Deutsche Kindergärten und Schulen, die besonders nachhaltig mit natürlichen Ressourcen umgehen, können sich bald zertifizieren lassen. In der Rhön könnten diese Einrichtungen dann den Titel Biosphären-Kita oder Biosphären-Schule tragen.
Die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtung und Schutzgebiet wird vertraglich festgeschrieben: Alle zwei bis fünf Jahre soll der Titel überprüft werden. Das Besondere daran: Die Standards, die der Kooperation der Bildungseinrichtung und der betreffenden naturnahen Naturlandschaft zugrunde liegen, sollen bundesweit einheitlich sein, egal ob es sich um Nationalparks, Biosphärenreservate oder Naturparks handelt.
Ein gemeinsames Logo soll das deutlich machen. Eine Nationalpark-Schule Eifel und die Biosphären-Schule Rhön soll also dieselben Mindeststandards erfüllen, wenn auch die Bezeichnung je nach zugehörigem Schutzgebiet eine andere ist. Auch sind konkret verschiedene Schwerpunkte bei der Umsetzung des nachhaltigen Gedankens vorstellbar.
Mindestkriterien erarbeitet
Um die bundesweit einheitlichen Mindest-Kriterien zu erarbeiten, trafen sich kürzlich 35 Teilnehmer aus 20 deutschen Schutzgebieten – Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks – zu einem mehrtägigen Workshop im Umweltbildungszentrum Oberelsbach. Auch Vertreter der Dachorganisationen Europarc Deutschland und des Verbunds deutsche Naturparke waren vor Ort, ebenso wie Abgesandte der deutschen Unesco-Kommission und der Nationalparkschulen Eifel. Von Seiten der Bildungseinrichtungen diskutierten die Kindergärten Bad Bocklet, Unterelsbach und Schönau mit.
Während des Workshops wurden bereits erste konkrete Ideen für einen Kriterienkatalog erarbeitet, offiziell festgeschrieben wurden diese allerdings noch nicht. Bis das passieren könne, müssten noch verschiedene Hürden – darunter diverse Teamsitzungen und Mitgliederversammlungen – genommen werden. Der Workshop sei erst einmal der „Startschuss“ für dieses Prozedere, so Michael Dohrmann, Leiter des Biosphären-Infozentrums Haus der Langen Rhön.
Zusammenarbeit vertraglich regeln
Sicher ist, die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtung und Naturlandschaft soll in Zukunft klar vertraglich geregelt werden: Die Schulen und Kindergärten einerseits sollen den Nachhaltigkeitsgedanken nicht nur in ihr Leitbild, sondern auch in den gelebten Alltag und Lehrplan mit aufnehmen. Für die Naturlandschaft wiederum soll festgelegt werden, inwiefern beispielsweise Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt werden kann und Lehrer fortbildet werden können. Auf beiden Seiten soll ein fester Ansprechpartner festgelegt werden.
Wie das Thema Nachhaltigkeit im Kindergarten vorbildlich gelebt werden könnte? Dohrmann nennt mit Bad Bocklet einen Beispiel-Kindergarten, der bereits auf einem sehr guten Weg sei. Gemeinsam mit den Kindern werde dort Frühstück und Mittagessen aus regionalen Lebensmitteln zubereitet. Die Kinder besuchen die Betriebe, aus denen die Produkte stammen. Eltern könnten die heimischen Lebensmittel teils sogar über den Kindergarten beziehen. Zudem halte der Kindergarten Bienen, wodurch die Kinder die Honigproduktion von Anfang an verfolgen könnten.
Nachhaltigkeit darf kein vorübergehendes Projekt sein
Vorreiter in Sachen Schulen sei beispielsweise die Eifel, wo es bereits so genannte Nationalpark-Schulen gibt. Fächerübergreifend werde dort etwa das Thema Wildnis behandelt, beispielsweise im Kunstunterricht mit Naturmaterialien Ordnung versus Wildnis dargestellt, im Deutschunterricht Gedichte zu der Thematik analysiert, in der Hauswirtschaft mit Wildkräutern gekocht und in Chemie entsprechende Badezusätze entwickelt.
Wichtig für die Zertifizierung sei prinzipiell, so Dohrmann, dass es sich bei den nachhaltigen Bemühungen nicht um Projekte handle, sondern dass die Nachhaltigkeit regulärer Teil des Schul- und Kindergartenlebens werde. Interessierte Schulen und Kindergärten der Region könnten sich schon jetzt ans Biosphären-Infozentrum Haus der Langen Rhön in Oberelsbach beziehungsweise ans Haus der Schwarzen Berge in Oberbach wenden.