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Bad Neustadt
Bauernproteste: Kinderdemo in Bad Neustadt wird auf Facebook und der Plattform "X" bundesweit diskutiert
Über 80 Tretschlepper mit Kindern mischten bei der Bauern-Demo in Bad Neustadt mit. Wurden die Kinder instrumentalisiert? Das sagen Verantwortliche.
Mit bunten Tretschleppern beteiligten sich über 80 Kinder von Rhön-Grabfelder Landwirten an der Bauern-Demo am Montag in Bad Neustadt. Ein Video über ihren Protest sorgte in der ganzen Bundesrepublik für Aufsehen.
Foto: Torsten Leukert | Mit bunten Tretschleppern beteiligten sich über 80 Kinder von Rhön-Grabfelder Landwirten an der Bauern-Demo am Montag in Bad Neustadt. Ein Video über ihren Protest sorgte in der ganzen Bundesrepublik für Aufsehen.
Gerhard Fischer
,  Kristina Kunzmann
 und  Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:21 Uhr

Unter den Hunderten Protest-Orten zur bundesweiten Bauern-Demo am Montag stach Bad Neustadt hervor. Über 80 bunte Tretschlepper mitsamt Kindern am Lenker hatten sich vom Bad Neustädter Marktplatz aus auf den Weg gemacht zum Demonstrationsgelände am Festplatz. Ausgestattet mit Plakaten waren die Buben und Mädchen ein Puzzle-Teil der vielen Aktionen des Demo-Montags. Die Idee zu dieser Aktion kam aus den Reihen der Rhön-Grabfelder Landwirte.      

Womit der Kreisbauernverband nicht rechnen konnte: Videos vom Kinder-Konvoi machten noch am Montagabend die Runde in den sozialen Netzwerken, praktisch ganz Deutschland kommentierte die Tretschlepper-Aktion auf Facebook oder X (vormals Twitter). Ein Video auf Facebook war am Montagabend schon 7000 Mal geteilt worden und hatte über 340.000 Aufrufe.   

"Das ist ja absolut mega und so süß", lautet einer der Kommentare auf Facebook zu dem Video mit den Kindern. "Auch die Kleinen kennen sich also mit Subventionen aus?" fragt ein anderer Facebook-Nutzer kritischer und sieht Kinder für eine politische Diskussion instrumentalisiert. 

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Auch auf dem Nachrichtenkanal X wird diskutiert. Dort ist der Ton der Auseinandersetzung gleich schärfer. "Das erinnert mich an die Querdenker-Demos, die auch die Kinder als Schutzschilde in die erste Reihe gestellt haben", heißt es dort. "Erinnert mich an Putins Russland. Pfui Deibel", empört sich eine andere Stimme auf der Plattform. "Aber Kinder vor Euren Klimakarren zu spannen, ist ok, gell?", lautet eine Antwort dazu. Je nach Forum findet man mehr Unterstützung oder mehr Ablehnung für die Aktion. Diese Redaktion befragte einige Verantwortliche zur Tretschlepper-Demo:  

BBV-Funktionär Mathias Klöffel: "Es sind Kinder, die einmal Bauer werden wollen."

'Es war eine geniale Idee', kommentiert Mathias Klöffel, Kreisobmann der Bauern, die Aktion mit den Kindern. 
Foto: Torsten Leukert | "Es war eine geniale Idee", kommentiert Mathias Klöffel, Kreisobmann der Bauern, die Aktion mit den Kindern. 

"Es war eine geniale Idee", kommentiert Mathias Klöffel als Kreisobmann der Bauern. Sie sei von einem Landwirt bei der Vorbereitung der Demo vorgetragen worden, sofort habe sich eine Gruppe von Landwirtinnen und Landwirten gefunden, die mit ihren Kindern den Protestzug organisierte. "Es sind die Kinder der Bauern. Es sind die Kinder, die einmal Bauern werden wollen", macht Klöffel klar. Teilweise wurden in den Online-Kommentaren Kindergarten-Leitungen oder Erzieherinnen vorschnell für "schuldig" erklärt, weil man Kitas als Organisator vermutete.   

Dass die Aktion mit dem Tretschlepper-Konvoi bundesweit für Furore sorgt, freut den Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Argumente, hier würden Kinder für eine politische Botschaft instrumentalisiert, sind für Klöffel "völliger Käse". 

Landwirtin Sandra Engel aus Mellrichstadt: "Die Kinder hatten Spaß dabei."

Sandra Engel zusammen mit ihrem achtjährigen Sohn Linus und Vater Martin Sauer bei der Kundgebung am Montagnachmittag. Die Landwirtin findet nicht, dass der Bauernverband mit dem 'Tretschlepper-Korso' Kinder für seine Zwecke nutze.
Foto: Sigrid Brunner | Sandra Engel zusammen mit ihrem achtjährigen Sohn Linus und Vater Martin Sauer bei der Kundgebung am Montagnachmittag.

Sandra Engel aus Mellrichstadt nahm mit ihrem achtjährigen Sohn Linus an dem "Tretschlepper-Korso" teil. "Ich finde es nicht schlimm, wenn Kinder mit ihrem Spielfahrzeug von A nach B fahren", meint sie am Tag nach der Veranstaltung gegenüber dieser Redaktion. Eine Instrumentalisierung von Kindern durch den Bauernverband sehe sie nicht. "Die Kinder hatten Spaß dabei." 

Fotoserie

Zudem habe ihr Sohn freiwillig an der Aktion teilgenommen. "Niemand hat Zwang ausgeübt. Linus wollte mit dabei sein", sagt Sandra Engel, die selbst mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb führt. Zu dem auch die Kinder zählen würden, betont sie.

Die Landwirtin sieht in der Tretschlepper-Aktion die Botschaft, dass Nachwuchs für die Landwirtschaft da sei. "Wir kämpfen alle zusammen für eine Zeit, in der die Betriebe weiter bewirtschaftet werden können."

Jessica Krenig aus Brendlorenzen: "Gutes Essen aus der Region ist auch für Kinder wichtig."

'Ohne Landwirtschaft ist alles doof', steht an dem Tretschlepper der dreijährigen Marleen aus Brendlorenzen. Mit dabei Mutter Jessica Krenig (rechts) und deren Kusine Emely Märkert aus Schönau.
Foto: Sigrid Brunner | "Ohne Landwirtschaft ist alles doof", steht an dem Tretschlepper der dreijährigen Marleen aus Brendlorenzen. Mit dabei Mutter Jessica Krenig (rechts) und deren Kusine Emely Märkert aus Schönau.

Jessica Krenig aus Brendlorenzen war mit ihrer dreijährigen Tochter Marleen bei der Veranstaltung auf dem Marktplatz. Verwandte von ihnen seien Landwirte, erzählt die Mutter. Es sei ihr wichtig, diese und deren Kollegen zu unterstützen, damit man weiterhin gesundes Essen und Produkte aus der Region habe.

Wie Sandra Engel, so entdeckt auch Jessica Krenig keinen problematischen Hintergrund bei der Tretschlepper-Aktion. "Das alles betrifft ja auch die Kleinen", erklärt sie am Dienstag auf Nachfrage dieser Redaktion. Viele der anwesenden Jungen und Mädchen seien Kinder von Landwirten, die auch einmal Bauern werden wollen, weil sie das bei ihren Eltern sehen. Sie fügt noch an: "Gutes Essen aus der Region ist auch für Kinder wichtig."

Annika Vöth aus Löhrieth kam mit Clara (2), Anton (7) und Paul (8) zur Bauerndemo und sieht ihre Kinder 'in keinster Art und Weise' durch den Bauernverband instrumentalisiert.
Foto: Michael Endres | Annika Vöth aus Löhrieth kam mit Clara (2), Anton (7) und Paul (8) zur Bauerndemo und sieht ihre Kinder "in keinster Art und Weise" durch den Bauernverband instrumentalisiert.

Annika Vöth aus Löhrieth: "Wir stehen familiär komplett hinter den Protestaktionen."

"Ich sehe unsere Kinder in keinster Art und Weise instrumentalisiert. Ich würde sie nie für meine eigenen Ziele vorschicken", sagt Annika Vöth aus Löhrieth. Sie war mit ihren Kindern Paul (8), Anton (7) und Clara (2) zur Demo gekommen.  Alle drei seien freiwillig dabei gewesen, betont sie gegenüber dieser Redaktion. "Wir führen selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb und stehen familiär komplett hinter den Protestaktionen".

 
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  • Georg Schulz-Hertlein
    "Wir wollen auch noch Bauern werden" ... „Bauern werden“, können nur die Kinder, welche die Höfe ihrer Eltern erben und sie auch weiterführen wollen, sofern der Betrieb bis dahin wirtschaftlich überlebt hat (egal bei welcher Regierung). Die die aufgeben werden von Großbetrieben oder Konzernen geschluckt. Quereinsteiger können sich weder das Land leisten, noch die teilw. extrem hohen Pachtgebühren noch die Investitionen die für diese Art der Landwirtschaft, wir wir alle sie hier etabliert haben, leisten. Den Beruf "Landwirt" kann man natürlich erlenen und bei einem großen Betrieb arbeiten, wenn die das damit meinen... die Kinder werden, wenn sie groß sind schon sehen welche Probleme wir ihnen vererbt haben....
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  • Willi Rößner
    Die links-grüne Empörung über die Kinderbeteiligung ist geheuchelt. Bei den Protesten gegen AKW waren ebenfalls Kinder dabei. Niemand hat sich damals aufgeregt.
    Ich selbst halte allerdings "Kinderproteste" für abwegig.
    Jedoch geht es nicht an, dass sich Links-Grün die Kinderbeteiligung bei Protesten herausnimmt und bei den Bauern dasselbe ablehnt.
    Die Grünen sind nicht die Erziehungsberechtigten der Bauern und auch nicht die Erziehungsberechtigten der Gesamtbevölkerung!
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  • Martin Deeg
    Wie kommen Sie auf die Idee, die Grünen seien nicht Ihre Erziehungsberechtigten?

    Und für einen so frechen Kommentar warten Sie mal bis der Habeck heimkommt....
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  • Franz Schröter
    Meine Güte, man kann aus jeder kleinen Maus, einen Elefant machen. Kann man das nicht einfach als Spaß für die Kinder sehen? Das war es und nicht mehr.
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  • Michael Zink
    Zitat: "Womit der Kreisbauernverband nicht rechnen konnte"

    Wirklich nicht?
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  • Thomas Hemmerich
    Bei vielen Demonstrationen gegen Atomkraft, meist initiiert von den Grünen, waren ganze Familien und somit auch Kinder dabei. Da hat sich niemand aufgeregt, im Gegenteil.
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  • Martin Heberlein
    Doch. Da haben sich einige aufgeregt - unter anderem ich. Und auch hier: Da wird den Kindern allen Ernstes weisgemacht, sie wären bei dieser Anti-Grünen/Ampel-Demo (nix anderes ist das doch inzwischen, siehe auch die diversen Plakate) damit sie später auch Bauern werden können. Diese Perfidie können die Kinder aber nicht durchschauen. Missbrauch.
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  • Dietmar Eberth
    Kinder zu Demos mitzunehmen war früher Unsinn und ist heute Unsinn. Bei Jugendlichen sieht die Sache anders aus. Die können Probleme verstehen. Kinder machen was ihnen die Eltern sagen.
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  • Susanne Reh
    Wir haben früher gegen das geplante AKW bei Viereth friedlich demonstriert, da waren unsere Kinder dabei und auch sonst fast nur Familien mit Kindern, da kam niemand auf die Idee zu sagen wir würden unsere Kinder instrumentalisieren. Es geht doch bei Protesten auch immer um die Zukunft unserer Nachkommen denen wir eine lebenswerte Zukunft hinterlassen wollen.
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  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Finde ich auch. Vor allem, wenn alle Familienmitglieder gehen, wer beaufsichtigt die Kids?
    Bei dieser Bauerndemo ist das Ziel anders, zumal es eigentlich, wie ich hörte, nicht um den ganz großen Wurf bei den Subventionsarten geht. Anscheinend spielen andere Faktoren, politisch oder Wettbewerbsgründe etc. durchaus eine Rolle. Ich habe mich schon früher bei einigen Produkten gefragt, warum sich die Bauern von den großen Ketten so herunterhandeln lassen, z.B. Milchpreise usw. Es kann eigentlich nicht sein, das wegen schlechter Bezahlung für gute Arbeit für evtl. je nach Betrieb nicht ausreichende Erträge der Steuerzahler mit Subventionen einspringen muss - außer für Innovationen, bei Missernten usw. - klar. Für die Verbraucher müsste der Staat das über die MWST regeln.

    Wir haben m. W. mit die billigsten Lebensmittel ggüb. Nachbarländern.
    Ggf. irre ich mich, doch dieses langjährige System gehört reformiert, bes. für die Bio- Bauern!
    Meine Familie kommt übrigens von einem Bauernhof.
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  • Lutz Saubert
    Haben Sie bei Fridays for future auch so argumentiert?
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  • Dietmar Eberth
    Gruselig
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  • Martin Deeg
    Das eigentliche Problem ist nicht die Instrumentalisierung der Kinder sondern die dreiste emotionale Erpressung:

    wer sich - und sei es noch so sachlich - negativ hierzu äußert, dass hier "die Buben und Mädchen ein Puzzle-Teil der vielen Aktionen des Demo-Montags" wurden, der erfüllt sofort jegliche "Feindbild"-Erwartung dieser (erwachsenen) Demonstranten, wird als Familien- und Kinderfeind diffamiert, als bornierter "Grün-links"-Ideologe, dem das "Gendern" wichtiger ist als der "Fortbestand" etc. blabla......selbsterfüllende Prophezeiung

    Und vermutlich wird auch Aiwanger bei seinem nächsten rotkopfigen Auftritt diese "kleine" Demo erwähnen - zumindest dafür dürfte sich dann der eine oder andere der "Buben und Mädchen" schämen, wenn er reif genug ist, den Vorgang einzuordnen....empfehle hierzu die SZ von heute: "Hier ist das Volk".
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