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TAUBERBISCHOFSHEIM
Skandal-Schlachthof: Waren Mitarbeiter betrunken?
Skandal-Schlachthof: Waren Mitarbeiter betrunken?       -  Nach mutmaßlichen Verstößen gegen den Tierschutz bleibt dieser Schlachthof in Tauberbischofsheim bis auf Weiteres geschlossen. Die Polizei durchsuchte am Donnerstag das Gelände.
Foto: dpa | Nach mutmaßlichen Verstößen gegen den Tierschutz bleibt dieser Schlachthof in Tauberbischofsheim bis auf Weiteres geschlossen. Die Polizei durchsuchte am Donnerstag das Gelände.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:37 Uhr

Im Skandal um den Schlachthof in Tauberbischofsheim sind jetzt weitere Vorwürfe bekannt geworden. So will der Verein Soko Tierschutz aus anonymer Quelle erfahren haben, dass mehrere Schlachthofmitarbeiter immer wieder im Dienst betrunken gewesen seien. So jedenfalls steht es in der Soko-Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft.

Außerdem habe enormer Arbeitsdruck geherrscht. In der Belegschaft gebe es „eine große Unzufriedenheit“, wie Soko-Vorsitzender Friedrich Mülln am Freitag gegenüber dieser Redaktion sagte. Die Bezahlung der Mitarbeiter sei schlecht. OSI relativierte die Vorwürfe in einer Stellungnahme vom Freitagabend.

 

Landratsamt hört seine Veterinäre an

Wie berichtet, war der Schlachthof des US-Nahrungskonzerns OSI am Mittwoch vom Landratsamt Main-Tauber geschlossen worden, nachdem Soko heimlich in dem Betrieb gedrehte Videoaufnahmen veröffentlichen ließ. Die Szenen sollen zum Teil erhebliche Verstöße gegen den Tierschutz zeigen.

Soko reichte am Mittwoch bei der Staatsanwaltschaft Mosbach eine Strafanzeige ein gegen die Europazentrale von OSI in Gersthofen bei Augsburg, gegen die Geschäftsleitung des Schlachthofes und einige Mitarbeiter sowie gegen das Veterinäramt im Main-Tauber-Kreis.

Weil der Vorwurf im Raum steht, dass anwesende Tierärzte dieses Veterinäramtes bei den zweifelhaften Vorgängen nicht eingeschritten seien, hat das Landratsamt in Tauberbischofsheim eigene Ermittlungen eingeleitet. Wie Sprecher Markus Moll am Freitag auf Anfrage sagte, werden die in Frage kommenden Mitarbeiter des Veterinäramtes in der kommenden Woche zu dem Fall angehört. Seine Behörde prüfe „konsequent disziplinarrechtliche beziehungsweise personalrechtliche Maßnahmen“, teilte Moll mit.

Heimlich gedrehte Videos sind offenbar echt

Dass die heimlich gedrehten Videos auch tatsächlich den Tauberbischofsheimer Schlachthof zeigen, daran ließ Soko-Chef Mülln keine Zweifel: Er und seine Mitstreiter „stehen als Zeugen zur Verfügung.“ Mülln hat die Videos nach eigenen Worten selbst aufgenommen. Dabei habe er auch Details gefilmt, anhand derer der Schlachthof einwandfrei zu identifizieren sei – wie zum Beispiel OSI-Überwachungskameras mit QR-Codes.

„Jeder Schlachthof sieht anders aus“, weshalb allein diese Details ein eindeutiger Beweis für die Authentizität der Szenen seien.

Tierschützer-Film geht zur Staatsanwaltschaft

Auf Tauberbischofsheim sei Soko durch den Tipp eines Eingeweihten gekommen. Das zeige, wie schlecht die Stimmung in der Belegschaft des Betriebes sei, so Mülln. Zwar könne man nicht jeden Schlachthof im Land an den Pranger stellen, doch in der Branche gebe es „tendenziell mafiöse Strukturen“.

Dass die Soko-Filme die Wahrheit im Tauberbischofsheimer Schlachthof zeigen, davon ist offenbar auch die Staatsanwaltschaft Mosbach überzeugt. „Wir gehen davon aus, dass es so ist“, sagte ein Sprecher am Freitag. Seine Behörde werde die Soko-Originalaufnahmen wahrscheinlich in Kürze erhalten. Es werde einige Wochen dauern, bis die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beendet sind. Am Donnerstag durchsuchte die Polizei den Schlachthof und nahm allerlei Beweismaterial mit.

Was schon 2015 bekannt wurde

Schon 2015 waren in dem Schlachthof in Tauberbischofsheim im Rahmen eines Audits Mängel bekannt geworden. Sie bezogen sich nach Auskunft von Landratsamtssprecher Moll sowohl auf das Gebäude als auch auf den Umgang mit den Tieren. Vor allem was das Gebäude angeht, seien die geforderten Verbesserungen bis heute noch nicht abgeschlossen.

Glaubt man Soko, so soll es im Tauberbischofsheimer Schlachthof auch nicht besonders hygienisch zugegangen sein. So wollen die Tierschützer beobachtet haben, dass sich „unter Gerätschaften und in Ecken (. . .) Schichten mit altem Blut, Haar und Geweberesten“ befunden haben, „die offensichtlich nicht bereinigt werden“, wie es in der Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft heißt.

Wie OSI reagiert

Kurz nachdem die Soko-Vorwürfe bekannt geworden sind, hat OSI nach eigenen Angaben die Produktion im Schlachthof Tauberbischofsheim gestoppt. Es sei intern „eine gründliche Überprüfung unserer Prozesse und Verfahren“ eingeleitet worden, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung. OSI-Personal werde vor Arbeitsantritt eingehend eingewiesen und mit den internen wie externen Vorschriften vertraut gemacht.

Am Freitagabend ließ der Konzern wissen, dass bei OSI "der Konsum alkoholischer Getränke während der Arbeit generell nicht gestattet ist". Die Bezahlung der Belegschaft entspreche dem Branchendurchschnitt. Die Mitarbeiter "haben gängige 40-Stunden-Arbeitsverträge". Mehrarbeit werde "wie gesetzlich vorgeschrieben" vergütet, teilte ein OSI-Sprecher mit, ohne Einzelheiten zu nennen.

Der Konzern lieferte Fleisch aus Tauberbischofsheim an die Fastfoodkette McDonald's. Für OSI haben die aktuellen Schlagzeilen erste Konsequenzen: Nach einem Bericht der „Heilbronner Stimme“ hat das Handelsunternehmen Kaufland seine Geschäftsbeziehungen zu dem Konzern auf Eis gelegt. Das beziehe sich aber allein auf die Lieferungen aus Tauberbischofsheim, ergänzte OSI am Freitag gegenüber dieser Redaktion.

Kritik kommt auch von Politikern

Inzwischen hat der Fall auch die Politik erreicht. „Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass die staatliche Kontrolle beim Tierschutz auf Schlachthöfen nicht funktioniert, da es schlichtweg zu wenig Personal für diese wichtige Aufgabe gibt“, sagte etwa Reinhold Gall, der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag.

 
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  • Erding
    Neben den Tieren, die Menschen, die dort arbeiten nicht vergessen!
    Billigstlöhne, unglernt, wo und wie sind sie untergebracht? Woher kommen sie? Warum wird da so vile getrunken? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Sozialräume etc. etc. Übrigens Metzger waren früher mal gut bezahlt. Aber wir wollen alles billiger und noch billiger. Jetzt bekommen wir immer mehr die Quittung! Lohnt sich Arbeit überhaupt denn noch? Wo sind die Zeugnisse der Arbeitenden? Mafiaähnliche Strukturen, wohin man schaut. Wo sind und waren die Politiker? Überall, nur nie vor Ort. Die Diäten werden auch wieder erhöht. Und wir hatten noch nie so ein großes Parlament.
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  • al-holler@t-online.de
    Mit dem ".. wir wollen alles billiger und noch billiger" treffen Sie natürlich einen wunden Punkt.
    Aber ob das der Deutsche Wohlstandsbürger in seinem Gutmenschentum so hören will ?
    Viel und billig ist die Devise, auch wenn wir wieder viel wegschmeißen (80 kg Lebensmittel jährlich pro Kopf) - aber Hauptsache billig wars!!)
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  • marki79
    Zum einen das, zum anderen gibt es ja Parteien wie die FDP, die den Markt sich selbst überlassen wollen. Ohne Regularien. Reguliert sich ja alles selbst.
    Wie es sich ohne ausreichend staatliche Kontrolle reguliert, das sieht man ja in diesem Fall.
    Billigpreise erkauft durch miese Löhne, miese Tierhaltung und miserable Schlachtbedingungen.

    Man muss wirklich nicht alles gut finden, was die Grünen so von sich geben. Aber im Bereich Tierhaltung haben sie recht : Diese Strukturen sind unhaltbar und es gehört dringend etwas geändert.

    Aber Hauptsache weiterhin dass Billigsteak auf dem Grill brutzeln - die Vorgeschichte dieses Fleisches will man nicht wissen.
    Wie viele vorher schon schrieben - nach diesem kurzen Aufschrei wird alles weiter seinen gewohnten Gang gehen...gibt ja wichtigeres...
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  • cimb24
    10,15 Berichterstattungen,dann wird man gar nichts mehr hören,lesen und alles wird..wie so oft..im Sande verlaufen und irgendwie weiterlaufen.

    Viel Lärm und wenig Konsequenzen.

    Nicht jeder wird zum Vegetarier nach solchen Berichterstattungen,aber wenn schon Schlachtbetrieb,dann doch bitte nicht noch die Tiere vor der Schlachtung quälen..das ist wirklich das Allerletzte.
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  • ammi187@gmail.com
    Landratsamt ist hier m. E. der schuldige. Wurde halt mal wieder nicht gründlich gearbeitet. Hauptsächlich Beamter mit A11 oder A12 Besoldung aber außer Kohle einsacken nicht liefern.... Frechheit.
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  • B.Sch
    Wie immer passiert nichts Viel Gerede und Geschreibe Politik schaut zu Ist ja lange bekannt das es solche Zustände gibt Setzt den Politikern und Vorgesetzten das Fleisch und die Wurst vor, erst dann wird sich was ändern Ich kaufe mein Fleisch und Wurst beim Metzger vor Ort da weiß ich was ich habe Mahlzeit
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  • Plecherbub
    Schlachtet ihr Metzger vor Ort etwa die Tiere selbst? Das gibt es doch fast gar nicht mehr, der wird sich Schweinehälften und Rind auch vom Schlachthof holen. Mahlzeit
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  • al-holler@t-online.de
    .... aber eben nur "fast" (z. B. auch noch in Riedenheim und Röttingen). Man muss sich nur etwas Mühe geben, dann findet man sie noch - die Qualität!
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  • al-holler@t-online.de
    und -fast hätt ich es vergessen: in O´furt is auch noch einer -in der Brückenstraße -oder wie die heißt!
    Das sin aber jetz nur die mir bekannten im Süden der überheblich-eingebildeten mainfränkischen "Metropole". Im Westen und Norden gibts auch noch ein paar, die kenn ich jetz aber nicht dem Namen nach, sondern nur von sporadischen Besuchen....
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  • Plecherbub
    Was habe Sie jetzt gegen Würzburg, es geht um den Schlachthof in Tauberbischofsheim. Emotionen nicht im Griff?
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  • al-holler@t-online.de
    Vom eigentlichen Thema Schlachthof TBB haben wir uns doch schon längst entfernt - und daran sind Sie mit Ihrer Behauptung, kein bzw. kaum ein Metzger würde mehr vor Ort schlachten, selbst maßgeblich beteiligt!
    Ich brachte lediglich zum Ausdruck, dass das in der Stadt Würzburg m.W. zwar so sei (möglicherweise auch aus immissionsrechtlichen Gründen und Nachbarschaftsquerelen?), aber auf dem Land gottlob noch nicht und führte dabei einige Bespiele an.
    Zugegeben: Mein Verhältnis zu Würzburg und vielen seiner die öffentliche Meinung beeinflussen wollenden Bürger ist, obwohl ich hier wohne, etwas gespalten - weil hier seit Jahren im wesentlichen nur verhindert (s. u. U. auch dieses Thema), aber nichts mehr gestaltet wird. Dazu aber in anderem Zusammenhang - und nur dort - mehr.
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  • Erding
    @redaktion
    Bitte löschen Sie diesen Kommentar, denn er verstößt eindeutig gegen die Netiquette!
    Der Kommentator meisterix"maßregelt" den Kommentarschreiber "Glaubt nicht alles": "Emotionen nicht im Griff!" Lassen Sie es mich so sagen oder fragen: Wer hat hier Emotionen nicht im Griff und verstößt mit solchen persönlichen Angriffen eindeutig gegen die Netiquette. Der Beitrag ist daher zu löschen. Vielen Dank!
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  • lukaswill@yahoo.de
    Hallo Erding, danke für Ihren Hinweis. Die angesprochene Äußerung ist aus unserer Sicht noch im Rahmen der Diskussion zu akzeptieren. Wir erinnern jedoch alle Forenkommentatoren einen freundlichen Umgangston zu bewahren - auch wenn in der Sache mal Uneinigkeit besteht.

    Freundliche Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
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  • Plecherbub
    Bitte auf das Thema im Kommentar beziehen und nicht in persönliche Diskussionen abdriften. Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • al-holler@t-online.de
    Hallo Erding,
    Solange wir hier anonym diskutieren müssen, weil mir anl. einer Initiative pro Klarnamen seitens eines MP-MA mal als Grund dagegen die Sorge genannt wurde, dass dann einige (wörtlich "z.B. Lehrer") nicht mehr teilnehmen würden, kann mich solch eine "leere Platzpatrone aus dem Gebüsch" doch gar nicht meinen; die war doch mutmaßlich eh nur aus Frust gegen meine grundsätzliche Einstellung "abgefeuert" worden.
    Schönen Tag noch, die Sonne scheint!
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  • Hilmar12
    Wenn schon 2015 Sachen an den Pranger gestellt wurden, wundert es mich schon ,dass ein Veterinäramt,Landratsamt die Sachen nicht weiter verfolgt haben. Warum wohl?
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  • Alle die bei diesen Handeln veratwortlich waren sofort einsperren.
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