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NEUSTÄDTER HAUS
Eine schöne Zeit im Neustädter Haus
Wie man sie kennt: Christina und Markus Kneipp verabschieden sich nach 14 Jahre als Wirte des Neustädter Hauses.
Foto: Thomas Pfeuffer | Wie man sie kennt: Christina und Markus Kneipp verabschieden sich nach 14 Jahre als Wirte des Neustädter Hauses.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:21 Uhr

Der Himmel über dem Kreuzberg ist blau, der Parkplatz vor dem Neustädter Haus voll, der Gastraum ebenso. In der Küche drapiert Markus Kneipp Bratenscheiben und Klöse auf Teller, Christina Kneipp nimmt Bestellungen auf. Es ist ein Nachmittag wie oft im Neustädter Haus, aber es ist auch ein besonderer. Denn es ist einer der letzten, an dem die beiden Wirtsleute noch in dem beliebten Wander- und Ausflugslokal aktiv sind. Der Pachtvertrag ist nach 14 Jahren ausgelaufen. Die Kneipps hören auf. Das Neustädter Haus ist seit diesem Montag erst einmal geschlossen.

43 Berufsjahre

„Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, beschreibt Markus Kneipp seine Gefühlslage kurz vor Schluss. Zum einen ist er richtig froh, dass seine Frau und er sich nach 43 Berufsjahren aus dem aktiven Gastronomie-Leben verabschieden können, andererseits stellt er auch etwas wehmütig fest: „Es war eine schöne Zeit im Neustädter Haus“.

Die herrliche Aussicht wird er sicherlich vermissen, ebenso die spontanen Hüttenabende, wenn ein Chor oder einzelne Musiker ihre Lieder anstimmten und es so richtig gemütlich wurde. Es gab natürlich auch unangenehmere Gäste, im Rückblick ist das für Markus Kneipp aber nicht erwähnenswert.

Vermissen werden die Kneipps aber auch die treuen Mitglieder des Rhönklub-Zweigvereins Bad Neustadt, namentlich Günter Maisch, Ludwig Rothaug, Ludwig Euring, Gottfried Miller, Klaus Weiss und Paul Trammer die ihnen in all den Jahren immer mit Rat und Tat zur Seite standen.

3000 Baumscheiben für die Straße

In den 14 Jahren hat sich im, am und um das Neustädter Haus viel getan. Den Bau der Straße zum Neustädter Haus 2006 unterstützte die Familie Kneipp mit dem Verkauf von 3000 kleinen Baumscheiben und steuerte so immerhin 2000 Euro zur Finanzierung der Straße bei.

Auf Initiative von Altlandrat Gottfried Miller wurden der Eschenbrunnen mit Kneipptretbecken erneuert, der Seniorenwegs geschaffen und zahlreiche Hinweistafeln aufgestellt. Thomas Börner baute direkt am Haus den Kletterwald und Mountainbiker unterhalten seit zwei Jahren den FlowTrail. Auch am Haus gab es immer wieder Renovierungsarbeiten, die der Pächter beim finanziell nicht so gut gestellten Neustädter Rhönklub durchsetzen musste.

Gestiegene Ansprüche

„Man muss immer etwas tun, wenn man ein solches Haus am Leben halten will“, ist Kneipp überzeugt. Entscheidend dabei ist für ihn, dass man es nicht für sich selbst, oder für den Rhönklub tut, sondern für den Gast. Der sei am wichtigsten. Und die Ansprüche der Gäste sind in den vergangenen 14 Jahren gestiegen, weiß der „Hüttenwirt aus Berufung“. Zimmer müssten heute mit Dusche und WC ausgestattet sein, mit einer Bratwurst als Speisenangebot komme man heute auch nicht mehr weit.

Hier hatte Markus Kneipp, als er 2002 vom Haselbacher Lindenbrunnen auf den Kreuzberg wechselte das richtige Konzept. Er hat auf eine gutbürgerliche Küche mit regionaler Orientierung gesetzt und die Gäste danken es ihm. Natürlich müsse man auch flexibel auf Veränderungen im Umfeld reagieren. Mit der Zunahme der Mountainbiker kamen halt Käsespätzle auf die Speisekarte, erinnert sich Kneipp.

Neben der guten Küche war es dabei auch der herzliche Service unter der Leitung von Christina Kneipp, der das Neustädter Haus zu einem der bekanntesten Ausflugslokale der Rhön werden ließ.

So sei es gelungen, dass es eine extrem hohe Zahl von Stammgästen gibt, die zum Essen ins Neustädter Haus kommen - und das übers ganze Jahr: „Ich kann nicht von Saison und Nicht-Saison sprechen, höchstens von schlechtem Wetter“, so Kneipp.

Gastropreise

Auch externe Tester bestätigten die Qualität seiner Küche. So errang er 2007 im Rahmen des „Gastronomiepreis Franken“ in der Kategorie Ausflugslokale den zweiten Platz. 2011 wurde der Betrieb, von unabhängigen Restauranttestern, als zweites Ausflugslokal in Deutschland mit dem Prädikat Gastrogold Europa ausgezeichnet.

So hat das Neustädter Haus auch wirtschaftlich funktioniert. „Wenn es geschäftlich nicht gelaufen wäre, wäre ich keine 14 Jahre hier geblieben“, stellt Kneipp dazu fest und ergänzt selbstbewusst: „Ich bin Diplombetriebswirt und verstehe mein Geschäft – nicht nur am Kochtopf.“

Auch wenn die Kneipps, beide 59 Jahren alt, jetzt dem Stress, den ein solcher Betrieb mit sich bringt, entgehen und es etwas ruhiger angehen lassen wollen, bleiben sie doch der Rhöner Gastronomie erhalten. Markus Kneipp wird sein Know-how als Gastronomieberater in der Rhön und darüber hinaus einbringen.

Wiedereröffnung am 13. Dezember

Michael Pfaff, Vorsitzender des Rhönklubzweigvereins Bad Neustadt bedankte sich bei der Familie Kneipp für das hohe Engagement und die gleichbleibend hohe Qualität, die über die Jahre gehalten wurde. „Ich freue mich sehr, dass Sie in der Region bleiben und auch weiterhin helfen, die Rhöner Gastronomie nach vorne zu bringen.“

In den kommenden zwei Wochen werden die Kneipps noch auf- und ausräumen. Dann werden allmählich ihre Nachfolger einziehen. Die neuen Pächter, Maria und Alexander Hartan, wollen das Neustädter Haus am 13. Dezember wiedereröffnen.

 
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