Wer schon einmal in der Markthalle im Bad Königshofener Rathaus war, hat die mächtige Kanone sicher bestaunt. Sie ist ein Nachbau aus der Zeit um 1820 und ist eine 7-Pfünder Feldhaubitze. Eine Erinnerung an die fürstbischöfliche Festungsstadt Königshofen. Hier lag um 1800 eine 1200 Mann starke Besatzung und es gab insgesamt 69 Kanonen.
Die Bad Königshofener Kanone ist einsatzfähig, und zwar für Böller- oder Salutschüsse. Sie hat weiterhin die Zulassung für Schüsse mit Kanonenkugeln. Die Kanone ist eine Spende des gebürtigen Bad Königshofeners Rainer Schunk, der eng mit der Geschichte seiner Heimatstadt verwurzelt ist. 69 solcher Kanonen standen einst auf den Stadtmauern der fürstbischöflichen Festungsstadt Königshofen.
Die Stadtkanoniere von Bad Königshofen machen die Kanone schussfertig
Nicht diese Kanone aus dem Rathaus, sondern eine Kleinere kommt in Bad Königshofen immer wieder zum Einsatz, etwa bei besonderen Festivitäten, wie der Eröffnung des Kunst- und Kunsthandwerkermarktes. Namen wie Wolfgang Klier, Gerhard Reß, Gerd Kaßler, Johannes Volz, Wolfgang Dippert, Gerd Jäger oder Michael Katzenberger kommen in Erinnerung. Sie alle waren einmal Stadtkanoniere, berichtet Jochen Staub, der in diesem Jahr die kleine Kanone schussfertig machte.
Dazu hat Jochen Staub einen Stab mit einer halbrunden Blechverkleidung, in die er, genau abgemessen, das Schwarzpulver in einer vorgegebenen Füllmenge gibt. Das kommt in das Kanonenrohr, gefolgt von einem Korken, der regelrecht hineingestopft wird. Danach muss das Zündhütchen aufgesetzt werden und dann heißt es "Achtung – Schuss".
"Da kommt richtig Feuer raus!" So wird der Kanonenschuss ausgelöst
Ganz wichtig ist, dass im Bereich der Schussrichtung niemand steht, denn, so zeigen die Aufnahmen, "da kommt richtig Feuer raus." Auch auf den "sehr lauten Kanonenschlag" verweist Jochen Staub. Ohrenstöpsel sind deshalb angesagt. Ausgelöst wird der Schuss dadurch, dass Jochen Staub an einer etwa zwei Meter langen Schnur zieht und damit den Schlagbolzen auf das Zündhütchen schlägt.
Einer der ersten Kanoniere war Wolfgang Klier. Der Hintergrund war seine Mitgliedschaft in der Vorstandschaft der Königlich privilegierten Schützengesellschaft Bad Königshofen. Zahlreiche Auftritte in historischer Tracht an Festtagen in Bad Königshofen und in anderen Städten waren und sind eine gute Werbung für die Stadt, wissen die Bürgermeister Clemens Behr und Thomas Helbling.
Weshalb Kanonier eine ehrenvolle, aber auch gefährliche Aufgabe ist
Schwarzpulver einfüllen und das Zündhütchen aufsetzen, klingt zwar recht einfach, ist es aber nicht, sagt Jochen Staub. Da Kleinkanonen nicht unter das Waffengesetz fallen, greift in Deutschland das Sprengstoffgesetz. Das bedeutet, dass ein Fachkundelehrgang zum Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen absolviert werden muss. So wird sichergestellt, dass ein Kanonier und Böllerschütze für diese ehrenvolle, aber eben auch gefährliche Aufgabe wirklich geeignet ist.
Beim Lehrgang geht es um grundlegende Kenntnisse, wie Sicherheitsabstände und Verhaltensregeln, um Unfälle zu vermeiden. Der staatlich anerkannte Lehrgang mit Prüfungszeugnis ist eine Voraussetzung zum Erhalt dieser sprengstoffrechtlichen Erlaubnis für Kanoniere. Teilnahmebedingung ist eine gültige Unbedenklichkeitsbescheinigung nach dem Sprengstoffgesetz als Nachweis der persönlichen Zuverlässigkeit vor Lehrgangsbeginn.
Die Kanone wird turnusmäßig vom Schussamt überprüft
Von Vorteil ist es, einem Schützenverein anzugehören, weiß Jochen Staub. Die Böllergeräte wie Kanonen, Hand- und Schaftböller müssen turnusmäßig alle fünf Jahre dem Beschussamt in Mellrichstadt zur Nachprüfung und dem Nachbeschuss vorgeführt werden. Zu den Uniformen: Sie wurden in den 1990er Jahren unter Bürgermeister Clemens Behr angeschafft und sind einer mittelalterlichen Uniform nachempfunden. Die Stadt Bad Königshofen ist übrigens derzeit wieder auf der Suche nach einem Nachfolger für Jochen Staub.