Das Grabfeld darf sich freuen. Für 2023 gibt es keinen Titel. Vom ungeliebten Spitzenplatz der trockensten Stadt Bayerns ist Bad Königshofen mit seinen 704,3 Litern Niederschlag auf den Quadratmeter weit entfernt. Das sind 119,5 Prozent des auf 589,6 Liter gefallenen Mittelwerts der Periode von 1990 bis 2020. Nur 2017 hatte es mit 707,9 Liter in der Grabfeldmetropole in den vergangenen Jahren mehr geregnet und geschneit. Damals fielen allerdings allein im Juli 180, 5 Liter, voriges Jahr war der August mit 130 Litern der mit Abstand nasseste Monat.
Für viel wichtiger hält es Hilmar Mauer, der im Bad Königshöfer Stadtteil Merkershausen seit 1990 für den Deutschen Wetterdienstes in Offenbach als ehrenamtlicher Wetterbeobachter eine Klimastation betreut, dass sich die Niederschläge auf 181 Tage verteilen und es somit auch über längere Strecken geregnet hat. Der Tag mit der höchsten Niederschlagsmenge war der 16. August mit 27 Liter pro Quadratmeter.
An sieben Monaten lag Niederschlagsmenge an der Wetterstation über dem Mittelwert
Trotzdem gab es 2023 in Bezug auf die Niederschläge ein Auf und Ab. Während im Januar und Februar nur etwas weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel fiel, war es im März und April fast die doppelte Menge. Die Monate Mai und Juni waren dann wieder viel zu trocken. Dann folgten der nasse August und der schon wieder etwas zu trockene September.
Oktober, November und Dezember und zum Jahresende lagen die Werte meist sehr deutlich über dem Mittel. Vergleicht man die Ergebnisse mit Regionen, in denen es wirklich viel Niederschlag gibt, dann gewinnt man einen realistischen Blick auf die Situation. In Balderschwang im Allgäu hatte es im gleichen Zeitraum 3049 Liter auf den Quadratmeter gegeben.
Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling, der auch Vorsitzender des Wasserzweckverbandes Gruppe Mitte ist, reagiert zurückhaltend, wenn man ihn auf eine etwaige Aufhebung des seit einiger Zeit geltenden Wasserspargebots anspricht. Das zeige eigentlich erst wieder im Sommer Auswirkungen, wenn es etwa darum geht, den Garten zu gießen, Rasenflächen zu sprengen oder private Swimmingpools mit Trinkwasser zu befüllen, was zum Schutz der Trinkwasserbrunnen untersagt ist.
Keine Prognose zum Wasserspargebot in Bad Königshofen
Helbling freut sich zwar über das niederschlagsreiche Jahr, gibt aber zu bedenken, dass es schon zwei, drei Jahre brauche, bis sich der Grundwasserspiegel spürbar erhole. Insofern könne er zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Prognose abgeben, was das Wasserspargebot betrifft. "Wir müssen sehen, wie es mit dem Wetter weitergeht".
Rekordverdächtig ist die Jahresdurchschnittstemperatur, die 2023 bei 10,4 Grad und damit um 1,4 Grad über dem langjährigen Mittel von neun Grad lag. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1947 sei nur einmal im Jahr 2018 eine Jahresdurchschnittstemperatur von mehr als zehn Grad gemessen worden, sagt Hilmar Mauer. Damals waren es 10,2 Grad. Der wärmste Tag mit der höchsten Durchschnittstemperatur im vergangenen Jahr war der 11. Juli mit 25 Grad, die höchste Temperatur des Jahres wurde am 9. Juli mit 35,2 Grad gemessen.
Die kältesten Tage 2023 waren mit minus 4,7 Grad der 19. Januar und der 4. Dezember, die niedrigste Temperatur wurde mit minus 15 Grad am 18. Januar registriert. Eine Schneedecke lag vom 18. Bis 29. Januar, am 27. Und 28. Dezember sowie vom 5. bis 7. Dezember.
