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BAD KÖNIGSHOFEN
Augen auf beim Weihnachtsbaumkauf
Hannelore und Thomas Thamke aus Hellingen suchen im Christbaumland in Zimmerau ein größeres Exemplar. Wenn sie selbst ernten, wissen sie, dass der Baum frisch ist.
Foto: Regina Vossenkaul | Hannelore und Thomas Thamke aus Hellingen suchen im Christbaumland in Zimmerau ein größeres Exemplar. Wenn sie selbst ernten, wissen sie, dass der Baum frisch ist.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:39 Uhr

Die Kunden sind sensibler geworden oder haben schlechte Erfahrungen gemacht: Wenn der Weihnachtsbaum nach Chemie statt nach Wald riecht, sobald er ins Warme kommt, stimmt etwas nicht. Bei der Umfrage dieser Redaktion zum Kaufverhalten von Weihnachtsbäumen 2016 stand die Forderung „ungespritzt soll er sein“, noch nicht im Mittelpunkt, das hat sich anscheinend geändert. Die Kriterien „gerade und schön gewachsen“ sind geblieben.

Der Geruch macht den Unterschied

Der Trend zur Nordmanntanne ist ungebrochen, sagt Rainer Wohlfart.
Foto: Regina Vossenkaul | Der Trend zur Nordmanntanne ist ungebrochen, sagt Rainer Wohlfart.

Darf es auch ein unechter Tannenbaum sein? In einer Zufallsumfrage sprachen sich alle Befragten dagegen aus. „Es muss ein echter sein“, sagt Silvana Gödde aus Bad Königshofen. „Ein schöner Tannenbaum gehört zu Weihnachten einfach dazu, er muss ja nicht groß sein. So ein Baum riecht gut und damit er wirklich frisch ist, fahren wir immer nach Exdorf und holen uns den Baum selbst aus der Plantage.“ Die beiden Kinder helfen dann beim Schmücken und haben ihren Spaß. Gert Kürschner aus Trappstadt sieht es ähnlich. Er kauft beim Händler seines Vertrauens in Ipthausen. „Da weiß ich, der Baum ist frisch geschlagen, nicht mit Insektiziden gespritzt und bei Vollmond geerntet, da halten die Nadeln länger.“

Auch bei Doris Beck aus Burglauer kommt kein Plastikweihnachtbaum ins Haus. Weil die Tanne im Wohnzimmer freisteht, legt sie Wert auf gleichmäßiges Grün und eine gut gewachsene Spitze. „Es muss nicht unbedingt Nordmann sein, Hauptsache schön“, ist ihre Meinung. Nach dem Mondkalender geschlagen ist der Baum, den sie in Ipthausen gekauft hat, dass es Bio-Bäume gibt, hat sie schon gehört, aber es genügt ihr, wenn die Kultur nicht chemisch behandelt wurde. Andrea Krampf aus Bad Königshofen diskutiert jedes Jahr mit ihrem Mann. „Er sagt, er will einen künstlichen, ich sage, entweder echt oder gar keinen“, fasst sie zusammen. „Ansonsten fehlt mir der Geruch.“ Einen Baum im Topf hat sie auch schon mal gekauft und dann ausgepflanzt.

Trend zur Nordmanntanne

Rainer Wohlfart aus Ipthausen hat seit fünf Jahren eine eigene Christbaumkultur und kann bestätigen, dass der Trend zur Nordmanntanne ungebrochen ist. Nur wenige Kunden nehmen auch gern eine Blaufichte, auch wenn die Nadeln spitzer sind und schneller abfallen.

Bei Doris Beck aus Burglauer muss es nicht unbedingt eine Nordmanntanne sein, der schöne Wuchs ist entscheidend.
Foto: Regina Vossenkaul | Bei Doris Beck aus Burglauer muss es nicht unbedingt eine Nordmanntanne sein, der schöne Wuchs ist entscheidend.

„Wir rufen die Verbraucher dazu auf Bio-Weihnachtsbäume zu kaufen, die ohne Kunstdünger und Pestizide groß geworden sind“, sagt Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN. Der BUND hatte zusammen mit dem BUND Naturschutz in Bayern (BN) 2017 in einer deutschlandweiten Stichprobe in 13 von 17 Weihnachtsbäumen Pestizide gefunden. Das macht hellhörig, genauso wie Berichte aus dem Spessart, dort sollen sogar Rückstände des seit 2001 in der EU verbotenen E 605 (Parathion), im Volksmund „Schwiegermuttergift“ genannt, nachgewiesen worden sein. Wegen des Verdachts auf Bodenverunreinigung verfolgt die Staatsanwaltschaft Würzburg diesen Fall.

Schwierige Produktionsbedingungen

Gert Kürschner aus Trappstadt kauft eine Nordmanntanne beim Händler seines Vertrauens.
Foto: Regina Vossenkaul | Gert Kürschner aus Trappstadt kauft eine Nordmanntanne beim Händler seines Vertrauens.

Försterin Lisa Spielmann, die die Christbaumkulturen der Firma Eschenbach in Zimmerau und Exdorf betreut, wehrt sich gegen eine Verallgemeinerung und verweist auf die schwierigen Produktionsbedingungen. Wegen der Trockenheit war man in den Kulturen nicht ohne Bewässerung mithilfe eines eigenen Brunnens ausgekommen, sonst wären die Setzlinge eingegangen, berichtet sie. Unkrautregulierung geschehe durch Ausmähen, nur im Notfall, sollte es zu einem Pilz- oder Schädlingsbefall kommen, würden ökologisch unbedenkliche Mittel eingesetzt. Sie befürchtet einen Einbruch bei den Verkaufszahlen, die Skandale würden sich geschäftsschädigend auswirken, dazu komme importierte Billigware aus dem Ausland als Konkurrenz. „Bis eine Nordmanntanne zu einem verkaufsfähigen Christbaum heranwächst, vergehen ungefähr acht bis zehn Jahre“, gibt sie zu bedenken.

„Der Trend in der heutigen Gesellschaft muss klar in Richtung Bio und Regional gehen“, sagt die Försterin. Ab dem 6. Dezember kann man in Zimmerau wieder Kunden – manchmal ganze Familien – mit Handsägen bewaffnet in den Plantagen sehen, wo sie sich ihren Weihnachtsbaum selbst aussuchen und absägen. Das erinnert an Zeiten, als die Leute noch einfach in den Wald gingen und einen Baum holten – frischer und regionaler geht's nicht.

Tipps zum Weihnachtsbaumkauf

Kaufen Sie möglichst direkt beim Erzeuger und fragen Sie nach den Anbaubedingungen. Echte Bio-Bäume sind mit einem entsprechenden Logo gekennzeichnet. Ob ein Baum vor Kurzem geschlagen wurde, oder schon lange unterwegs war, erkennt man an einer hellen Schnittfläche. Bäume, die schon länger gelagert wurden, haben eine graue Schnittfläche. Auch die Nadeln geben bei der Fichte Auskunft über die Frische: Sind sie noch weich und nachgiebig oder stechen sie schon spitz in die Haut? Der gekaufte Baum sollte in einem Ständer oder Eimer mit Wasser frisch gehalten werden, möglichst auf Terrasse, Balkon oder im Keller, ansonsten am kühlsten Platz in der Wohnung. Eine frische Sägestelle erleichtert die Wasseraufnahme. Der Baum braucht pro Meter Höhe ungefähr einen Liter Wasser pro Tag.

Ökologischer Fußabdruck: Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet in zehn Jahren 145 Tonnen Kohlendioxid, 300 Tonnen Staubpartikel und sorgt für 100 Tonnen Sauerstoff. Ein Plastikbaum hat wegen des Energieeinsatzes bei der Produktion und der Entsorgung eine deutlich schlechtere Ökobilanz. Mehr Infos unter: www.sdw.de

 
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