Gerade soll er sein, frisch geschlagen und nicht zu dicht bewachsen, damit man den Weihnachtsschmuck gut anhängen kann – der Christbaum steht an Heiligabend in vielen deutschen Wohnzimmern, besonders, wenn Kinder mitfeiern. Die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Nordmanntanne ist der Renner seit vielen Jahren. Der etwas höhere Preis scheint die Käufer nicht zu schrecken. Am Freitag und Samstag hatten die Christbaumverkäufer Hochkonjunktur.
Christian Wohl, der beim Tannenbaumverkauf in Ipthausen mithalf, zeigte den Kunden Bäume in der geforderten Größe. Die heimische Blaufichte sei weniger gefragt, wegen der spitzen Nadeln und weil der Baum die Nadeln schneller verliert, so Wohl. Allerdings gebe es Leute, die wegen des guten Geruchs lieber eine Fichte wollen – die Blautanne duftet nicht.
Ohne Spritzmittel
Fragen die Käufer, ob die Bäume gegen Schädlinge behandelt wurden? „Bisher noch nicht“, ist die Antwort. Da die Bäume aus der Umgebung stammen oder in der Region dazugekauft wurden, gehen die Käufer wohl davon aus, dass keine Spritzmittel verwendet wurden, damit sich die Bäume länger halten, wie es bei Importen teilweise üblich ist.
Den größten Tannenbaumverkauf im Grabfeld, direkt aus eigener Produktion, gibt es in Zimmerau, wo der inzwischen verstorbene Seniorchef der Firma Zeltbau Eschenbach nach dem Fall der Mauer mit dem Anpflanzen von Christbaumplantagen begonnen hat. Inzwischen werden auf rund 70 Hektar Weihnachtsbäume erzeugt, die Gebiete liegen in Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern. Eine eigene Försterin, Lisa Spielmann, sorgt für die Anpflanzungen und hatte am Wochenende viel zu tun.
Es kamen sowohl Stammkunden als auch Neukunden, denn hier wird etwas Besonderes geboten: Ausgestattet mit einer Handsäge können die Kunden selbst einen Baum suchen, der von der Größe und der Aufteilung der Zweige ihren Ansprüchen entspricht, und ihn selbst umsägen. Das hat etwas von Jagen und Sammeln, und die Männer tragen ihre „Beute“ stolz zum Verpackungsstand, wo auch die Länge gemessen wird, danach richtet sich die Bezahlung.
Auch Christoph Göbel ist mit Sohn Julius von Großeibstadt nach Zimmerau gefahren, um den Christbaum gemeinsam abzusägen. Genaue Vorstellungen hatte die Familie und fand nach einigem Suchen im Gelände das ideale Exemplar. Eine Nordmanntanne, weil der Baum bis Lichtmess stehen bleibt, 1,80 Meter hoch und schön gewachsen sollte er sein. Julius packte mit an und schnell war der Stamm durchgesägt.
Hannelore und Thomas Thamke sind aus Hellingen angereist, sie suchen ein größeres Exemplar und kommen jedes Jahr wegen der Auswahl und weil sie wissen, dass der Baum frisch ist und aus der Umgebung stammt. Ihre Kinder mit den Enkeln haben diese Gewohnheit übernommen und waren schon tags zuvor dort.
„Die Billigbäume aus Dänemark machen uns Konkurrenz“, berichtet Försterin Spielmann. Sie organisiert nicht nur den Verkauf, sondern kümmert sich auch mit Fachkenntnis um die Plantagen. Mit einem Weihnachtsbaum aus der Region schütze man die Umwelt, weil lange Transportwege entfallen, erklärt sie. Auf dem Gelände ist ersichtlich, dass hier kein Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird, Schädlinge gibt es keine. Man dünge nur ab und zu, informiert die Försterin. Neben den Einzelkäufern zählen auch Händler zu den Kunden, eine Firma hat ihr Weihnachtsevent auf dem Gelände, das mit einer großen Hütte ausgestattet ist, abgehalten.
Jeder Mitarbeiter konnte sich im Verlauf der Feier einen Baum holen und ihn später mit nach Hause nehmen.
Nicht alle angepflanzten Bäume taugen für den Verkauf. Wenn ein Baum eine Doppelspitze ausbildet, von Rehen oder Mäusen angefressen wurde und die Zweige nicht richtig ausgebildet sind, ist er unverkäuflich. Der Anbau lohnt sich trotzdem, das zeigt sich auch daran, dass fünf Mitarbeiter dort beschäftigt sind.
Zahlen zum Baum
Von den 40,5 Millionen Haushalten in Deutschland kaufen sich ungefähr die Hälfte einen Weihnachtsbaum, der im Alter von acht und 12 Jahren geerntet wurde. 10 bis 12 Prozent der Bäume werden im Topf gekauft. Die Weihnachtsbaumproduktion sichert rund 100 000 Dauer- und 50 000 Saisonarbeitsplätze. Rechnet man mit einem Durchschnittspreis von 20 Euro pro Baum, beträgt der jährliche Umsatz der Branche rund 700 Millionen Euro.
Die Nordmanntanne ist mit fast 80 Prozent der mit Abstand beliebteste Baum, gefolgt von der Blaufichte mit 15 Prozent, sonstigen Fichten mit sieben Prozent und der Edeltanne/Nobilis mit 3 Prozent. (Zahlen aus 2015). Beim ökologischen Fußabdruck schneiden natürliche Christbäume besser ab als die Verwandten aus Plastik: Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet in zehn Jahren 145 Tonnen Kohlendioxid, 300 Tonnen Staubpartikel und sorgt für 100 Tonnen Sauerstoff. Ein Plastikbaum hat wegen des Energieeinsatzes bei der Produktion und der Entsorgung eine deutlich schlechtere Ökobilanz. Quelle: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald