Möglichst lange und selbstständig zu Hause leben können – diesen Wunsch haben die meisten Senioren oder Menschen mit Handicaps. Allerdings ist das eigene Zuhause oft nicht entsprechend aus- oder eingerichtet und birgt Hindernisse. Mit zunehmendem Alter wird so manche Stufe zu steil, die Tür zu eng oder das Bad ist nicht barrierefrei. Genau hier will die Wohnberatung des Landkreises Rhön-Grabfeld ansetzen. Seit November bietet das Landratsamt den Bürgern eine eigene kostenfreie, vertrauliche und neutrale kommunale Wohnberatung an.
Ziel der Wohnberatung ist es, gemeinsam mit den Ratsuchenden, individuelle Lösungen für ein weitestgehend selbstbestimmtes, eigenständiges und komfortables Leben in der eigenen Häuslichkeit zu entwickeln. Beraten lassen können sich neben Senioren und Menschen mit Handicaps auch Angehörige sowie pflegende Angehörige oder auch interessierte (junge) Bauherren, die vorausschauend ein barrierefreies Zuhause errichten möchten.
Vom ebenerdigen Zugang bis zum barrierefreien Bad
Ansprechpartnerin im Landratsamt ist Ramona Nürnberger von der Fachstelle für Senioren und Menschen mit Behinderung.Jüngst hat sie eine umfangreiche Fortbildung als zertifizierte Wohnberaterin erfolgreich abgeschlossen und weiß damit, wie man ein Zuhause alters- oder behindertengerecht umbauen oder gestalten kann. Die drei wichtigsten Voraussetzungen für ein eigenständiges Leben im eigenen Zuhause sind ihrer Meinung nach ein ebenerdiger Zugang zur Wohnung, ein barrierefreies Bad und ausreichend Freiraum für das Rangieren mit einem Rollstuhl.
Nürnberger kennt sich aus mit Hilfsmitteln wie Aufstehhilfen, Haltegriffe, Handläufe und Treppenliften oder auch mit technischen Hilfen wie Hausnotrufanlagen, automatischer Herdabschaltung, Tablettenspendern, Klingeltonverstärkern oder Licht- bzw. Vibrationssignalen. "Es müssen nicht immer große Maßnahmen notwendig sein, manchmal helfen bereits kleine Anpassungen", betont die Pflege- und Gesundheitsmanagerin. Bestandteil der Beratung können auch Tipps zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten sein. Auch die Frage nach einem Wohnungswechsel oder nach Wohnalternativen kann besprochen werden.
Aufsuchende Beratung vor Ort
Ratsuchende Bürger können sich an sie wenden und ihr Anliegen per Telefon oder auch postalisch vorbringen. Im Nachgang kann das Haus oder die Wohnung in Augenschein genommen und auf Barrieren hin analysiert werden. Gemeinsam werden dann Lösungsvorschläge erarbeitet. Die aufsuchende Beratung vor Ort hat den Vorteil, dass man ein umfassendes Bild erhält. Aufgrund von Corona ist das jedoch momentan nur bedingt möglich. Aber auch hier hat sich Ramona Nürnberger Lösungen einfallen lassen. Mittels Skizzen, Fotos oder auch einem Videorundgang kann sie ebenfalls einen guten Einblick in die Gegebenheiten gewinnen. Bei bautechnischen Details stehen der Beratungsstelle Architekten der Bayerischen Architektenkammer unterstützend zur Seite.
In den nächsten Wochen und Monaten soll ein Netzwerk von ehrenamtlichen Wohnberatern aufgebaut werden, informiert Ramona Nürnberger weiter. Diese werden die hauptamtliche Wohnberatung unterstützen. Weiterhin möchte sie, wenn es wieder möglich ist, Vorträge in den Kommunen im Landkreis Rhön-Grabfeld zum Thema "Wie kann das eigene Zuhause alters- oder behindertengerecht gestaltet werden?" anbieten.
Integriertes Gesamtkonzept für Senioren
Sabine Wenzel-Geier vom Pflegestützpunkt Rhön-Grabfeld ergänzt, dass das Projekt im Zuge des integrierten Gesamtkonzeptes für Senioren und Menschen mit Behinderung umgesetzt wird. Ein Ziel dieses Konzeptes ist die Förderung selbstständigen Wohnens und damit der Abbau von Barrieren im eigenen Zuhause. "Jede Barriere ist eine zu viel", zitiert Wenzel-Geier einen Leitsatz der "Aktion Mensch".
Landrat Thomas Habermann dankt seinen Mitarbeitern, die sich für die neue Beratung stark machen. Es sei ein wichtiges Ziel des Landkreises, für die Senioren in Rhön-Grabfeld aktiv tätig zu werden. Er wünscht allen Beteiligten ein vertrauensvolles Miteinander, damit sich die Senioren sicher fühlen können. Dankbar ist er auch dem bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das das Angebot mit einer Anschubfinanzierung von 40 000 Euro fördert. Die Förderung helfe dem Landkreis wirkungsvoll, vor Ort etwas umzusetzen.
Ramona Nürnberger appelliert an die Bürger, keine Scheu zu haben und einfach mal anzurufen. Die Beratung erfolgt unverbindlich und ist kostenfrei.
Kontakt: Telefon 09771/94 – 434, E-Mail ramona.nuernberger@rhoen-grabfeld.de beziehungsweise persönlich im Zimmer 123 im Hauptgebäude des Landratsamtes in der Spörleinstraße 11 in Bad Neustadt. Alle Termine finden nach Vereinbarung statt. Ein Flyer über die Wohnberatung wird bald an alle Haushalte im Landkreis verteilt und an den üblichen Stellen ausliegen.