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Mellrichstadt
Aus für die Rhönbox: Warum es in Mellrichstadt jetzt keine regionalen Lebensmittel mehr im Automaten gibt
Die Familie Schirber hat in der Rhönbox in Mellrichstadt Produkte aus regionaler Herstellung verkauft. Seit 18. August ist Schluss. Was sind die Gründe?
Die Automaten sind weg: Nach drei Jahren hat die Familie Schirber den Direktverkauf regionaler Produkte in der Rhönbox in Mellrichstadt eingestellt.  
Foto: Simone Stock | Die Automaten sind weg: Nach drei Jahren hat die Familie Schirber den Direktverkauf regionaler Produkte in der Rhönbox in Mellrichstadt eingestellt.  
Simone Stock
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:55 Uhr

Für Schirber's Rhönbox im Beethovenweg in Mellrichstadt ging am vergangenen Freitag das Licht aus. Die vier Kühltheken, gefüllt mit Fleisch und Wurst, Käse und Brotaufstrichen, Milch, Eis und vielem mehr, wurden abgebaut. Auf einem Hinweisschild bedankt sich die Familie Schirber bei ihren Kunden. Über drei Jahre haben die Betreiber mit ihrer Rhönbox das Angebot regionaler und nachhaltig erzeugter Lebensmittel in der Stadt bereichert. Das Ende kommt für viele überraschend.

"Es sind rein wirtschaftliche Gründe, die uns dazu bewogen haben, die Rhönbox aufzugeben", sagt Melanie Schirber im Gespräch mit dieser Redaktion. Nicht nur, dass die Erzeugerpreise und die Kosten für das Verpackungsmaterial bei den Zulieferbetrieben gestiegen sind und viele Produkte somit teurer wurden. "Auch die hohen Energiekosten haben dazu geführt, dass die Rhönbox letztlich nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden konnte."  

Familie Schirber: Viel Herzblut in das Projekt Rhönbox gesteckt

Für Melanie und Wolfgang Schirber war es kein einfacher Entschluss, ihre Rhönbox aufzugeben: "Wir haben viel Herzblut und Engagement hineingesteckt, da trifft man so eine Entscheidung nicht leichtfertig." Dennoch habe sie sich bereits seit einem halben Jahr mit dem Gedanken beschäftigt, das Angebot einzustellen. "Am Ende muss man die Zahlen sprechen lassen", zieht sie Bilanz.   

Familie Schirber, die einen landwirtschaftlichen Hof in Oberstreu betreibt, ist für die Aufzucht von Duroc-Schweinen bekannt und setzt auf Nachhaltigkeit. Die Schweine werden artgerecht im Strohstall gehalten und haben Auslauf. 80 Prozent des Futters für die Schweine stammen aus regionalem Anbau, der größte Teil der Körner zur Fütterung wächst auf den eigenen Feldern, wie die Schirbers auf ihrer Homepage informieren.

Unabhängig von Öffnungszeiten an der Rhönbox einkaufen

Ein neuer Weg der Vermarkung des Fleisches, aber auch vieler weiterer Produkte war die Rhönbox. Drei Truhen wurden im Mai 2020, kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie, aufgestellt. Hier gab es regionale Produkte rund um die Uhr. In einer Zeit also, in der viele Einkäufer den Fokus auf hochwertige Lebensmittel gelegt haben. Zudem hatten Konsumenten auch außerhalb der Öffnungszeiten von Supermärkten, zum Beispiel nachts und sonntags, die Möglichkeit, eine Vielzahl an Produkten zu kaufen.

Am 18. August ging für Schirber's Rhönbox im Beethovenweg in Mellrichstadt das Licht aus.
Foto: Simone Stock | Am 18. August ging für Schirber's Rhönbox im Beethovenweg in Mellrichstadt das Licht aus.

Das Sortiment war breit gefächert: Es gab Fleisch und Wurstwaren von den hofeigenen Duroc-Schweinen, dazu Mehl, Eier, Honig, Käse, Marmelade, Chutneys, alkoholfreie Getränke und auch Wein. Schnell wurde das Angebot um eine Tiefkühltheke mit Eis erweitert. 

Regionales aus der Rhönbox war in der Corona-Pandemie stark gefragt

Und die Käufer nutzten das neue Angebot reichlich. Insbesondere in den Frühlings- und Sommermonaten wurde das Grillfleisch gerne aus dem Automaten gezogen. Doch die Zeichen der Zeit gingen zuletzt auch an der Rhönbox nicht spurlos vorbei. Die Inflation treibt die Preise. "Die Waren werden im Einkauf teurer, und unsere Margen sind nicht so groß, dass wir das kompensieren können", sagt Melanie Schirber.

Im vergangenen Jahr musste sie daher bereits die Preise für das ganze Sortiment anheben. "Viele Direktvermarkter schlucken einiges von den Preiserhöhungen weg, aber irgendwann geht es nicht mehr", weiß Melanie Schirber. In diesem Januar kam dann noch ein deutlich erhöhter Abschlag für Strom dazu. "Diese Kosten müssen ja auch erwirtschaftet werden. Letztendlich hätte der Absatz deutlich mehr sein müssen, um die Rhönbox rentabel zu betreiben."   

Melanie Schirber: Seit dem vergangenen Jahr sind die Preise ständig in Bewegung

Auch Vandalismus war ein Problem. Im vergangenen Dezember war die Scheibe eines Lebensmittelautomaten mit einem Stein eingeworfen worden, der Schaden lag bei knapp 1000 Euro. Zum Teil erfolgreiche Versuche, den Inhalt der Automaten zu stehlen, kamen obendrauf. Ein teures Ärgernis für Familie Schirber. 

Die RhönBox an der ehemaligen Tankstelle Seemann in Mellrichstadt wurde im Mai 2020 in Betrieb genommen. Damals freuten sich (von links) Brigitte Proß vom Aktiven Mellrichstadt, Oberstreus Bürgermeister Stefan Kießner, Michael Kraus, Bürgermeister von Mellrichstadt, die Betreiberin der Rhönbox,  Melanie Schirber mit Wolfgang Schirber, und die Vermieter-Familie Gerda Seemann,  Klaus Seemann und Nicole Seemann.
Foto: Anja Behringer | Die RhönBox an der ehemaligen Tankstelle Seemann in Mellrichstadt wurde im Mai 2020 in Betrieb genommen. Damals freuten sich (von links) Brigitte Proß vom Aktiven Mellrichstadt, Oberstreus Bürgermeister Stefan ...

Zudem hat sie festgestellt, dass sich das Kaufverhalten nach der Corona-Pandemie wieder geändert hat. Die Erzeugerpreise steigen, die Kunden haben weniger Geld in der Tasche. "Seit dem letzten Jahr sind die Preise ständig in Bewegung", sagt Melanie Schirber. Eine Erfahrung, die jeder Einkäufer auch im Supermarkt macht. Doch letztlich habe es der Kunde in der Hand, welche Angebote bleiben. Für hochwertige Produkte müsse man mehr ausgeben.

Produkte aus der Rhönbox: Verkauf war stark saisonal abhängig

Sie bedankt sich bei den Kunden, die der Rhönbox in den vergangenen drei Jahren die Stange gehalten haben. "In den letzten Monaten lief der Verkauf sehr gut, besonders Grillfleisch und Eis waren gefragt", so Melanie Schirber. Das werde erfahrungsgemäß in den Herbst- und Wintermonaten aber deutlich weniger. "Der gute Verkauf im Sommer kann das nicht auffangen", macht sie deutlich.

Daher fiel die Entscheidung, das Angebot ganz aufzugeben. Fleischpakete vom Duroc-Schwein sind weiterhin am Hof der Familie Schirber in Oberstreu erhältlich. 

 
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