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Sulzfeld
Auf dem Prüfstand: Schadet die Umgehung von Sulzfeld im Grabfeld dem Weltklima?
Sulzfelds Bürgermeister Jürgen Heusinger ist sauer wegen der Verzögerung und Landrat Thomas Habermann hält die Prüfung für einen Schildbürgerstreich.
Der Trassenverlauf: Die geplante Umgehung soll östlich um die Gemeinde Sulzfeld herumgeführt werden.
Foto: Grafik: Marina Burger | Der Trassenverlauf: Die geplante Umgehung soll östlich um die Gemeinde Sulzfeld herumgeführt werden.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:38 Uhr

Hat der Bau einer gut 3,7 Kilometer langen Umgehungsstraße Auswirkungen auf das Weltklima? Ein Gutachten soll jetzt diese Frage klären. Zwölf Jahre ist die Umfahrung der Ortsbereiche von Sulzfeld und Kleinbardorf schon in Planung, alle Hürden inklusive der gut 200 Einwendungen und Stellungnahmen sind genommen und eigentlich könnte es jetzt mit dem Planfeststellungsbeschluss bald losgehen mit den Bauarbeiten. Unter anderem hatten sich der Bauernverband und der Bund Naturschutz vehement gegen das Vorhaben ausgesprochen.

Jetzt müssen Prüfungen noch aufgrund des Bundesklimaschutzgesetzes auf klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen hin ergänzt werden. Und das im Hinblick auf Auswirkungen für das Weltklima. Untersuchung, inwieweit die Tier- und Pflanzenwelt von Straßenbaumaßnahmen im näheren Umfeld betroffen sind, sind dagegen Standard.

Sulzfelds Bürgermeister fragt sich, wie man das prüfen will

Sulzfelds Bürgermeister Jürgen Heusinger ist stocksauer und versteht die Welt nicht mehr. "Wie soll man so etwas prüfen?", fragt er sich und wettert: "Wir bezahlen mit unseren Steuergeldern Leute, die uns knebeln. Wann hört das endlich auf". 

Auch Landrat Thomas Habermann findet deutliche Worte. "Ich halte das für einen Schildbürgerstreich", erklärt er und kündigt an, dass der Landkreis die Vorgabe nur anwenden werde, wenn es sich um geförderte Straßenbaumaßnahmen handele. Denn auch Habermann hält eine derartige Prüfung für praktisch unmöglich. Natürlich wirke sich jede Maßnahme irgendwie aus, sagt er, das gelte aber auch für eine Mücke auf einem Bahngleis. Hier würden Tausende von Euro für Gutachten aus dem Fenster geworfen, für eine lächerliche und überzogene Forderung.         

Es geht um die Beurteilung klimaschädlicher Treibhausgase

Um was geht es, was erhitzt die Gemüter so? Antworten, wie man Auswirkungen auf das globale Klima prüfen will, gab es weder von der Presseabteilung des Bundesverkehrsministeriums noch des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Vielmehr wurde von beiden Stellen auf das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr verwiesen. Es gehe vor allem um eine Beurteilung, welche klimaschädlichen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) mit einem Vorhaben verbunden sind und mit welchen Maßnahmen sich diese eventuell vermeiden oder reduzieren lassen, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums. 

Dieter Jetschni (links) und Helmut Bär vom Bund Naturschutz protestierten vor Ort gegen die Umgehung, weil sie deren Bau für eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik halten. 
Foto: Regina Vossenkaul | Dieter Jetschni (links) und Helmut Bär vom Bund Naturschutz protestierten vor Ort gegen die Umgehung, weil sie deren Bau für eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik halten. 

Eine fehlerhafte Bearbeitung kann schwere Folgen haben

Die Berücksichtigung der THG-Emissionen erfolge bei Straßenbauprojekten für den Bau, Verkehr und den Eingriff in den Boden und die Vegetation. Wörtlich heißt es dann: "Kämen mehrere Realisierungsmöglichkeiten infrage, dann ist in Abwägung mit anderen relevanten Kriterien solchen der Vorzug zu geben, mit denen das Ziel der Minderung von THG-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus der Maßnahme unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes am besten erreicht werden kann." Die fehlerhafte Bearbeitung könne zur Rechtswidrigkeit des Planfeststellungsbeschlusses führen.

Diese Inhalte finden sich in dem 2022 vom Bauministerium veröffentlichten "Methodenpapier zur Berücksichtigung des globalen Klimas bei der Straßenplanung in Bayern". Offensichtlich sei das Papier aber nicht allgemein zugänglich, wie Landkreis-Jurist Manfred Endres nach Internet-Recherche festgestellt hat. Im Wesentlichen gehe es bei dem Klimagutachten um die Ermittlung der verkehrsbedingten Treibhausgases, die den Minderungszielen des Klimaschutzgesetzes gegenüberstehen, resümiert auch Endres. 

Was der Gutachter über die Auswirkungen zum Weltklima sagt

Beispielsweise werden hier neben des zu erwartenden Verkehrsaufkommens auch die drei geplanten Unterführungen auf der Umgehungsstraße untersucht. Die sind aus Beton und die Herstellung von Zement führt zu starken C02-Emissionen, was sich ja schädlich auswirken kann. Für das Bauamt Schweinfurt sei es gar nicht so leicht gewesen, ein geeignetes Büro zu finden, das solche Berechnungen anstellen kann und auch anerkannt ist, sagt Amtsleiter Manfred Rott. In Bochum sei man schließlich fündig geworden.

Mittlerweile ist das Gutachten fertig und im Bauamt angekommen.  In aller Kürze zieht Alexander Schlegel, der Abteilungsleiter Straßenplanung, folgendes Fazit. Nach Auffassung des Gutachters seien die Auswirkungen des Vorhabens auf das globale Klima verschwindend gering im Vergleich zum bisherigen Zustand. Eine Verschlechterung trete nicht ein. 

 
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Kommentare
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Ein Beispiel wie sich unser Land abschafft, ich würde mich schämen so zu agieren und sich dann noch mit solchen Bannern hinzustellen!

    Aber es passt in unsere dekadente, verwöhnte Gesellschaft, es geht uns allen zu gut. Das größte Hobby vieler Deutscher ist es Projekte zu verhindern die andere versuchen zu initiieren.

    Und das geschieht auf beiden Seiten - egal ob es Windräder, Umgehungsstraßen, Biogasanlagen, Solarfelder, Stromtrassen etc. geht. Die Liste lässt sich fortführen.

    Es braucht niemand mit dem Finger nur auf den Staat, der wir ja alle sind zu zeigen. Es gibt genug Einzelpersonen die es vielleicht gut meinen aber in Wirklichkeit am Fundament unseres Staates und unseres Wohlstands sägen.

    Wohl dem der noch so mutig ist in Deutschland zu investieren und an Deutschland zu glauben.

    Jedem lebt nur noch in seiner eigenen kleinen beschränkten Blase!
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  • zwrecht@aol.com
    Die alte Straße durch Sulzfeld bleibt bestehen. Es kommt eine neue Umgehungsstraße hinzu. Durchs Barget - und Schmuckenbachtal ! Eine Umgehung, die dann in Kleinbardorf in einen Kreisverkehr mündet. Feuchtwiesen und Biotope werden zu geteert. Erhebliche Eingriffe in Flora und Fauna. Und für was? Hab noch nie was vom Stau vor Sulzfeld gehört. Damit man um wie viel schneller in Stadtlauringen ankommt um sich dann dort mit gemütlichen 20 durchs Städtchen zu schlängeln oder schneller in Thomashof geblitzt wird? Jammern auf hohen Niveau - nein, Niveau ist das keines mehr. Natur und Klima schädigt das Zubetonieren von fast vier Kilometer Natur - meist entlang der Bäche - auf jeden Fall. Was bringts für wen? Wenn ein staatliches Organ, ein Landrat, ein ehemaliger Richter eine gesetzliche Vorgabe der eigenen CSU-Regierung nicht anwenden will, ist bedenklich. Keine Angst, das Fazit zieht der Metzger, der die Kuh schlachten darf: " Eine Verschlechterung trete nicht ein" sagt das Bauamt.
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  • kontakt@hotel-brehm.de
    Einfach einmal die Behörden verkleinern und Bürokratie abbauen, spart viel Energie ein. Ob jetzt Strom oder der Arbeitsweg und auch die Gebäude für solche Arbeitsplätze. Wie ist das? Man möchte das Kanzleramt, ebenfalls ein Betonbau, wesentlich vergrößern.
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  • zwrecht@aol.com
    Landrat Habermann zu Klimaauswirkungen: " Natürlich wirke sich jede Maßnahme irgendwie aus, sagt er, das gelte aber auch für eine Mücke auf einem Bahngleis." Also rein energieverbrauchstechnisch - physikalisch wirkt sich eine Mücke auf einem Bahngleis nicht aus. Seit Albert Einstein´s: E= mc² weiss das jeder! Also fast jeder, unser Landrat nicht. Denn bei einer Mücke auf dem Bahngleis ist die Geschwindigkeit (c) NULL. Es wird keine klimaschädliche Energie verbraucht. Es gibt Leute, die führen das als Grund an, weshalb das Fahren mit der Bahn weniger klimaschädlich ist. Eindeutig dann, wenn sie -waws bei der deutschen Bahn öfters vorkommt- erst gar nicht fährt ! Der Landrat taugt ganz offensichtlich nicht als Klimaberater. Sollte das Landratsamt vielleicht doch einen Profi dazu einstellen. Gefordert hatten es die Grünen und war auch schon Thema im Kreistag. Woran scheiters? Der Landkreis will Gesetzte nicht vollziehen? Wäre nicht das erste Mal!
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