Überrascht war Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf, als nach dem Klappstuhl-Gottesdienst, den die Gläubigen wegen Corona draußen feierten und dazu ihren eigenen Stuhl mitbrachten, niemand nach Hause ging. Die Kirchengemeinde hatte sich anlässlich des 25. Ordinationsjubiläums der Pfarrerin ein Programm ausgedacht und überreichte Präsente.
Zuvor hatte ein besonderer Gottesdienst stattgefunden, der wegen der Späße von Clownin Rosa Sonntag recht fröhlich verlief. Angst und Sorge war das Thema und die Pfarrerin machte passend zum Predigttext klar, dass Gott selbst Schirm und Schild ist und man behütet und beschützt durch Freud und Leid des Lebens gehen kann. Genau benennen, wovor man eigentlich Angst hat und gut für sich selber sorgen, damit man Kraft für die Hilfe für andere Menschen hat, war der Rat, den die Pfarrerin im Dialog mit der Clownin gab. Mit einem Rap beendete Rosa Sonntag ihren Auftritt und überreichte später Präsente an die Pfarrerin. Der Posaunenchor begleitete den Gottesdienst und die Feier musikalisch.
Größeres Fest kann nicht gefeiert werden
Ein größeres Fest zu begehen sei im Moment nicht möglich, sagte Gerda Lipfert vom Kirchenvorstand in Höchheim, man wolle aber trotzdem das Jubiläum würdigen. Am 3. September 1995 wurde Beate Hofmann-Landgraf in ihr Amt eingeführt, gleichzeitig wurden die evangelischen Gemeinden Höchheim, Irmelshausen und Rothausen zu einer Pfarrstelle zusammengeführt. Sie sei eine wirkliche Seelsorgerin und habe immer ein freundliches oder tröstendes Wort.
Auferstehungsweg
Einige Höhepunkte zählte Lipfert auf, unter anderem gab es den Auferstehungsweg, den Kontakt mit den thüringischen Nachbarn, den Kindergartenneubau und die Einrichtung einer Krippe, zwei Kirchenjubiläen – 300 Jahre Kirche in Höchheim 2014 und 500 Kirchenjahre der Gemeinde 2018. Ein besonderer Kraftakt war die Renovierung der Irmelshäuser Kirche, die Einweihungsfeier soll 2021 nachgeholt werden. Hinter nüchternen Zahlen verbergen sich viele kreative Ideen, Gottesdienste und Aktionen: Die Pfarrerin hat in den 25 Jahren ihrer Amtszeit mindestens 145 Kinder getauft, 63 Paare getraut und 130 Gemeindemitglieder bestattet. Im Namen aller Kirchengemeinden sagte Lipfert Danke und überreichte eine Zeitschrift mit Zeitungsausschnitten und einem Rückblick.
Adrian Müller verlas ein Grußwort vom ehemaligen Oberkirchenrat Dr. Ernst Bezzel, der damals die Ordination durchgeführt hatte, er gratulierte zur silbernen Ordination und bedankte sich für den Dienst als als Pfarrerin und Lehrerin.
Bürgermeister Michael Hey lobte die Pfarrerin als Planungs- und Umsetzungsprofi, damals sei sie "gekommen, um zu bleiben" . Ihr Leuchtturmprojekt sei die Kirche in Irmelshausen, dort konnte sie ihre Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit beweisen, die den Ingenieuren und Baufirmen den Angstschweiß auf die Stirn trieb, wenn sie anrief. "Sie wäre eine gute Bürgermeisterin geworden", sagte Hey. Ihr Pensum könne sie nur leisten, weil ihr die Familie den Rücken freihalte, so Hey, der auch an die sprachlichen Schwierigkeiten am Anfang erinnerte. Inzwischen sei die Pfarrerin gut integriert. Er hofft auf weitere gute Zusammenarbeit und Freundschaft und überreichte Blumen.
Überwältigt von den Dankesworten
Auch Peter Sturdza gratulierte im Namen des Posaunenchors und hoffte auf viele weitere gemeinsame Jahre. Die Pfarrerin bedankte sich und war total überwältigt. Damals wollte die vakante Pfarrstelle niemand haben, aber sie wollte gern in Heimatnähe bleiben (sie stammt aus Willmars) und griff zu. "Ich wäre hier nicht glücklich, ohne die Menschen, die so sind, wie sie sind", sagte Hofmann-Landgraf. Mit Menschen, die auch mal etwas Neues wagen und nicht sagen "das war schon immer so", komme sie gut zurecht. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten für die Vorbereitung der Feier.
Nichts nervt wirklich an der Berufung
"Ich habe den Beruf gefunden, der mich erfüllt und somit ist es nicht Arbeit, sondern Berufung", sagte die Pfarrerin in einem Gespräch. Sie habe eine Frömmigkeit gefunden, mit der sie leben könne. Sie begleite viele Menschen jeden Alters und in ihren jeweiligen Lebenssituationen, das mache ihren Beruf so abwechslungsreich. "Ich bin glücklich und zufrieden hier", sagt sie. Auf die Frage, was sie im Alltag nervt, muss sie erst eine Weile überlegen, eigentlich fällt ihr da nichts ein. Die Bürokratie ist manchmal nervig, aber sogar die erledigt sie eigentlich gern.