
Ihren eigenen Geburtstag feiern viele Menschen gerne. Schließlich ist das Wiegenfest ja auch ein schöner Anlass, auf den man sich einmal im Jahr freuen kann. Zumindest gilt das für die meisten Menschen. Es gibt auch Personen, die nur alle vier Jahre ihren "richtigen" Geburtstag feiern können. Wie es sich anfühlt, wenn der eigene Geburtstag in den meisten Jahren schlicht nicht existiert, das wissen Doris Martiné-Walther, Roswitha Zoll und Helene Kunzmann aus eigener Erfahrung. Denn alle drei kamen an einem 29. Februar auf die Welt - und den gibt es bekanntermaßen nur alle vier Jahre.
Der 29. Februar 1960 muss ein fröhlicher Tag gewesen sein für die Angehörigen von Doris Martiné-Walther. Es war der Rosenmontag - für die Familie, die in der Fastnachtshochburg Mainz lebte, praktisch so etwas wie ein Feiertag. Sein Sahnehäubchen erhielt der Tag dadurch, dass, gemäß des bekannten Gassenhauers "Am Rosenmontag bin ich geboren, am Rosenmontag in Mainz am Rhein...", um kurz nach Mitternacht die kleine Doris das Licht der Welt erblickte.
Kleine Mogelei bei Doris Martiné-Walthers Geburt
"Man hat mir erzählt, dass ich eine Hausgeburt war. Außer mir waren nur meine Eltern, Großeltern, Brüder und meine Tante, die gleichzeitig unsere Nachbarin und Hebamme war, dabei", erzählt Doris Martiné-Walther, die inzwischen seit zehn Jahren in Niederlauer lebt. Von Martiné-Walthers Geburt berichtete deren Oma in breitem Mainzer Dialekt stets mit folgendem Spruch: "Deu Mudder hot im Bett gelee un gekrische, un uff de Gass sin die Leit vorbei un habe gelacht (Deine Mutter hat im Bett gelegen und geschrien. Und auf der Straße sind die Leute vorbei und haben gelacht.)"
Trotz Doris Martiné-Walthers Geburt am 29. Februar 1960 steht allerdings der 28. Februar 1960 in ihrer Geburtsurkunde und ihrem Personalausweis - wie kann das sein? Sie schmunzelt und liefert folgende Erklärung: "Damit das arme Kind jedes Jahr Geburtstag feiern kann, hat man einfach ein bisschen gemogelt und als Geburtszeitpunkt den 28. Februar, 23.45 Uhr eingetragen. Eigentlich war das ja Urkundenfälschung, aber da hat damals kein Hahn danach gekräht. Und ich selbst kann ja nun wirklich nichts dafür".
Seither feiert Doris Martiné-Walther ihre Geburtstage, wie sie fallen: in Schaltjahren am 29. Februar, ansonsten am 28. und meistens sowieso am darauffolgenden Wochenende. Die Kuriosität ihres Geburtsdatums sei ab und zu mal Thema gewesen, habe aber sonst nie eine große Rolle gespielt, so Martiné-Walther. Dennoch findet auch sie, dass die ganze Geschichte mit Rosenmontag schon etwas skurril ist.
Roswitha Zoll aus Mellrichstadt mag ihr besonderes Geburtsdatum nicht
Roswitha Zoll aus Mellrichstadt kann ihrem besonderen Geburtstag wenig Positives abgewinnen. Als sie am 29. Februar 1972 um 3 Uhr nachts zur Welt kam, war der neue Tag bereits zu weit fortgeschritten, ein Umschreiben somit nicht mehr möglich. "Ich finde es schon mein Leben lang blöd, an einem solchen Tag Geburtstag zu haben", sagt Zoll. Reaktionen auf ihr Geburtsdatum wie "Na, auch so eine" oder "Oh, wann feiern Sie denn dann eigentlich?" kennt sie zur Genüge. Man führe einfach immer die selben Gespräche.
Während sie früher am 28. Februar ihren Geburtstag feierte und dann sowohl an diesem Tag als auch am 1. März persönlich und am Telefon gratuliert wurde, entschied sie vor rund zehn Jahren, in Nicht-Schaltjahren nur noch am 1. März zu feiern. "Seltsam finde ich auch, dass sich, wenn es dann mal einen 29. Februar gibt, plötzlich immer Gratulanten melden, von denen man schon ewig nichts mehr gehört hat", schildert Zoll, für die ihr Geburtstag ohnehin keine besondere Bedeutung hat.

Helene Kunzmanns Kinder sind "älter" als sie selbst
Schon bei der Taufe der Niederläurerin Helene Kunzmann, die am 29. Februar 1964 das Licht der Welt erblickte, brachte es Ortspfarrer Georg Lippert trocken auf den Punkt. "Die wird mal nicht alt", sagte er zu den Eltern des Täuflings. In diese Richtung zielen bis heute häufig Scherze von Helene Kunzmanns Kindern. Denn, wenn der Sohn Ende 30 ist, seine Mutter aber - zumindest, wenn man die Anzahl der stattgefundenen Geburtstage betrachtet - noch nicht einmal volljährig, ist das schon ein Grund zum Schmunzeln.
Mit dem Umschreiben wurde es auch bei Helene Kunzmann aufgrund einer Geburtsuhrzeit von 15 Uhr am Nachmittag nichts. Und so blieb es bei dem Schaltjahr-Geburtsdatum. "Als Kind dachte ich in Nicht-Schaltjahren, dass am 1. März ja schon alles vorbei ist und habe deshalb immer am 28. Februar meinen Geburtstag gefeiert. Später dann änderte ich meine Meinung, weil es ja Unglück bringen soll, vorher zu feiern. Und so habe ich mich für den 1. März zum Feiern entschieden, das ist bis heute so geblieben", erklärt Helene Kunzmann.
Wenn sie dann mal "richtig" Geburtstag hat, empfindet sie das als etwas Besonderes. Und so genießt sie es auch, dass in Schaltjahren besonders viele Menschen an sie denken und sie gratulieren. Verblüffte Reaktionen ("Oh, ein Schaltjahr-Kind!") erlebt auch sie oft, wenn das Geburtsdatum angegeben werden muss, empfindet diese aber nicht als nervig, sondern freut sich darüber. Ist ja auch ein schöner Anlass, so ein Geburtstag - selbst dann, wenn man vier Jahre auf ihn warten muss.