Der Brief, der Mittwochmorgen im Oberelsbacher Rathaus-Briefkasten lag, ist anonym. Vor allem aber ist er gespickt mit Vorwürfen gegen Bürgermeister Björn Denner, der im Mai 2022 seine Vorgängerin Birgit Erb ablöste. Bei der Marktgemeinderatssitzung am Donnerstag will der Bürgermeister dazu öffentlich Stellung beziehen. Es ist die Jahresschluss-Sitzung, in der auch an Birgit Erb der Ehrentitel als Altbürgermeisterin verliehen werden soll.
Wird über Birgit Erb geschwiegen?
Die Reihe der Vorwürfe beginnt mit einer Klage, dass im Gemeindeblatt "Oberelsbacher Nachrichten" auf die anstehende Verabschiedung von Birgit Erb nicht hingewiesen worden sei. Ebenso seien die Feierlichkeiten in der französischen Partnerstadt nicht erwähnt worden. "Vermutlich liegt es daran, dass Frau Erb noch daran teilgenommen hat", mutmaßt der anonyme Briefschreiber.
Gerade ein halbes Jahr nach dem Machtwechsel im Oberelsbacher Rathaus wird eine längere Negativliste aufgemacht. Bei der Suche nach einem Pächter für die Trachtenstube habe sich nichts getan. Die neuen Wellenliegen seien für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger "absolut ungeeignet", da man sie ohne Hilfestellung nicht mehr verlassen könne. Außerdem sei aus dem angekündigten Bürgerbus noch nichts geworden.
Adressiert auch an Verwaltung und Gemeinderäte
Das Schreiben enthält noch weitere Vorwürfe, auch der Berichterstatter dieser Redaktion für den Markt Oberelsbach wird angegriffen. Der anonyme Brief lag am Mittwochmorgen in mehreren Ausfertigungen im Rathaus-Briefkasten, adressiert an den Bürgermeister sowie an die verschiedenen Abteilungen. Auch mehrere Gemeinderätinnen- und Gemeinderäte hatten die gleiche Post im Briefkasten, die auf eine politische Nähe zur abgewählten Bürgermeisterin Birgit Erb schließen lässt.
Bürgermeister Denner machte das Schreiben am Mittwoch sogleich auf seiner Facebook-Seite öffentlich und kündigte eine Stellungnahme dazu in der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag an. "Eines vorneweg. Es ist im Grunde positiv, wenn sich Bürgerinnen und Bürger für das Wohl der Gemeinde einsetzen. Und ich bin der Letzte, der kein offenes Ohr dafür hat", so Denner. Ein anonymes Schreiben sei aber nicht der richtige Weg der Auseinandersetzung.
Denner fordert "offenes Visier"
"Es gibt Bürgersprechstunden, über E-Mail und Social-Media-Kanäle bin ich immer erreichbar", sagt Denner. "Ich bin auch immer bereit, Fehler oder Versäumnisse einzugestehen. Aber Kritik sollte "mit offenem Visier" geführt werden, meint der Bürgermeister. Aus Gründen der Transparenz habe er die Briefe auf Facebook öffentlich gemacht.
Zu den einzelnen Kritikpunkten will sich Denner gegenüber dieser Redaktion nicht äußern. Zur Berichterstattung über die Feierlichkeiten in Pompadour sagt er nur, dass damals das Gemeindeblatt noch unter der Regie von Birgit Erb geführt worden sei. Der Vorschlag, Birgit Erb den Altbürgermeister-Titel zu verleihen, sei von ihm selbst als eine der ersten Anregungen seiner Amtszeit gekommen. Mit dem Termin am Donnerstag in der Jahresschluss-Sitzung sei ein feierlicher, würdiger Rahmen gefunden, so Denner. Dafür sei auch eine ansprechende Urkunde entworfen worden.
Nicht der erste Fall in Oberelsbach
Das anonyme Schreiben ist nicht der erste solche Fall. Beobachter der Oberelsbacher Politik erinnern sich an andere Brief-Aktionen, bei denen Schreiben ohne Absender-Nennung in Briefkästen Oberelsbacher Bürgerinnen und Bürger landeten.
Unglaublich
Gruß Stefan Hohmann
ich kann da nicht einmal großartige Vorwürfe herauslesen, das ist doch zu 100% "Kinderkacke" was in dem Brief geschrieben steht.
Ansonsten bin ich der Meinung, dass wirklich gravierende Versäumnisse die sich beweisen oder nachvollziehen lassen auch anonym geäußert werden können - Stichwort "Whistleblower".
Der vorliegende Brief ist allerdings an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.