Mellrichstadt oder Ostheim? Mehrfach war im vergangenen Jahr die Entscheidung im Gemeinderat vertagt worden, welcher Verwaltungsgemeinschaft sich die Großgemeinde Bastheim anschließen wird. Am 16. Januar fiel das Votum dann denkbar knapp aus: Sieben Bürgervertreter stimmten für Mellrichstadt, acht für den Beitritt zur VG Ostheim. „Diese Entscheidung spiegelt nicht die Meinung der Breite der Bevölkerung wider“, ist sich der Bastheimer Roland Leicht sicher. Er hat daher Maßnahmen ausgelotet, wie die Bürger diesem Beschluss entgegenwirken können.
Als er das Ergebnis der Abstimmung erfahren habe, sei er aus allen Wolken gefallen, sagt Roland Leicht im Gespräch mit dieser Redaktion. Er habe stets darauf vertraut, dass aufgrund der engeren Verbindung zu Mellrichstadt der Anschluss an die dortige VG außer Frage steht. Schnell kristallisierte sich heraus, dass er mit seiner Meinung nicht alleine ist. Mit Wolfgang Warmuth und Albrecht Euring, seiner Tochter Nina Leicht und Zivko Türk-Vujanic hat er Mitstreiter gefunden, die ebenfalls der Meinung sind, dass Volkes Wille bei der Entscheidung für Ostheim nicht gehört wurde. Das soll sich ändern.
180 Unterschriften werden für das Bürgerbegehren gebraucht
Die Gruppe hat ein Bürgerbegehren gestartet und sammelt Unterschriften in Bastheim und den Ortsteilen, um einen Bürgerentscheid zu erwirken. 180 Unterschriften – zehn Prozent der Wahlberechtigten – werden für das Bürgerbegehren gebraucht, dessen Frage lautet: „Sind Sie dafür, dass sich die Gemeinde Bastheim mit der VG der Stadt Mellrichstadt zusammenschließt?“
Bis Anfang Februar gehen die fünf von Haus zu Haus, erklären ihren Mitbürgern ihr Vorhaben und sammeln Unterschriften. Die werden von Tag zu Tag mehr. „Wir sind auf einem guten Weg, die erforderliche Zahl und mehr zu erreichen“, freuen sich die Initiatoren.
Bastheimer pflegen Verbindungen zu Mellrichstadt
„Um es deutlich zu sagen: Wir sind nicht gegen Ostheim, sondern wir sind für den Anschluss an die VG Mellrichstadt, weil wir zur ehemaligen Kreisstadt viel mehr Bezugspunkte haben“, betont Albrecht Euring. Kinder aus dem Mellrichstädter Stadtteil Frickenhausen besuchen den Kindergarten und die Grundschule in Bastheim, die älteren Schüler aus dem Besengau gehen in Mellrichstadt zur Schule, führt er an. Das katholische Pfarramt und das Standesamt befinden sich bereits in Mellrichstadt, und auch Bahnhof und Autobahnanschluss sprechen laut Ansicht der Initiative für das Mittelzentrum. Ganz zu schweigen von der besseren Busverbindung nach Mellrichstadt, um Einkäufe und Bankgeschäfte zu erledigen oder zum Arzt zu gehen.
Auch beim Wasserzweckverband besteht eine Verbindung zu Mellrichstadt. „Durch den Anschluss an die alte Kreisstadt wird zudem die Wirtschaftlichkeit der Gemeinde Bastheim gestärkt“, sind sich die Initiatoren des Bürgerbegehrens sicher. Dem Argument der Gemeinderatsmitglieder, dass die Verwaltungen in Ostheim und Bastheim mit dem gleichen EDV-System arbeiten, was für einen Zusammenschluss von Vorteil sei, messen sie angesichts ihrer Auflistung deutlich weniger Bedeutung bei. „Und weitere Gründe, warum unsere Bürgervertreter Ostheim vorgezogen haben, liegen uns nicht vor“, kritisieren sie die Informationspolitik der Gemeinde.
Kritik: Bürger waren nicht in die Entscheidung eingebunden
Was Roland Leicht und seine Mitstreiter vor allem ärgert: „Die Bürger hätten viel mehr in den Entscheidungsprozess eingebunden gehört. Warum gab es im Vorfeld keine Bürgerversammlung, um die Meinung der Bevölkerung auszuloten?“, fragen sie sich. Wie sie in Gesprächen mit ihren Mitbürgern erfahren haben, hat das denkbar knappe Votum für Ostheim viele Gemeindemitglieder überrascht. Mit ein Grund für die Gruppe, sich für ein Bürgerbegehren einzusetzen. „Wenn der Gemeinderatsbeschluss 14 zu 1 ausgegangen wäre, hätten wir die Entscheidung akzeptiert. Jetzt aber stellen wir die Entscheidung in Frage und wollen, dass die Bürger sich dazu äußern“, sagt Wolfgang Warmuth.
Ein weiterer Grund: „Wir wollen mit einem starken Partner zusammengehen, und das ist auf lange Sicht für uns die VG Mellrichstadt“, sagen die Initiatoren. Sie sind überzeugt, dass die Mehrheit der Bürger das ebenso sieht und für die künftige Entwicklung der Gemeinde die Weichen anders stellen möchte.
In der nächsten Gemeinderatssitzung auf der Tagesordnung?
Und das mit demokratischen Mitteln. Wenn die erforderliche Anzahl der Unterschriften vorliegt, werden die Listen bei der Gemeinde eingereicht, dann muss der Gemeinderat über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden. „Wir gehen davon aus, dass die Gemeinderäte wohlwollend zustimmen, wenn eine Liste, die den Bürgerwillen bekundet, vorliegt“, sagen die Initiatoren. Sie hoffen darauf, dass ihr Anliegen schon in der nächsten Sitzung, die voraussichtlich am 13. Februar stattfindet, zur Sprache kommt.
„Wir wollen mit dem Bürgerbegehren keinen Unfrieden in die Dörfer tragen, sondern den Bürgern in Bastheim und den Ortsteilen die Möglichkeit geben, ihre Meinung kundzutun“, machen Roland Leicht und Wolfgang Warmuth deutlich. Wer auf der Liste unterschreiben will, dem stehen die Türen aller fünf Initiatoren des Bürgerbegehrens offen.
Sonstige Vorteile "Pro Ostheim" ist Ihnen nicht bekannt, na, wenn man nur hinter dem Ofen sitzt!