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Bischofsheim
Abschluss an der Holzbildhauerschule in der Rhön - und dann? 4 Absolventen berichten von ihren Zukunftsplänen
Zeugnisübergabe bei den Holzbildhauern in Bischofsheim: Warum in der Ausbildung mehr gelehrt wird als Holzbearbeitung und wie es für vier Entlass-Schüler weitergeht.
Wie geht es weiter nach dem Abschluss als Holzbildhauer? Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählten (von links): Elisa Maikath, Ronja Grasser, Marko Zwenger und Elias Müller von ihren Plänen.
Foto: Kristina Kunzmann | Wie geht es weiter nach dem Abschluss als Holzbildhauer? Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählten (von links): Elisa Maikath, Ronja Grasser, Marko Zwenger und Elias Müller von ihren Plänen.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:01 Uhr

Die Schulzeit in Bischofsheim endet, das künstlerische Arbeiten geht weiter: Am Samstag, 22. Juli, werden die Absolventinnen und Absolventen der Staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer ihre Zeugnisse erhalten. Ihr Abschluss ist ein besonderer, denn in Bayern gibt es nur fünf reine Holzbildhauerschulen, deutschlandweit sind es acht. Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählen vier Entlass-Schüler, wie sie ihre Zeit an der Schule erlebt haben und wie es für sie weitergeht.

1. Elias Müller, 19 Jahre, Fulda: "Steinmetz werden und später vielleicht selbständig machen."

Elias Müller steht neben seinem Kunstwerk "Hermes". Er lässt sich nun zum Steinmetz ausbilden.
Foto: Kristina Kunzmann | Elias Müller steht neben seinem Kunstwerk "Hermes". Er lässt sich nun zum Steinmetz ausbilden.

"Ich wurde in Thüringen geboren, wir sind dann aber nach Fulda gezogen. Für mich war von vorneherein klar, dass ich etwas Handwerkliches machen muss. Auch, weil ich aus einer handwerklichen Familie stamme. Wie kreativ und frei wir an der Holzbildhauerschule arbeiten können, hat mich fasziniert. 

Vor allem das Steinmodul hat mir gefallen und ich wollte eh noch eine zweite Ausbildung machen. Deswegen absolviere ich nach meinem Abschluss nun die Lehre zum Steinmetz beziehungsweise Steinbildhauer bei der Firma Zentgraf & Vey in Fladungen. Dadurch möchte ich mein Spektrum erweitern. Ich bin außerdem Fan von altgriechischer Kunst, da wurde auch Marmor verwendet, mit dem ich mich als Steinmetz noch intensiver beschäftigen kann.

Ich lebe derzeit in Unterweißenbrunn und werde für die Steinmetz-Ausbildung auch dort wohnen bleiben. Danach möchte ich weiter im Betrieb arbeiten, vielleicht in zehn Jahren wäre die Selbständigkeit eine Option. Ich möchte noch öfter an die Schule kommen und mit den Lehrern in Verbindung bleiben."

2. Ronja Grasser, 28 Jahre, Windshausen: "Als Ergotherapeutin arbeiten und für mich selbst Holzbildhauerei machen."

Ronja Grasser macht gerne Yoga und hat deshalb 'Asanas', also Yoga-Figuren,  als Abschluss-Kunstwerk geschaffen. Sie wird nun wieder in Teilzeit als Ergotherapeutin arbeiten.
Foto: Kristina Kunzmann | Ronja Grasser macht gerne Yoga und hat deshalb "Asanas", also Yoga-Figuren,  als Abschluss-Kunstwerk geschaffen. Sie wird nun wieder in Teilzeit als Ergotherapeutin arbeiten.

"Ich habe als Ergotherapeutin in der Frühförderung gearbeitet und dann kam Corona. In der Zeit wurde mir bewusst, dass ich etwas Kreatives machen möchte. Ich hatte keine richtigen Vorstellungen von der Ausbildung hier und dachte, dass es mehr um zweidimensionale Kunst geht oder wir ständig tonen oder modellieren. Aber das war nicht so, es war eine tolle Ausbildung, die ich nicht bereue.

Ursprünglich komme ich aus Schweinfurt, inzwischen lebe ich in Windshausen. Ich habe überlegt, nach meinem Abschluss den Meister zu machen. Das hätte mir aber zu lange gedauert und ich wusste nicht wirklich, wofür ich ihn hätte benutzen sollen.

Denn eine Selbständigkeit kommt für mich nicht in Frage. Ich habe in den Ergotherapie-Praxen mitbekommen, was selbständig sein bedeutet, das Arbeitspensum und alles drumherum möchte ich nicht. Deshalb werde ich nun Teilzeit in der Ergotherapie arbeiten und nebenbei für mich selbst Holzbildhauerei machen."

3. Marko Zwenger, 27 Jahre, Saarland: "Eigene Werke schaffen und nebenbei jobben."

Marko Zwenger hat als Abschluss-Kunstwerk den Kopf der  'Lady Earth' geschaffen.
Foto: Kristina Kunzmann | Marko Zwenger hat als Abschluss-Kunstwerk den Kopf der  "Lady Earth" geschaffen.

"Ich habe erwartet, dass man sich an der Holzbildhauerschule hauptsächlich mit Holz beschäftigt. Mich hat es umgehauen, wie viel hinter der Ausbildung steckt. Es hat mir neue Wege geöffnet und Spaß gemacht, das alles kennenzulernen und neue Facetten zu entdecken.

Ich stamme aus dem Saarland. Dort absolvierte ich Praktika und stellte fest, dass ich meine Stärken im kunsthandwerklichen Bereich sehe. Es war die richtige Entscheidung, an die Holzbildhauerschule in Bischofsheim zu gehen, wo ich in einer eigenen Wohnung lebe.

Mein Plan ist, zurück ins Saarland zu gehen und das Wissen aus meiner Ausbildung für mich selbst einzusetzen. Ich möchte weiter Kunst anfertigen und nebenbei jobben. Sich aus dem Stand heraus selbstständig zu machen ist schwierig. Wenn es aber irgendwann so läuft, dass die Kunst mehr Zeit braucht und ich davon leben kann, werde ich diese Chance nutzen. Wenn nicht bleibt es ein Hobby." 

4. Elisa Maikath, 30 Jahre, Würzburg: "Bildhauermeisterin werden und dann weitersehen."

Elisa Maikaths Abschluss-Kunstwerk heißt "Bubikopf". Sie sattelt noch eine Meisterausbildung drauf.
Foto: Kristina Kunzmann | Elisa Maikaths Abschluss-Kunstwerk heißt "Bubikopf". Sie sattelt noch eine Meisterausbildung drauf.

"Ich stamme aus Würzburg, habe zehn Jahre bei einem Zahnarzt gearbeitet und wusste schon länger, dass ich etwas anderes machen will. Es war die beste Entscheidung meines Lebens, hierher zu kommen. Ich bin absolut glücklich, in welche verschiedenen Bereiche wir reingeschaut haben. Wir arbeiten auch mit Glas, Keramik, probieren uns im Schweißen aus, machen einen Kettensägenschein, modellieren oder zeichnen Akte.

Ich wohne in einer Schnitzer-WG in Bischofsheim, wo alle Jahrgänge vertreten sind und bin schon sehr wehmütig, wenn ich die Stadt nun verlasse. Für mich geht es nach Hallstatt in Österreich, wo ich mich zur Bildhauermeisterin ausbilden lasse. In Deutschland wird nur der Holzbildhauermeister angeboten, ich wollte aber ein größeres Spektrum haben.

Mit dem Meister wäre es eine Möglichkeit, mich selbstständig zu machen. Dann würde ich aber erst einmal nebenbei arbeiten, um etwas aufzubauen. Ich könnte zum Beispiel an einer Grundschule Kunst unterrichten, es gibt viele Möglichkeiten."

Am Samstag, 22. Juli, ab 11 Uhr findet in der Berufsfachschule für Holzbildhauer die Zeugnisübergabe statt, ab 13 Uhr startet der Tag der offenen Tür. In Bischofsheim wird am Samstag und Sonntag außerdem Stadtfest gefeiert.

 
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