Es gab sie – die Themen in Vor-Corona-Zeiten, die lange für Gesprächsstoff in Bad Neustadt sorgten. So zum Beispiel die Idee einer Seilbahn, die die Innenstadt in wenigen Minuten mit dem Rhön-Klinikum Campus verbinden würde. 2019 wurde sie durch Rhön-Klinikum Gründer Eugen Münch ins Gespräch gebracht. Hiesige Politiker wie Landrat Thomas Habermann outeten sich als "Fans", die Gastronomenfamilie Griebel stellte gar als Witz bereits symbolisch eine "Talstation-Gondel" auf seiner Almhütte auf.
Nach einer Bürgerumfrage im Jahr 2020 wurde es ruhig um dieses Projekt. Diskutiert wurde die Idee später im Rahmen des Mobilitätskonzepts, das für die gesamte Stadt Bad Neustadt erarbeitet werden soll. Nun entschied sich der Stadrat in seiner jüngsten Sitzung, das Projekt vorerst in die Schublade zu stecken und einen Beschluss aus dem März 2020 aufzuheben.
Eine "richtige und vernünftige Entscheidung"
"Wir haben das Thema auch in unserer Zukunftswerkstatt ausgiebig diskutiert und im Gremium entschieden, das Projekt zum aktuellen Zeitpunkt nicht weiterzuverfolgen", erklärte Bürgermeister Michael Werner im Gespräch mit dieser Redaktion. Dies sei in seinen Augen eine "richtige und vernünftige Entscheidung".
Man habe sich von Herstellern und Planern verschiedene Angebote eingeholt. Grundsätzlich sei ein Bau machbar gewesen. "Der Invest und Nutzen, den man aus einer Seilbahn ziehen würde, ist momentan für den Stadtrat aber nicht greifbar", so Werner zu den Beweggründen. Er spricht in diesem Zusammenhang von einem "ordentlichen zweistelligen Millionenbetrag", den ein Seilbahn-Bau verschlungen hätte. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt.
Nicht mehr den Weg bis zu einem Bürgerentscheid gehen
Der Bürgermeister relativiert damit eigene Aussagen aus der Wahlkampfzeit, als er sich als Bürgermeisterkandidat pro Seilbahn positionierte und am Ende die Bürger hätten entscheiden sollen, ob der Bau realisiert werden soll. "Wir sind zur Erkenntnis gekommen, dass wir so weit gar nicht gehen müssen." Eine Entscheidung musste nun fallen, da die eingeholten Angebote befristet waren und die Auftraggeber auf eine Rückmeldung warteten.
Man habe sich als Stadt, so Werner, millionenschwere Bauprojekte vorgenommen und setze derzeit einige davon um – beispielsweise im Schul- und Kindergartenbereich. "Und dann ergibt es keinen Sinn, Projekte warmzuhalten, bei denen es nicht vorangeht und die nur schleichend parallel begleitet werden."