
Wölfe können derzeit überall in Deutschland auftauchen. Wenn es aber in einer Region so weit ist, ist es dann doch etwas Besonderes. Am Freitagnachmittag meldete das Landratsamt „Wolfssichtung im Landkreis Rhön-Grabfeld“
Wie Regierungsdirektor Manfred Endres dieser Redaktion gegenüber bestätigte, gibt es „bestätigte Hinweise“ wie Kamerabilder, Zeugenbeobachtungen und Wildverhalten, die darauf hindeuten, dass sich ein einzelner Wolf im Bereich von Unterelsbach aufhält, beziehungsweise aufgehalten hat. Mehr, so Endres, ist allerdings noch nicht bekannt.
Foto und Sichtung
Auf den 30. April um 22.31 Uhr ist das Foto einer Wildkamera datiert, auf dem das Tier zu erkennen sein soll. Eben der Jäger, der diese Wildkamera angebrachte, hat das Tier dann auch noch mit eigenen Augen gesehen. Nach Rücksprache mit dem in Bayern für Wolfssichtungen zuständigen Landesamt für Umwelt (LfU), so erläutert Endres, gilt das als der schon genannte „bestätigte Hinweis“ auf das Vorkommen eines Wolfes. Als „gesicherter Nachweis“, wie er zum Beispiel über eine DNA-Untersuchung möglich ist, zählen dies Belege allerdings noch nicht.
Auch die Frage, ob sich das Tier sich noch in der Rhön aufhält, lässt sich, so Endres, nicht beantworten. Vor allem aber bestehen derzeit, das betont das Landratsamt in seiner Mitteilung, „keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung von Menschen.“ Hundehaltern wird lediglich empfohlen, ihre Hunde in diesem Bereich nicht frei laufen zu lassen.
Keine Überraschung
Auch für den Biologen und Wildland-Schutzgebietsbetreuer in der Langen Rhön, Torsten Kirchner, ist das Auftauchen des Wolfes keine Sensation, weil erwartbar gewesen. Dennoch ist auch für ihn die erste Sichtung in der Rhön etwas Besonderes.
Das gilt auch für Julian Schulz von der Rhöner Weidegemeinschaft, der mit 1400 Schafen auf der nahen Hochrhön unterwegs ist. Allerdings im negativen Sinn. Der Schäfer zeigt sich genervt vom Auftauchen des Raubtieres. Da er aus einer Schäferfamilie aus der Lüneburger Heide stammt, kennt er die „enormen Probleme“, die damit verbunden sein können, sehr gut.
Immer der Schäfer fällig
„Wir sind da immer die Gearschten“, lautet sein Kommentar. Als Begründung verweist er zum einen auf die hohen Kosten für Schutzmaßnahmen und darauf, dass der Schadensersatz bei einem Wolfsriss lediglich den Fleischwert berücksichtige, der weit geringer sei als zum Beispiel den Zuchtwert eines Mutterschafes. Und wenn ein Wanderer mit seinem Hund zu nahe an die Herde komme, der Schutzhund ihn als Feind identifiziere und angreife, sei „wieder der Schäfer fällig“.
Konkret hat er noch keine Schutzmaßnahmen für seine Herde ergriffen, plant aber die Anschaffung eines Schutzhundes. Ein gut ausgebildeter kostet laut Schulz allerdings zwischen 5000 und 8000 Euro, wobei in Bayern noch nicht einmal klar sei, inwieweit das bezuschusst werde.
Sichtungen melden
Nicht nur den Schäfer und die Naturschützer bewegt jetzt die Frage, ob sich das Tier noch in der Rhön aufhält. Auch das Landratsamt, so Manfred Endres, habe die Sichtung veröffentlicht, um die Bevölkerung zu sensibilisieren und die Hemmschwellen für Meldungen zu senken. Falls jemand entsprechende Beobachtungen macht, soll er sich an die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Rhön-Grabfeld, Tel. (0 97 71) 94-326, (umweltamt@rhoen-grabfeld.de) wenden.