Umweltbildung ist ein Kernaufgabe für Biosphärenreservate. Entsprechend ernst wird dieses Thema in der Rhön genommen. Für Kindergärten, Schulen, aber auch für Einheimische und Urlauber wird alljährlich ein breites Programmangebot entwickelt. Bei der Vorstellung der inzwischen schon 20. Auflage für die bayerische Rhön musste Klaus Spitzl diesmal keine Packen von Programmheften schleppen. Stattdessen zückten sowohl der Geschäftsführer des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Spitzl wie auch Landrat Thomas Habermann und der Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle für das Biosphärenreservat, Michael Geier, ihr Handy und versuchten - mehr oder weniger geschickt - mit der Kamera eine kleine Fläche auf einer Karte zu fixieren.
50 000 Seiten gespart
Auf dieser Karte fand sich neben den Adressen der Umweltbildungseinrichtungen in der bayerischen Rhön ein sogenannter QR-Code, über den der Nutzer direkt auf die Homepage des Biosphärenreservats beziehungsweise des Vereins geführt wird. Und hier lässt sich das neue Jahresprogramm 2020 herunterladen. Denn erstmals gibt es das Programmheft nur noch als Datei im Internet. Im Sinne der Reduzierung von Energie- und Ressourcen-Verbrauch und auch aufgrund des aktuellen Nutzerverhaltens sei dieser Schritt erforderlich geworden und nur konsequent, erläuterte Spitzl dazu. Seien bislang etwa jeweils 5000 Programmhefte mit rund 100 Seiten produziert worden, würden durch diesen Schritt also etwa 50 000 Seiten bedrucktes Papier gespart.
Allerdings sei dieser "kleine Beitrag" zur Ressourcen-Einsparung intern nicht unumstritten, räumte Spitzl ein. Er wurde aber bei diesem Schritt von Michael Geier unterstützt, der sich freute, dass nicht wieder Paletten von bedrucktem Papier benötigt wurden. Schließlich definiere das Biosphärenreservat seine Arbeit ja nicht über die Menge des verbrauchten Papieres.
In dem sogenannten Download finden sich auf wiederum knapp 100 Seiten rund 200 Angebote zur Umweltbildung- und -information für alle Altersgruppen. Es handelt sich um die wichtigsten Angebote der bislang noch vier Bildungseinrichtungen des Biosphärenreservats in der bayerischen Rhön, dem Haus der Langen Rhön in Oberelsbach, dem Haus der Schwarzen Berge in Oberbach, der Umweltbildungsstelle am Schwarzen Moor und der Umweltbildungsstätte Oberelsbach, die damit jährlich etwa 70 000 Menschen erreichen. "Das Programmheft stellt das Grundgerüst unseres Informations- und Bildungsangebots dar. Daneben werden im Laufe des Jahres viele weitere Veranstaltungen und Angebote entwickelt", erläuterte Spitzl.
Klassiker und Neuerungen
Auf dem abwechslungsreichen Programm stehen Klassiker wie Wanderangebote oder Moorführungen, Obstbaumschnittkurse oder Naturfotografie. Auch gibt es wieder einige Neuerungen wie der "Weltschneemanntag" am 18. Januar auf der Hochrhön oder ein "Kaufnixtag". Und natürlich auch wieder Angebote für Schulen und Kindergärten. Die sind neben den Moorführungen der absolute Renner, wussten Michael Dohrmann und Claus Schenk, die beiden Macher der Umweltbildung in Oberelsbach und Oberbach. Kaum im Angebot, seien sie jeweils ausgebucht.
Das war der Punkt, der dem aktuellen Vorsitzenden des Naturpark-Vereins, Landrat Thomas Habermann, neben dem Lob für das Programm, seine Macher und Finanziers aus dem Freistaat sehr wichtig war. Für ihn hat die Umweltbildung gerade auch die Funktion, dass Kinder erfahren, dass es neben der digitalen, virtuellen Welt eine tatsächliche Welt gibt und wie es in dieser zugeht. Als einfaches Beispiel nannte er den unnachahmlichen Geruch, wenn frisches Brot gebacken wird. Einen Geruch, den Kinder beim Programm "Brot und Butter selbst gemacht" erleben können, wie Michael Dohrmann ergänzte.
Bei den Kleinen anfangen
Mann müsse beim Thema Umweltbildung mit den Kleinen anfangen. Die würden dann ihre Eltern schon erziehen, so Habermann. Er forderte die Ausweitung des Konzepts der Biosphären-Kindergärten und Schulen und freute sich dann zu hören, dass das entsprechende Konzept für ganz Deutschland in der Rhön entwickelt wurde. Inzwischen seinen in der bayerischen Rhön trotz höchster Standards schon 13 Biosphären-Kindergärten und -Schulen anerkannt. Weitere, wie das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen oder die Wirtschaftsschule in Bad Neustadt stünden vor der Anerkennung, so Michael Geier. Septisch zeigte sich der Landrat, als Claus Schenk darauf hinwies, dass man bei Programmen für Kinder und Jugendliche die hohe Nachfrage nicht mehr bedienen könne und die Schaffung von mehr Stellen anregte.
Anmelden für die Teilnahme an den einzelnen Programmen muss man sich derzeit allerdings noch traditionell mit einem Anruf oder über E-Mail. Ein nächster Schritt der Digitalisierung könnte aber schon bald erfolgen. Demnächst soll eine "Rhön-App" angeboten werden, wusste Michael Geier. Dann könne man sich auch über das Handy anmelden.