"Das ist heute auch eine Beratung für mich", so locker begann Thomas Habermann seine Grußworte, während sich einige Seniorinnen und Senioren im Pfarrsaal der Gartenstadt ihr Frühstück schmecken ließen. Gemeinsam mit Akteuren der Stadt Bad Neustadt, unter anderem Bürgermeister Michael Werner und der Seniorenbeauftragten von Stadt und Landkreis Rhön-Grabfeld, Gabriele Gröschel, eröffnete der Landrat mit der Veranstaltung "Frühstück im Quartier" die Aktionswoche "Zu Hause daheim".
Die Aktionswoche, die das Bayerische Sozialministerium ins Leben gerufen hat, soll in diesem Jahr für das Zukunftsthema "Wohnen im Alter" sensibilisieren. "Wo wollen wir alle im Alter wohnen? Möglichst daheim, wo sonst?", sagte Habermann, der im vergangenen Jahr seinen 65. Geburtstag feierte. Man unternehme alle Bemühungen, das möglich zu machen, beginnend mit einem guten Umfeld.
Thomas Habermann: "Jeder hat irgendwann Einschränkungen"
Der Landrat erinnerte sich an seinen Vater, der mit seinen 99 Jahren schlecht gehört hat und auch nicht mehr so einfach um das Haus herumlaufen konnte. "Jeder hat irgendwann Einschränkungen, weil wir einfach älter werden", so der Landrat, der deshalb heutzutage auch nicht mehr zwischen "Behinderten" und "Nicht-Behinderten" unterscheiden möchte. Wichtig ist für ihn, auch keine Eitelkeit mehr zu zeigen, wenn es um die Nutzung eines Hörgeräts oder Rollators geht.
Im Vordergrund der Auftaktveranstaltung stand ein Vortrag von Ramona Nürnberger, der den Seniorinnen und Senioren das Thema "Barrierefreies Wohnen" nahelegen wollte. "Ich freue mich, mit ihnen in den Austausch zu kommen und zu erfahren, was sie beschäftigt und wo wir eingreifen können", erklärte die Wohnberaterin des Landkreises.
50 Prozent der Unfälle, bei denen ältere Menschen verletzt werden, passieren im Haushalt, rechnet Nürnberger vor und meint eine Rutschgefahr durch eine am Boden liegende Zeitschrift oder nasse Stellen rund um den Putzeimer. Zu hohe Teppichkanten oder freiliegende Kabel neben Lampen, Telefon und Fernseher seien echte Stolperfallen.
Warum eine Inspektion der eigenen Wohnung sinnvoll ist
"Man sollte nicht nur einen Gesundheits-Check-Up oder Auto-Kundendienst, sondern auch einmal eine Wohnungsinspektion durchführen lassen", rät die Wohnberaterin und verweist auf das kostenfreie Angebot aus dem Landkreis. Nürnberger hilft dann bei der Entscheidung, welche Maßnahmen nötig sein könnten, um in der eigenen Wohnung möglichst selbstständig und dauerhaft leben zu können.
Gemeint ist beispielsweise der barrierefreie Umbau des eigenen Bades, Anpassungen in der Wohnung, was Schwellenausgleich oder Handläufe betrifft, technische Hilfsmittel oder neue Möbel. Ganz wichtig ist zudem eine Sturzprophylaxe, die betrieben werden sollte. Dazu gehören neben baulichen Maßnahmen auch regelmäßige Besuche beim Augenarzt und Übungen für Beinmuskulatur und Gleichgewichtsgefühl.
Bei der Frage, wie Umbauten in den eigenen vier Wänden bezahlt werden können, sprach Ramona Nürnberger einen "bunten Blumenstrauß an Fördermöglichkeiten" an, unter anderem Kranken- und Pflegekasse, KfW oder das Bayerische Wohnungsbauförderprogramm. "In der Regel werden auch Eigenmittel gebraucht", gibt sie unumwunden zu.
Welchen entscheidenden Hinweis die Wohnberaterin gibt
Das Entscheidende bei allem, so Ramona Nürnberger, ist eine gute Vorbereitung und Vorbeugung. "Machen Sie sich rechtzeitig Gedanken und planen Sie für die Zukunft, um auch mit möglichen Einschränkungen gut in der eigenen Häuslichkeit leben zu können und um Stürzen bereits heute vorzubeugen", rief sie den älteren Menschen zu. Eine Selbsteinschätzung, was eigene Wünsche und persönliche Ressourcen betrifft, würde zudem helfen. Ebenso wie der gegenseitige Austausch.