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Sulzfeld
Sulzfelder Ortsumgehung: Grüne werten Planung als "Unding"
Eine Delegation von Gegnern des Straßenbauprojekts im Grabfeld war bei einer Flurbegehung vor Ort. Grünen-Landtagsabgeordneter Knoblach nennt es ein Wahnsinnsprojekt in der Klimakrise.
Wiesen, Acker und Wald im Bereich Schmuckenhauck würden beim Bau der geplanten Umgehungsstraße um Sulzfeld durchschnitten und zerstört. Darauf wiesen hin (von links) Jürgen Dill-Schilling (Umgehungsgegner aus Sulzfeld), die Grüne-Kreisrätin Birgit Reder-Zirkelbach, Landtagsabgeordneter Paul Knoblach (Schweinfurt), Helmut Bär (BUND Naturschutz) und Peter Diestel (Fridays for Future Bad Neustadt).
Foto: Hannes Helferich | Wiesen, Acker und Wald im Bereich Schmuckenhauck würden beim Bau der geplanten Umgehungsstraße um Sulzfeld durchschnitten und zerstört.
Bearbeitet von Michael Nöth
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:14 Uhr

Die geplante Ortsumgehungsstraße von Sulzfeld im Grabfeld hat Befürworter und Gegner. Letztere trafen sich mit dem Schweinfurter Landtagsabgeordneten Paul Knoblach (Bündnis 90/Die Grünen) bei einer Flurbegehung mit Vertretern von Fridays for Future, dem BUND Naturschutz und den Kreis-Grünen. Knoblach sah laut einer Pressemitteilung "einen brutalen und nicht hinnehmbaren Einschnitt in ein wunderschönes Naturgebiet". Fast acht Hektar Wald, Wiesen und Ackerflächen unter einer Asphaltdecke verschwinden zu lassen, sei angesichts der Prognosen für 2035 von nur 2000 Fahrzeugen pro Tag mit nichts zu rechtfertigen und gegen jeden gesunden Menschenverstand, wird Knoblach in einer Pressemitteilung seines Büros zitiert.

Geländeeinschnitte von 70 Metern Breite und 10 Metern Tiefe

Knoblach selbst habe gegen das Vorhaben umfassend Einwendungen erhoben. Sollte die geplante Umgehungsstraße im Westen von Sulzfeld Realität werden, durchschneide sie mit massiven Geländeeinschnitten von bis zu 70 Metern Breite und zehn Metern Tiefe und Böschungsbauten im gleichen Ausmaß das intakte Schmuckenbachtal und den Schmuckenhauck mit seinen gewachsenen Waldungen und Wiesen als Heimat vieler geschützter Tiere. Inklusive der Ausgleichsflächen gingen 24 Hektar Blühwiesen, Brachland, Ackerflächen und Wald verloren, zählte Knoblach in der Mitteilung auf. „Angesichts der fortschreitenden Klimakrise und mit Blick aufs aktuelle Klimaschutzurteil des Bundesverfassungsgerichts ein Unding“, erklärte der Grüne MdL.

Jürgen Dill-Schilling, ein Umgehungsgegner aus Sulzfeld, und Helmut Bär, der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, sprachen bei der Ortsbegehung von wertvollster und zum Teil geschützter Natur, die nicht einfach so herausgerissen werden dürfe. Potenziell betroffen wären 30 Vogelarten, darunter die besonders geschützte Bekassine. Nachgewiesen seien 17 Fledermausarten, deren zentrale Flugrouten durch die Trasse durchschnitten würden. Wenn die Planer das Problem mit einem Fledermaustunnel lösen wollen, ist das nur eine gute Planung, der aber nicht alle Fledermäuse folgen. „Eine Papierkonstruktion“ nennt Dill-Schilling die Planung. Sein Argument: Weil bei den Waldrodungen auch 14 Quartierbäume gefällt werden, fehle den geschützten Fledermäusen ihre Grundlage. Auch der Lebensraum vieler Waldvögel und zahlreicher Insekten würde „ohne Not für immer zerstört“, so Helmut Bär.

Dill-Schilling fürchtet um das wirtschaftliche Leben in der Gemeinde

Der gebürtige Schweinfurter Dill-Schilling ist in den 1990ern auch „wegen der Natur nach Sulzfeld gezogen“. Im Tourismusprojekt für Sulzfeld hatte er im Auftrag der Gemeinde rund 78 Kilometer Wanderwege mit ausgewiesen. Er fürchtet bei Realisierung der „irrsinnigen“ Pläne auch um das wirtschaftliche Leben in der Gemeinde. Mit einer Umgehung verlören die derzeit fünf Gaststätten, samt Metzgerie und Lebensmittelladen Kundschaft.

Auch Peter Diestel von der Bad Neustädter Fridays-for-Future-Ortsgruppe hat sich intensiv mit dem Vorhaben auseinandergesetzt und kritisiert, dass das von den Behörden genannte Verkehrsaufkommen von angeblich 2614 Fahrzeugen pro Tag auf alten Zahlen beruhe. Auch die Auswirkungen der A71 mit weniger Verkehr in Sulzfeld seien nicht berücksichtigt worden. Es gebe aber vor allem einfachere und kostengünstigere Möglichkeiten zur Entlastung der Anlieger. Als Beispiele nannte Diestel ein noch nicht versuchtes Tempolimit und Flüsterasphalt. Er verwies zudem auf den Trend hin zum leiseren Elektroauto. „Wir stecken tief in einer Klimakrise, weshalb selbst 2000 Fahrzeuge am Tag einen solchen Flächenverbrauch nicht rechtfertigen“, sagte er.

Die Grüne Kreisrätin Birgit Reder-Zirkelbach wies laut Pressemitteilung beim Ortstermin daraufhin, dass es mit diesem Projekt nicht getan sei, weil in der Folge weitere Umgehungen mit weiteren Flächenverlusten drohten. Sie erinnerte auch an den derzeitigen Radwegebau entlang der Straße von Sulzfeld nach Oberlauringen mit Kosten von 1,9 Millionen Euro. Der Bau einer Umgehung vor allem einer solchen Dimension sei insofern schwer verständlich.

 
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Kommentare
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Normalerweise sollte der Protest von den Einheimischen kommen - macht er aber nicht! Das allein spricht Bände. Hier erdreisten sich Auswärtige, Zugezogene und junge Burschen die sich vor einen Karren zerren lassen den Sulzfeldern zu erklären was richtig und falsch sein soll! Das ist in meinen Augen unanständig.

    Gerade Herr Knoblach stiftet überall nur Unfrieden und ist sich auch nicht zu schade sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Das macht diesen Herren unglaubwürdig. Siehe hier und weitere Beispiele.

    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/staatliches-bauamt-bestaetigt-die-rechnung-gerhard-ecks-art-10617812

    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/verwirrung-um-meldung-zu-atommuell-warum-mdl-knoblach-falsch-lag-art-10615139

    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/weinbauverein-verwehrt-sich-gegen-die-kritik-von-knoblach-art-10605912
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  • belissimo
    Ich hoffe Herr Peter Diestel hat auch in der vergangenen Woche auf dem Bad Neustädter Marktplatz mit seinen Fridays for Future Aktivisten protestiert als seine Alterskollegen bei dem sinnlosen "Abirumgefahre" mit ihren "Dreckschleudern" verwirrt hupend und schreiend durch die Stadt gefahren sind.
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