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Herschfeld
Bauprojekt in Herschfeld: 84 Wohnungen im Umfeld des Rhön-Klinikum Campus
Diskussionen, Streit und ein Bürgerentscheid: Jahrelang wurde um den Bau einer Wohnanlage in der Von-Guttenberg-Straße in Herschfeld gerungen. Jetzt hat der Stadtrat entschieden.
So soll der Wohnkomplex in der Herschfelder Von-Guttenberg-Straße aussehen.
Foto: Fotorechte: Eckert & Partner | So soll der Wohnkomplex in der Herschfelder Von-Guttenberg-Straße aussehen.
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:26 Uhr

Die umstrittene Wohnanlage unweit des Rhön-Klinikum Campus in der Von-Guttenberg-Straße in Herschfeld wird gebaut. Nach heftigem Protest mancher Herschfelder Bürgerinnen und Bürger, einem Bürgerentscheid, der am Quorum scheiterte, und Änderungen, die zusammen mit dem Bauherrn Martin Eckert ausgearbeitet wurden, brachte der Stadtrat das Projekt in seiner Sitzung am Donnerstagabend auf den Weg. Er stimmte der Entwurfsplanung zum Bebauungsplan für das Gebiet "Nördlich der Von-Guttenberg-Straße" zu. 

Der Beschluss war nicht einmütig

Einmütig war der Beschluss nicht. Befürworter und Gegner fanden sich in fast allen Fraktionen. Bastian Steinbach, Fraktionssprecher der CSU, befürwortete das Projekt, weil der Wohnungsmarkt gerade in unmittelbarer Nähe zum Campus angespannt sei, weil durch die kompakte Bauweise der Flächenverbrauch reduziert werde und weil bei der Planung auf eine "ökologische und zukunftsträchtige Bauweise" Wert gelegt wurde. Ideal sei der Mix aus Single-Wohnungen und Mehrzimmerwohneinheiten: "Deshalb das klare und laute Ja der CSU-Fraktion zum Bebauungsplan." 

Der Stadtrat Bad Neustadt hat entschieden: Die Wohnanlage unweit des Rhön-Klinikum Campus in der Von-Guttenberg-Straße in Herschfeld wird gebaut.
Foto: Stefan Kritzer | Der Stadtrat Bad Neustadt hat entschieden: Die Wohnanlage unweit des Rhön-Klinikum Campus in der Von-Guttenberg-Straße in Herschfeld wird gebaut.

Uneinheitlich war das Stimmungsbild bei den Freien Wählern. Fraktionssprecherin Viola Neugebauer sprach sich für die Wohnanlage aus. Ihre Fraktionskollegin Gudrun Hellmuth begründete ihr nachdrückliches Nein damit, dass die Lebensqualität in Herschfeld durch die "extreme Bebauung verschlechtert wird". 250 Neubürger seien fast nicht zu integrieren, Natur und Lebensqualität würden den Interessen weniger geopfert. Gerald Pittner befürchtet, dass die Wohnbebauung die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten des Rhön-Klinikum Campus einschränken würde - und stimmte ebenfalls mit Nein.

Pröscholdt: Die Mehrheit will das Projekt nicht

Uneinheitlich auch das Stimmungsbild bei den Grünen: Während Fraktionssprecherin Angelika Högn-Kößler ihre Zustimmung mit der Begründung verweigerte, die Wohnanlage sei viel zu massiv und bringe zu viel Verkehr mit sich, votierte Karl Breitenbücher mit dem Hinweis auf den geringen Flächenverbrauch für die Wohnungen für 250 Menschen.

Jürgen Pröscholdt (SPD) gab zu verstehen, dass der Wohnkomplex gegen den Mehrheits-Willen der Herschfelder Ortsbevölkerung durchgesetzt werde. Er könne keine Notwendigkeit für diese Bebauung erkennen. Schließlich würde im Rahmen des demografischen Wandels in den kommenden Jahren ausreichend Wohnraum zur Verfügung stehen. "Was ist uns die Meinung der Bürger noch wert?", fragte er. 

Einstimmig war das Nein der Fraktion von Neuschter Liste und FDP: Hartmut Schmutz betonte, dass die Bevölkerung gegen das Projekt sei. Der ökologische Fußabdruck des Bauprojekts sei riesig. Er warb vor der Abstimmung für die Solidarität mit den Herschfeldern. 

Letztendlich stimmten 13 Mitglieder des Bad Neustädter Stadtrats für das Bauprojekt, neun votierten dagegen.

Was sagt der Architekt?

Vorgesehen ist ein Komplex mit maximal 84 Wohneinheiten, die einzelnen Gebäude werden maximal sechs Vollgeschosse haben, das oberste Geschoss wird eingerückt. Die Flachdächer werden begrünt.  Architekt und Investor Martin Eckert hat seine Absicht bekundet, dass fünf Prozent der geplanten Wohneinheiten für den sozialen Wohnraum zur Verfügung gestellt werden sollen.

Eckert zeigte sich in einem Gespräch mit dieser Redaktion erleichtert und zufrieden über den Ausgang der Abstimmung. Da das Projekt in so enger Abstimmung mit der Bevölkerung, dem Stadtrat und der Verwaltung diskutiert und in vielen Punkten nachjustiert wurde, sei er mit Zuversicht und Vertrauen auf ein gutes Ende in die Sitzung des Stadtrates gegangen.

 
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  • unkas
    Nachdem GZW schon bei der Entscheidung der Ginkgo-Bäume schützend die Hände über unseren neune Bürgermeister gehalten hat, sollte er aber auch bei der Wahrheit bleiben. Der Bürgermeister hat das Vorhaben der Bebauung forciert und auch pro Investor abgestimmt.

    Das in der Zeitung abgebildete Foto zeigt in einer Computeranimation die Schokoladenseite der Bebauung von der Von-Guttenberg-Straße aus. Die weiteren Stockwerke sowie die darunterliegende Tiefgarage sind nur von der Talseite aus sichtbar.
    Von dort aus ist auch der erhebliche Eingriff in die Natur mit den notwendigen Stützmauern und Steinen, die vermutlich von "Steinbach" herangekarrt werden müssen, erkennbar.
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  • weissmi
    Ihre Antwort bezüglich des Herankarrens von Steinen durch Steinbach ist schlichtweg unverschämt. Sie suggerieren hier einen Zusammenhang mit der Entscheidung. Meinen Sie wirklich, dass der Betrieb das nötig hat???? Nochmals: unverschämt!
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  • buerger123
    Unverschämt ist, dass Wahlversprechen wie“wählt mich, dann kümmerlich mich um Eure Probleme“abgegeben werden, die schlussendlich in der Schublade vom Wolkenkuckucksheim landen!
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  • unkas
    Oh, da muss ich wohl missverstanden worden sein. Ich wollte nur ausdrücken, dass die Steine wohl "vom" Steinbruch Steinbach herangekarrt werden müssen und wollte in keiner Weise irgend jemanden persönlich in Misskredit bringen.
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  • zwrecht@aol.com
    "Wenigstens waren sich die Herschfeld Stadträte einig und haben dagegen gestimmt" das hatte ich tatsächlich mit "alle Werners" gleichgesetzt. Will gerne bei der Wahrheit bleiben, wenn dem so ist. Eine Hypothese ist das "Russenviertel" nicht, fragen sie mal bei der Polizei nach. Denn Namen habe ich im übrigen nicht erfunden, den Namen hat mir sogar mal die Presse bestätigt. Elitär? Früher hatten die Gartenstädter diese Ruf. Vielleicht wird ja Herrschfeld mal elitär, wenn aus China stammende Ginko-Bäume dort wochenlang s Gemüt und die Welt bewegen, dann fürchte ich jetzt schon, wenn mal ne deutsche Eiche fallen muss. Es sei denn natürlich, es ist der Biber. Der darf das. Ich kenne auch noch viele andere "die auch Menschen und gerne gut integrierte Einwohner werden möchten". Aber die benötigen Sozialwohnungen, also Wohnungen mit angemessener Größe. Da fallen diese Wohnungen nicht drunter. Keine Aussiedlerfamilie hätte in so ein "Wohnappartement" einziehen können. Die sind zu klein !
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  • buerger123
    Klares Dementi! Die 13. Stimme war der Bürgermeister, der von Anbeginn dafür war!!!
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  • zwrecht@aol.com
    Vielleicht haben Bürgermeister und die Mehrheit der Neustädter beim Bürgerentscheid die nicht gegen das Bauwerk, sondern denen es schlichtweg egal war, doch Recht oder das höhere Ziel im Auge. Nämlich, dass der Mietmarkt zugunsten der Mieter zusammenbrechen soll und Mieten und Häuser endlich wieder erschwinglich werden. Auf der Straße musste ja bisher keiner leben, es war einfach nur zu teuer. Und so schnell sich die Wohnungszahl von 140 auf 84 Wohnungen vermindert hat - man braucht ja nur -bei Baugleichheit- aus zwei Ein-Zimmer-Appartments ein Zwei-Zimmer-Appartment zu machen. Kann man dann später bei Leerstand aus vier Einzelappartmens, dann eine größere Vier-Zimmer Wohnung machen. Mann sollte halt auch gleich vier aneinander liegende kaufen und nicht nur eines. Wir werden sehen. Und noch eine Empfehlung an den Bauherrn: Auf den Foto sind vor jedem Haus vier Birken eingezeichnet. Da würden Ginkobäume besser passen.
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  • zwrecht@aol.com
    Das werden schnell noch mehr Sozialwohnungen. Denn wenn die leer stehen, Bei einer Sozialwohnung kriegt der Vermieter eine Förderung vom Staat und verpflichtet sich zu einer Miete, die weit unter der marktüblichen Mieten liegt und darf nur an Mietinteressenten mit Wohnungsberechtigungsschein (WBS) vermieten. Wer nachweisen kann, dass sein Haushaltseinkommen unter einer vorgeschriebenen Höchstgrenze liegt, bekommt einen Wohnungsberechtigungsschein, auch §5-Schein genannt.
    Sie dürfen durch die Vermietung keinen Gewinn erzielen, sondern sollen so lediglich ihre Kosten decken können. Die sogenannte „Kostenmiete“ wird von der zuständigen Behörde berechnet und ist für den Vermieter verbindlich. Wer teurer vermietet riskiert ein Bußgeld von bis zu 50 .000 Euro
    Bei Sozialwohnungen ist die Kostenmiete preisgebunden. Das bedeutet, dass der Mieter vor plötzlichen Mieterhöhungen geschützt ist. Von der Größe her, sind das ohnehin alles Sozialwohnungen. Wer will da auf Dauer rein?
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  • zwrecht@aol.com
    Etwas Positives hätte das Ganze -der Wohnungsmarkt wird entlastet. Die Preise schießen derzeit in den Himmel. Im gesamten Landkreis wird das Bauland knapp und rar. Selbst für alte Häuser werden erstaunliche Preise gezahlt. Natürlich ein Risiko für die finanzierenden Banken und die Investoren. Von nicht mehr steigenden Wohnungspreisen zu Überangebot mit Preisverfall ists nicht weit. Bleiben die Wohnungen unverkauft, hat das ganz erhebliche Auswirkungen auf den örtlichen Wohnungsmarkt. Zwar flüchtet derzeit alles wegen Strafzins auf Guthaben ins Betongold, aber bald dürfte die Ernüchterung kommen, wenn die geplanten und bereits im Bau befindlichen Objekte in der Kreisstadt fertig werden. Wenn Wohnungen leer stehen wird oft auf "Teufel komm raus" vermietet. Mieter und Zustände wie im Wohnblock im Heuweg in Mühlbach will ja keiner. Ein "Mix aus Single-Wohnungen und Mehrzimmerwohneinheiten" ändert nix daran, dass solche Wohnungen in München "Wohnklo" genannt werden. Wohnqualität?
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  • Cobi3108
    Sehr enttäuschend was der Stadtrat da abgeliefert hat.

    Im Text ist von sechs Geschossen die Rede, auf dem Foto sind’s nur vier, was ist richtig?

    Wenigstens waren sich die Herschfeld Stadträte einig und haben dagegen gestimmt. Und die anderen dürfen sich freuen, dass ein solcher großstädtischer Wohnkomplex nicht in ihrer Wohngegend gebaut wird. Ich möchte da jedenfalls nicht wohnen!

    Und wenn die Bevölkerungszahl in Bad Neustadt weiter sinkt, wie die Main Post vor wenigen Tagen berichtet hat, haben wir dann teuren Leerstand?
    Fünf ! Prozent Sozialwohnungen sollen ausgewiesen werden, das sind bei 84 Wohnungen genau 4 Wohnungen! Lächerlich!
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  • weissmi
    Fakt ist, dass der Bad Neustädter Immobilienmarkt völlig „überhitzt“ ist, dass so gut wie keine Eigentumswohnungen auf dem Markt sind, dass die Mietpreise immens gestiegen sind. Also muss etwas geschehen. Fakt ist auch, dass größere Wohnanlagen in der Vergangenheit vornehmlich in anderen Stadtteilen entstanden sind und entstehen werden (Innenstadt, westliche Außenstadt, Gartenstadt, Brendlorenzen). Ich sehe nichts Falsches an der grundsätzlichen Entscheidung und an der Platzierung der Wohnanlage nahe bei einem der größten Arbeitsgeber in der Stadt.
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  • zwrecht@aol.com
    "Fakt ist auch, dass größere Wohnanlagen in der Vergangenheit vornehmlich in anderen Stadtteilen entstanden sind" Stimmt und Sie wissen sicherlich warum diese "größeren" Wohnanlagen im "Russenviertel" liegen. Eigentlich sollte man aus Fehlern lernen. Diesmal war wenigstens der Bürgermeister dagegen. Der kann also nicht schuld sein.
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  • weissmi
    Das ist erstens eine Hypothese, die durch nichts bewiesen ist, und zweitens klingt das elitär. Übrigens: Wohnraum wurde auch in den 90er Jahren dringend gebraucht, ja auch für Über- und Aussiedler (die auch Menschen und heute gut integrierte Einwohner sind).
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