Beginn der Einzelberatungen folgt das erste Gespräch mit der Patientin oder dem Patient. Es werden Fragen geklärt, wie: Welche Beschwerden oder ärztliche Befunde liegen vor? Oder: Was könnte die Ursache für Beschwerden sein? Oftmals handelt es sich um Unverträglichkeiten, Allergien, Bluthochdruck oder Diabetes.
Auf dem Weg helfen kann ein Symptom- oder Ernährungstagebuch "Die Patienten sollen ehrlich aufschreiben, was sie essen", so Anne Hein. Nach der Auswertung kann sie gezielt Ernährungsempfehlungen erstellen. Was ihr wichtig ist: der Leitsatz "Umstellung statt Verzicht". "Ich streiche nichts mit dem roten Stift durch, sondern sehe nach, wie man Alternativen finden kann", sagt die zweifache Mutter.
Ausgewogene und gesunde Ernährung: Die "Ernährungspyramide" kann helfen
Oft geht es darum, den Obst- und Gemüseanteil auszubauen. Bei der Orientierung, wie man sich täglich ohne Verzicht oder Kalorien zählen ausgewogen und gesund ernähren sollte, kann die sogenannte "Ernährungspyramide" helfen. In der Merkhilfe des Bundeszentrums für Ernährung werden unter anderem täglich fünf Portionen an Obst und Gemüse empfohlen. Als Maß für die Portionsgröße nimmt man die Größe der eigenen Hand her. "Das ist vielen nicht bekannt", hat Anne Hein festgestellt.

Bei einigen Patienten verschiebt sich die Pyramide in Richtung zu viel Fleisch oder Fett und zu wenig Ballaststoffe. Letztere sorgen jedoch für ein längeres Sättigungsgefühl, halten den Blutzuckerspiegel stabiler, verhindern Heißhungerattacken und sind förderlich für die Darmgesundheit. Allen voran Vollkornprodukte bieten eine gute Ballaststoffquelle.
Die Ernährungsberaterin empfiehlt, beim Bäcker bewusst nach Vollkornprodukten zu fragen. "Denn viele denken, dass ein Körnerbrötchen automatisch Vollkorn ist", kennt sie verbreitete Ernährungsmythen. Und auch Dinkelnudeln seien eben keine Vollkornnudeln.
Statt Brot einfach einmal Naturjoghurt mit Früchten zum Frühstück
Diese Tipps und das bloße Schreiben des Ernährungstagebuchs würden bei einigen Patienten große Aha- und Selbstlerneffekte erzeugen, hat die 34-Jährige festgestellt. Diese seien dankbar für Tipps, wie man unter anderem aus seinem gewohnten Frühstückstrott herauskommt. Ein Beispiel: "Naturjoghurt mit Haferflocken und Obst. Das geht ganz einfach und schmeckt auch", verrät Anne Hein.
Statt radikaler Ernährungsumstellung und striktem Ernährungsplan sollen die Veränderungen langfristig und sinnvoll in eine feste Routine übergehen. "Das ist ein langwieriger Prozess, der dauert", sagt die Expertin. Da könne schon einmal ein halbes Jahr ins Land gehen, bis man sich wiedersieht und bespricht, ob die individuelle Umsetzung und Umstellung geklappt hat.