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Bad Neustadt
Stadtrat vertagt Entscheidung über Herschfelder Wohnanlage
Nach teils hitziger Diskussion im Stadtrat bleibt es weiter offen, ob unweit des Campus in Herschfeld eine Wohnanlage gebaut werden darf. Was waren die Bedenken?
Im August 2019 gab es einen öffentlichen Ortstermin für das geplante Baugebiet in Herschfeld entlang der Von-Guttenberg-Straße. Rund eineinhalb Jahre später ist nach der jüngsten Stadtratssitzung offener denn je, ob es realisiert werden wird. 
Foto: Archivfoto Hubert Herbert | Im August 2019 gab es einen öffentlichen Ortstermin für das geplante Baugebiet in Herschfeld entlang der Von-Guttenberg-Straße.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:55 Uhr

Wenn es in der jüngeren Vergangenheit um Themen ging, die den Stadtteil Herschfeld betrafen, wurde es nicht selten sowohl in Teilen der Bevölkerung wie auch im Bad Neustädter Stadtrat emotional und hitzig. Eine Ausnahme bildete da auch die Sitzung am Mittwochabend in der Stadthalle nicht. Auslöser war in diesem Fall die Diskussion anlässlich des Bebauungsplans für ein mögliches neues Baugebiet "Nördlich der Von-Guttenberg-Straße" in Herschfeld unweit des Rhön-Klinikum Campus. Eine Mehrheit des Stadtrats sprach sich letztlich dafür aus, aufgrund von zu vielen Unklarheiten eine Entscheidung darüber auf eine der nächsten Sitzungen zu vertagen.

Lesen Sie auch den Kommentar: "Der Bad Neustädter Stadtrat muss sich endlich finden"

Rückblick: Im Juli 2019 hatte der Stadtrat beschlossen, einen solchen Bebauungsplan aufzustellen. Eine hierfür gegründete Bürgerinitiative mit dem jetzigen Stadtrat Hartmut Schmutz an der Spitze brachte schließlich einen Bürgerentscheid auf den Weg, um die geplante Wohnanlage zu verhindern. Die Initiative scheiterte vor etwas mehr als einem Jahr jedoch mit ihrem Vorhabenam nötigen Quorum. Seitdem wurde es ruhig um das Projekt, für das der aus Brendlorenzen stammende Architekt Martin Eckert verantwortlich zeichnet. Bis zu diesem Mittwoch.

Planung mit maximal 84 Wohneinheiten vorgestellt

Das Büro BaurConsult mit Planerin Claudia Roschlau stellte dem Stadtrat die in den vergangenen Monaten ausgearbeitete Entwurfsplanung vor. Im Gegensatz zur ursprünglichen Planung von Eckert sollen maximal 84 Wohneinheiten in den insgesamt vier Gebäuden, die jeweils unterschiedlich hoch sein sollen, entstehen. Anfangs waren einmal 142 geplant. Der Plan beinhaltet zudem unter anderem begrünte Flachdächer, maximal sechs Vollgeschosse sowie Pkw-Stellplätze in einer Tiefgarage und für Besucher. Da zum Teil Biotope weichen müssen, sollen zwei Ausgleichsflächen in Hollstadt entstehen.

Stadtrat Hartmut Schmutz (FDP) störte sich zum einen an der Erhöhung der Geschossflächenzahl, die angibt, wie viel Quadratmeter Geschossfläche je Quadratmeter Grundfläche zulässig sind. Architekt Martin Eckert erklärte die Erhöhung damit, so einen großen Teil des Waldes erhalten zu können. Schmutz trug außerdem Bedenken der Herschfelder vor, wenn es in der Zukunft auf dem hängigen Gelände Starkregenereignisse geben sollte und erkundigte sich nach der Höhe der Gebäude.

Unterschiedliche Ansichten geäußert

Während Josef Rieken den Bebauungsplan im Namen der CSU-Fraktion ("Wir brauchen diese Wohnungen") begrüßte, empfand Jürgen Pröscholdt von der SPD die geplante Bebauung in einer solchen Massivität und aufgrund der Hanglage als "etwas zu extrem". Seiner Ansicht nach sollten zunächst Ressourcen im Innenraum genutzt werden. Außerdem seien laut ihm zuletzt vom Stadtrat bereits einige Projekte für mehr Wohnraum verabschiedet worden, zum Teil gäbe es derzeit einige freie Wohnungen - beispielsweise in Herschfeld oder im ehemaligen Karmeliterhof in Brendlorenzen.

Bürgermeister Michael Werner erklärte, dass diese Grundsatzdiskussion nichts mit dem Herschfelder Bebauungsplan zu tun habe und heute nicht zu klären sei. "Dann müssten wir intern beschließen und bestimmen - wo wollen wir in Zukunft hin?"

Riekens Parteikollege Alexander Barthelmes entgegnete, dass es auch in Bad Neustadt schwierig sei, bezahlbaren Wohnraum zu bekommen. "Konkurrenz belebt das Geschäft", so sein Credo. Nur wenn eine Masse an Wohnungen vorhanden sei, gebe es die Chance, dass Mieten oder Eigentumswohnungen erschwinglich blieben.

Widersprüche und Ungenauigkeiten im Vorentwurf? 

Johannes Benkert von der Fraktionsgemeinschaft Neuschter Liste/FDP hatte gleich eine ganze Liste an Argumenten vorbereitet. "Wir sind natürlich nicht für das Projekt", eröffnete er seine Ausführungen. Man sehe im Vorentwurf des Bebauungsplanes falsche Darstellungen, Widersprüche und Ungenauigkeiten. Im bisherigen Verlauf von einem (Bürger-)Dialog zu sprechen, sei "Schönfärberei", so Benkert.

Neben leerstehenden Wohnungen und bereits entstehenden Bauprojekten sprach er unter anderem auch den für Bad Neustadt geltenden prognostizierten Bevölkerungsrückgang und eine höhere Verkehrsbelastung für Herschfeld aufgrund von täglichen Versorgungsfahrten der potenziellen neuen Bewohner an. Statt einer Wohnanlage könne man sich an dieser Stelle aber beispielsweise Einfamilienhäuser vorstellen. Michael Werner versprach, offene Fragen klären zu wollen. 

Verhinderung von möglicher Weiterentwicklung des Campus?

Der geplanten Wohnanlage stehen auch die Freien Wähler skeptisch gegenüber. Eine Bebauung sehe man "eher als kritisch an", verkündete Fraktionssprecherin Viola Neugebauer. Der Hauptgrund sei, dass man so als Stadt jegliche Weiterentwicklungs- oder Expansionsmöglichkeiten des Rhön-Klinikum Campus verhindern würde. Solche Möglichkeiten sollten offen gehalten werden, auch wenn aktuell nichts über derartige Pläne bekannt ist. 

Der Kritik von Neugebauers Parteikollegin Gudrun Hellmuth über fehlende öffentliche Transparenz im Laufe des Projekts widersprach CSU-Fraktionssprecher Bastian Steinbach. Im Laufe der Diskussion seien heute viele Fragen aufgekommen, von denen sich manche nicht sofort beantworten lassen würden. Er sprach zudem von einem fehlenden Austausch in der Fraktionssprecher-Sitzung. Das habe auch an technischen Problemen in der digital durchgeführten Sitzung gelegen. 

Steinbach beantragte deshalb, die Entscheidung über die Entwurfsplanung zu vertagen. Stattdessen könnten die Fraktionen beispielsweise Fragenkataloge an Architekt oder Verwaltung senden. Nach einer kurzen Pause stimmte eine Mehrheit des Stadtrats dem Vorschlag zu.

 
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