
Eigentlich hat jeder schon einmal von Schockanrufen oder Enkeltricks gehört. Die Nachrichten sind voll davon. Das könnte mir nicht passieren, wird der ein oder andere bestimmt schon gedacht haben. Doch es passiert immer wieder und in immer neuen Varianten. Und es sind nicht nur Senioren, die getäuscht werden.

Polizeihauptkommissar Thomas Reubelt, Leiter der Polizeiinspektion Mellrichstadt, und Janina Hohnbaum, Präventionsbeamtin der Polizeiinspektion Mellrichstadt, kennen die perfiden Tricks der Telefonbetrüger. Eine der bekanntesten Betrugsmaschen ist der Enkeltrick.
Betrüger rufen dabei gezielt Personen aus dem Telefonbuch an, deren Vornamen besonders alt klingen, und melden sich mit "Hallo, Oma/Opa. Rat mal, wer am Telefon ist?". Sie geben sich als Enkel aus und fragen meist sehr schnell nach Geld. Manchmal gibt es auch mehrere Anrufe, bis das Opfer nachgibt und sich zur Zahlung bereiterklärt, weiß Janina Hohnbaum.
Trickbetrüger geben sich als Polizisten aus
Doch der Enkeltrick hat sich mittlerweile weiterentwickelt. So geben sich die Betrüger häufig auch als Polizeibeamte aus und geben vor, dass Geld und Wertsachen zu Hause nicht mehr sicher seien und zur Verwahrung an die Polizei übergeben werden müssen. Dabei betont Janina Hohnbaum: "Die Polizei würde niemals Geld oder Schmuck verlangen, weder persönlich noch am Telefon."

Immer öfter erfolgt der Betrug auch über Whatsapp. Unter dem Vorwand, dass das Familienmitglied eine neue Handynummer habe, schreibt der Betrüger Personen an. Recht schnell folgt auch in diesem Fall die Frage nach Geld. Bekommt man solch eine Nachricht, rät Janina Hohnbaum: "Nicht darauf reagieren. Wer sich unsicher ist, kann über die altbekannte Nummer mit dem Kind Kontakt aufnehmen."
Die Varianten beim Telefonbetrug sind vielfältig
Die Täter gehen in jedem Fall äußerst geschickt und professionell vor: "Die Varianten wechseln ständig", weiß die Präventionsbeamtin der Polizeiinspektion Mellrichstadt. Über die verschiedenen Varianten will die bayerische Polizei gemeinsam mit den sächsischen Kollegen im Rahmen der Präventionswoche vom 4. bis 8. März informieren und warnen. Zielgruppe sind nicht nur potentielle Opfer, sondern auch das Umfeld.
"Wir möchten möglichst viele Menschen erreichen", sagt Polizeihauptkommissar Thomas Reubelt, Leiter der Polizeiinspektion Mellrichstadt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn eines ist auch klar: Es ist kein lokales Phänomen, die Betrüger agieren in ganz Deutschland. "Die Täter halten sich an keine bestimmte Region auf, sondern sind überall aktiv", so der Mellrichstädter Polizeichef. Die Callcenter befinden sich meist im Ausland. Die Banden haben mobile Teams, die in die jeweilige Region, die ins Visier genommen wird, ziehen. So können diese Teams bei Geldübergaben rasch vor Ort sein und das Geld abholen.
Damit ihre Maschen funktionieren, verwenden die Betrüger einen Trick: Sie setzen das sogenannte "Caller-ID-Spoofing" ein. Vereinfacht gesagt wird dabei die wahre Telefonnummer des Anrufers verschleiert und stattdessen eine andere Mobil- oder Festnetz-Nummer angezeigt. So wirkt ein Anrufer aus dem Ausland, als hätte er eine deutsche Telefonnummer. Teilweise werden auch gezielt Rufnummern angezeigt, die Legitimität ausstrahlen sollen, zum Beispiel die Nummern örtlicher Polizeireviere.
Die beste Abwehr gegen Telefonbetrug: Einfach auflegen!
"Leider fallen immer wieder Leute auf diese üble Masche herein", beklagt Janina Hohnbaum. Dabei muss sich niemand schämen, wenn er nicht sicher ist, ob bei einem Anruf ein Betrüger am Werk ist oder nicht. "Das sind Profis, deren Maschen nur sehr schwer zu entlarven sind", so Janina Hohnbaum.
Aber wie kann man sich trotzdem schützen? "Sofort auflegen oder bei unbekannten Handynummern gar nicht erst drangehen. Wer sich unsicher ist, sollte die 110 anrufen. Die Polizei ist dafür da." Grundsätzlich rät die Polizistin, immer misstrauisch zu sein. "Aufs Bauchgefühl hören!" Niemals am Telefon Auskunft über persönliche Daten geben. Und schon gar nicht Geld an unbekannte Personen übergeben.
Trotz der Präventionskampagnen "Leg auf" oder "Chill mal Oma", die vor den Manipulationen der Callcenter-Betrüger warnen, steigen die Fallzahlen im Bereich des Callcenter-Betruges weiter an. Im Jahr 2022 verdreifachte sich die Anzahl der vollendeten Delikte sogar und führte unterfrankenweit zu einem Vermögensschaden von vier Millionen Euro. Die Zahl der Betrugsversuche liegt noch sehr viel höher.
Betrugsfälle immer wieder thematisieren
Deshalb bittet die Polizei die Bevölkerung im Bekannten- und Familienkreis die verschiedenen Arten der Betrugsfälle immer wieder zu thematisieren, sie ins Gedächtnis zu rufen und somit weitere Fälle zu verhindern.