Gleich nach der 42. Birkhuhnzählung (wir berichteten) machte sich auch in diesem Jahr wieder eine Gruppe aus der Rhön auf nach Schweden, um dort Birkhühner zu fangen, die dann in der Rhön ausgewildert werden sollten. Und auch heuer war die Aktion wieder ein Erfolg. 25 Tiere aus Schweden haben nach der Rückkehr des Teams die Auswilderungskisten verlassen und seit wenigen Tagen in der Langen Rhön eine neue Heimat gefunden. Die spannende Frage lautet auch heuer, ob sie sich vermehrenund den Bestand verbessern können.
Zehn Hähe und 15 Hennen
Dieses Problem gibt es im mittelschwedischen Fanggebiet nicht. Glücklicherweise entwickelt sich der Bestand des Birkwilds dort extrem gut, so dass das Rhön-Projekt aus dem Vollen schöpfen konnte, berichtet Torsten Kirchner, der auch in diesem Jahr die Fahrt organisiert hatte. Mit zehn gefangenen Birkhähnen und 15 Hennen wurde das gewünschte Ergebnis, "praktisch nach Drehbuch", erreicht, freute sich der Schutzgebietsbetreuer für die Lange Rhön. Das war wichtig. Denn nicht nur die Birkwildbalz und Birkwildzählung, auch die Fangaktion in Schweden wurde von einem Filmteam um den renommierten Naturfilmer Florian Guthknecht begleitet und festgehalten. Im Auftrag von Arte und Bayerischem Rundfunk soll eine umfassende Filmdokumentation über die Bemühungen um den Erhalt des Rhöner Birkwildbestands entstehen.
Dem Drehteam ging es in Schweden natürlich vor allem darum, möglichst eindrucksvolle und spannende Bilder vor die Kamera zu bekommen. Die Birkwildfänger sehnten sich nach vollen Transportkisten für die Heimreise. Letztlich, so Kirchner, konnten alle Wünsche erfüllt werden, auch wenn eine Habichtattacke während des Fangs kurzfristig den Erfolg gefährdete.
Intakte Bestände
Was den Tierfilmer freute, sorgte für Sorgenfalten im Gesicht des Gebietsbetreuers. Dem völlig intakten Birkwildbestand auf den schwedischen Fangplätzen ist es zu verdanken, dass das genehmigte Fangkontingent von 25 Vögeln, die in die Rhön gebracht werden können, voll ausgeschöpft wurde. Berufsjäger Raphael Blum zeigt sich erstaunt, dass sich trotz des intensiven Fangs seit nunmehr zehn Jahren auf den gleichen Plätzen und der zusätzlichen Bejagung des Birkwilds in Schweden der Bestand immer wieder erholt. Es sei kein Rückgang bei den Tieren festzustellen. Die Lebensräume würden immer wieder aufgefüllt werden. Davon könne man leider in Deutschland nur noch träumen, bedauerte Kirchner.
In seinem Resümee war die Fangaktion in diesem Jahr durch die Dreharbeiten noch anstrengender als gewöhnlich, aber Kirchner ist sich sicher, dass dadurch positive Imagearbeit für das Projekt geleistet wird. So geht er davon aus, dass die Faszination des Birkwilds breiten Raum einnehmen wird, wenn die 45-minütige Reportage auf einem prominentem Sendeplatz ausgestrahlt wird. „Wir müssen den Menschen zeigen, was wir in unserer verarmten Kulturlandschaft schon alles verloren haben, damit wir uns besinnen, Lebensräume wieder herzustellen. Das ist unser Auftrag“, fasste es der Gebietsbetreuer der Wildland-Stiftung des bayerischen Jagdverbandes zusammen.