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RÖDLES/REYERSBACH
Auge in Auge mit dem Wolf
Wolf       -  Ein Wolf wurde in den vergangenen Tagen mehrmals im Besengau gesichtet. Unser Bild zeigt ein Tier in einem Gehege des Biotopwildparks Anholter Schweiz in Isselburg.
Foto: Bernd Thissen/dpa | Ein Wolf wurde in den vergangenen Tagen mehrmals im Besengau gesichtet. Unser Bild zeigt ein Tier in einem Gehege des Biotopwildparks Anholter Schweiz in Isselburg.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:47 Uhr

Diese Begegnung wird Patrizia Löw so schnell nicht vergessen. Als die 20-Jährige am Mittwochvormittag mit ihrem Hund in einem Waldstück bei Rödles spazieren ging, stieß sie auf ein Tier, das aussah wie ein Wolf. „Es hat geraschelt, und dann stand der Wolf da. Nicht weit weg. 40 Meter vielleicht. „Es ist mir kalt den Rücken hinuntergelaufen“, sagt die junge Frau.

Hund war ebenfalls unruhig

Sie reagierte besonnen, lief schnellen Schrittes weiter, ohne jedoch zu rennen. Der Wolf blieb stehen. Und Patrizia Löw schaute nicht zurück. „Ich musste daran denken, dass mein Bruder erst kürzlich bei der Jagd den Wolf gesehen hat. Ich rief meine Mutter an, was ich tun soll.“ Derweil entfernte sie sich immer weiter von dem Tier. Ihr Hund, ein bayerischer Gebirgsschweißhund, war unruhig und zerrte heftig an der Leine. Nur weg hier.

Stunden später saß die junge Frau bei ihrem Großvater Ludwig Neller, Jagdpächter in Rödles, und berichtete aufgeregt über die Begegnung. Ihr Bruder Maximilian hatte am 8. Juni bei der Jagd ebenfalls einen Wolf beobachtet, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagt. Etwa 30 Meter von seiner Kanzel entfernt, tauchte das Tier hechelnd auf. „Da ist man schon erst mal erschrocken“, so der junge Jäger. Und auch die beiden Pächter der benachbarten Reviere, weiß Ludwig Neller, haben den Wolf schon gesehen. Vier Beobachtungen also in kurzer Zeit.

Schaf in Reyersbach verletzt

In Reyersbach drehten sich beim Stammtisch am Sonntagvormittag die Gespräche ebenfalls um den Wolf. Der Räuber soll ein Schaf in einem Garten so schwer verletzt haben, dass es verendet ist.

Eine Leserin aus Reyersbach fragte bei dieser Redaktion nach, ob das wahr ist. Klar ist, dass viele Gerüchte umgehen, seit in den Medien berichtet wurde, dass der Wolf in der Rhön angekommen sei. Das bestätigt Thomas Stumpf von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Bad Neustadt. Die Behörde prüft, wenn sie eine Mitteilung erhält, ob die Meldung glaubwürdig ist und gibt sie an das Umweltministerium weiter. Über einen Wolfsriss in Reyersbach war Stumpf nicht informiert. Ebenso wenig wie die Polizei und Bürgermeisterin Anja Seufert.

Wie ein junger Schäferhund

Waldemar Trupp hingegen ist sich sicher, dass er schon Anfang Juni einen Wolf am Ortsrand von Reyersbach gesehen hat. „Das Tier sah so ähnlich aus wie ein einjähriger Schäferhund“, sagt er. Als der Wolf ihn bemerkt habe, sei er schnell im angrenzenden Feld verschwunden. Trupp vermutet, dass das Tier, wenn es ein freilaufender Hund gewesen wäre, auf der Straße in Richtung Dorf gelaufen wäre.

Der Reyersbacher hat einen Garten mit Hang in Richtung Rödles und hält sich als natürliche Rasenmäher zwei Schafe, die das Areal abgrasen. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni wurde eines der Tiere am Hinterteil schwer verletzt. Wie Waldemar Trupp erzählt, sind Hundehalter in der Nacht mit ihrem Vierbeiner an seinem Garten vorbei Gassi gegangen, dabei sei der Hund sehr unruhig gewesen. „Vielleicht haben sie den Wolf gestört, so dass er von der Beute abgelassen hat“, mutmaßt Trupp.

Nach Hause, wenn es noch hell ist

Ein Schaf ist in Reyersbach von einem Tier am Hinterteil so schwer verletzt worden, dass es verendet ist. War es ein Wolf?
Foto: Waldemar Trupp | Ein Schaf ist in Reyersbach von einem Tier am Hinterteil so schwer verletzt worden, dass es verendet ist. War es ein Wolf?

Nach knapp einer Woche ist das Schaf nun verendet, an diesem Dienstag wurde es von der Tierkörperverwertung abgeholt. Das zweite Schaf hat der Reyersbacher weggegeben – zum einen, dass es nicht allein auf der Wiese steht, zum anderen, um den Wolf nicht noch einmal anzuziehen. Wenn er nun zu seinem Garten geht, ist ihm ein wenig mulmig zumute. „Meine Frau und ich gehen jetzt nach Hause, wenn es noch hell ist“, sagt er.

Dass es ein Wolf war, der das Schaf verletzt hat, ist definitiv nicht belegt. Doch vor einer Woche wurde ein Wolf auf Unterelsbacher Gemarkung gesehen. Und auch die Wolfssichtungen in Rödles und den Nachbarrevieren belegen, dass ein Tier die Wälder im Besengau durchstreift.

Wie verhält man sich am besten?

In Reyersbach wird daher auch darüber diskutiert, wie man sich verhalte sollte, wenn man in der Natur auf einen Wolf trifft. Grundsätzlich ist der Wolf ein eher scheues Tier. Da diese Frage aber die Menschen bewegt, in deren Umgebung ein Wolf gesichtet wurde, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit auf seiner Homepage eine Anleitung veröffentlicht, in der die Frage aufgegriffen wird „Was mache ich, wenn ich einem Wolf begegne?“

Dort heißt es unter anderem, dass Wölfe zumeist nicht panisch fliehen, wenn sie einen Menschen bemerken, sondern sich zunächst einen Augenblick lang orientieren und sich dann zurückziehen. Grundsätzlich gelte, dass man sich bei einer Begegnung ruhig verhalten und Abstand halten sollte. Und weiter: „Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht und Ihnen die Situation nicht geheuer ist, sprechen Sie laut oder klatschen Sie in die Hände, um sich bemerkbar zu machen. Rennen Sie nicht davon, dies könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen. Sollte der Wolf sich Ihnen wider Erwarten nähern, bleiben Sie stehen und machen Sie sich groß, versuchen Sie ihn einzuschüchtern. In einem solchen Fall sollten Sie eher einen Schritt auf das Tier zugehen, als zurückweichen.“

Vorsicht walten lassen

Allgemein gilt, in einem Gebiet, in dem der Wolf gesehen wurde, Vorsicht walten zu lassen. Hundehaltern wird empfohlen, ihre Vierbeiner nicht frei laufen zu lassen. Wer einen Wolf sieht oder glaubt, den Wolf gesehen zu haben, sollte sich an die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Rhön-Grabfeld, Tel. (0 97 71) 94 32 6, E-Mail: umweltamt@rhoen-grabfeld.de, wenden und die Beobachtung mitteilen.

 
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  • J. B.
    Der Wolf war nunmal zuerst da.
    Bruder Jäger , Großvater Jäger so ein Zufall ....
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  • T. R.
    Laut dem DBBW (der Dokumentations und Beratungsstelle des Bundes) wurden 2016 mit den Schwerpunkten Sachsen, Niedersachsen und Brandenburg bei 285 Übergriffen 1079 Tiere, in der Masse Schafe (855), aber inzwischen auch zunehmend Kälber und Rinder nachweislich von Wölfen gerissen
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  • M. K.
    Waldtom
    Danke für das M. Natürlich nur mit einem. zwinkern
    Natürlich schaffen wir den Individualverkehr nicht ab. Aber ich finde die deutsche Neigung zur Hysterie schlimm. Wenn 500 Schafe gerissen werden (ich kenne die genaue Zahl mich) flippen alle aus. Wir habe 3000 Tote im Straßenverkehr. Könnte man auch drastisch reduzieren. Tempo 30 Innerorts, 100 auf Autobahnen. Würde mir nicht gefallen, aber Leben retten. Und bis jetzt ist nur das Rotkäppchen beim Wolf wirklich zu beklagen. Also lasst ihn in Ruhe und er lässt uns in Ruhe.
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  • T. R.
    Hallo Mainung

    Das gehört auch zur Kulturlandschaft.
    Oder wollen wir alle KFZ abschaffen und wieder Pferdefuhrwerke und Fahrräder benutzen?
    Übrigens schreibt man Damwild mit einem m in der Mitte.

    In meinem Beitag ging es nicht um Wildunfälle sondern um gerissene Weidetiere!
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  • M. K.
    Bei Wildunfällen getöteten Tiere in 2017:
    Rehwild: 195.420
    Schwarzwild: 26.180
    Dammwild: 4.020
    Rotwild: 2.870
    Gesamt: 228.490
    Gehört wohl zur Kulturlandschaft BRD dazu.
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  • T. R.
    Es wurden in den letzten Jahren schon wesentlich mehr Weidetiere durch Wölfe, als durch aggressive Hunde getötet Wir leben hier in eier Kulturlandschaft und nicht mehr im Urwald!
    Wenn wir artgerechte Weidehaltung von Nutztieren wollen, ist hier kein Platz für Wölfe.
    Oder zählt der Tierschutz nicht für Haustiere?
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    Na da sprechen Sie mal mit Jägern.
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  • M. N.
    Arcus sie stellen eine ist interessante Verbindung von Wolf zu CSU her. In der Schule würde es heissen, Thema verfehlt Note 6.
    Aggressive Hunde töten Menschen allso darf es der Wolf auch.
    Ein Schmarren.
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    Bisher hat der Wolf noch keine Menschen getötet. Tatsächlich ist der Wolf in verschiedenen Bereichen Wahlkampfthema.
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    Was soll der Hype um Wolf.
    Wieviele Tiere werden durch aggressive Hunde getötet?
    Wieviele Menschen sind schon durch aggressive Hunde nachweislich getötet worden?
    Mir scheint, die CSU braucht noch ein Wahlkampfthema, seit die Kreuzritterkampagne, die
    Reiterstaffeln, das Polizeiaufgabengesetz und der Streit mit unserer Bundeskanzlerin auf wenig Resonanz stößt.
    Mir läufst kalt den Buckel runter, wenn eine ehemals christlich geprägte Partei die AfD aus schierer Gier nach Macht die AfD rechts überholt.
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  • T. B.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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