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TAUBERBISCHOFSHEIM
Massive Vorwürfe: Schlachthof in Tauberbischofsheim dicht
Jahresrückblick 2014 - Hamburg und Schleswig-Holstein       -  Tiere nicht richtig betäubt: Derlei Vorwürfe richten sich gegen einen Schlachthof in Tauberbischofsheim. - Auf diesem Symbolbild ist nicht der betroffene Schlachtbetrieb abgebildet.
Foto: VION/Oliver Krato (VION/Oliver Krato)
dpa
 und  Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:16 Uhr

Ein mutmaßlicher Skandal in einem Schlachthof in Tauberbischofsheim hat am Donnerstag eine Diskussion über Zustände in solchen Einrichtungen entfacht. Tierschützer sind entsetzt. Der Betrieb in Tauberbischofsheim wurde geschlossen. Rund 20 Polizeibeamte durchsuchten ihn auf Antrag der Staatsanwaltschaft.

Die Fastfoodkette McDonald's und Tierrechtsaktivisten haben nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen Verantwortliche des Schlachthofs gestellt, der Teil des internationalen Nahrungsmittelkonzerns OSI ist. Es gehe um den Verdacht des Verstoßes gegen den Tierschutz, teilten McDonald's und der Augsburger Verein Soko Tierschutz mit.

Offenbar Rinder bei Bewusstsein aufgeschlitzt

Der Schlachthof in Tauberbischofsheim war am Mittwoch von den Behörden dichtgemacht worden. Hintergrund sind sowohl Aufnahmen von Überwachungskameras des Betriebs als auch von Tierschützern heimlich gedrehte Szenen. Zunächst hatten stern.de und RTL über den Fall berichtet.

Auf den heimlich gedrehten Videos sind Rinder zu sehen, die im Zuge der Schlachtung offenbar nicht ausreichend betäubt wurden. Soko Tierschutz kritisiert zudem, dass Tiere bei Bewusstsein aufgeschlitzt oder mit Elektroschockern misshandelt worden seien. Und das, obwohl die amtlichen Tierärzte zugesehen hätten, so der Verein weiter. Das Bildmaterial aus dem Schlachthof wurde von Soko Tierschutz auch an das Fernseh-Magazin „Stern TV“ übergeben, das am Mittwochabend auf RTL darüber berichtete.

Landratsamt drängt auf Aufklärung...

Dem Landratsamt Main-Tauber liegen die heimlich gedrehten Szenen „bis jetzt nicht vor“, teilte Sprecher Markus Moll am Donnerstag mit. Seine Behörde habe in Abstimmung mit dem baden-württembergischen Verbraucherschutzministerium „alles in die Wege geleitet, um den Sachverhalt aufzuklären“.

Massive Vorwürfe: Schlachthof in Tauberbischofsheim dicht       -  Drinnen alle Schotten dicht, draußen Medien: Dieser Schlachthof in Tauberbischofsheim ist geschlossen worden, weil es dort massive Verstöße gegen den Tierschutz gegeben haben soll.
Foto: Thomas Obermeier | Drinnen alle Schotten dicht, draußen Medien: Dieser Schlachthof in Tauberbischofsheim ist geschlossen worden, weil es dort massive Verstöße gegen den Tierschutz gegeben haben soll.

Moll zufolge wurde das Landratsamt am Samstag von „Stern-TV“ schriftlich über die Videoaufnahmen in dem Schlachthof informiert. Daraufhin habe das Veterinäramt betriebseigene Bilder des Schlachthofes gesichtet, „die zum sofortigen Handeln Anlass gaben“.

...und ermittelt in den eigenen Reihen

Wie der Sprecher mit Blick auf die Soko-Kritik an den amtlichen Tierärzten weiter sagte, prüfe das Landratsamt derzeit, inwieweit das eigene Personal „Verfehlungen begangen hat“. Moll zufolge sind bei jeder Schlachtung immer zwei Tierärzte anwesend. Wie es die Tierschützer schafften, heimlich in dem Schlachthof zu filmen, „wissen wir nicht“.

Soko-Vorsitzender Friedrich Mülln spricht von „verheerenden Tierschutzzuständen“ in Tauberbischofsheim. Auch ein McDonald's-Sprecher sagte: „Die uns vorgelegten Aufnahmen aus dem Schlachthof beinhalten auch aus unserer Sicht gravierende Verfehlungen in dem Schlachtbetrieb. Dies ist für uns nicht akzeptabel.“ Mülln forderte „eine Art Landeskriminalamt für den Tierschutz, das hart und unabhängig zuschlagen kann“.

Empörung in den Internet-Netzwerken

Der Fall hat gerade in den Internet-Netzwerken überwiegend für Empörung gesorgt. „Zu was Menschen imstande sind . . .“, schreibt etwa eine Nutzerin bei Twitter über die Szenen im Tauberbischofsheimer Schlachthof.

Zuletzt war im Dezember ein Schlachtbetrieb im nordrhein-westfälischen Düren wegen ähnlicher Vorwürfe in die Schusslinie geraten. Für Tierschützer Mülln Anlass zu genereller Kritik: „Die Zustände in deutschen Schlachthöfen sind allgemein sehr, sehr schlecht.“ Der Fall in Tauberbischofsheim habe „mal wieder gezeigt, dass es immer noch schlimmere Zustände geben kann“, wird Mülln auf stern.de zitiert.

Der Betrieb in Tauberbischofsheim gehört seit 2017 zum OSI-Konzern mit Europa-Sitz in Gersthofen bei Augsburg, einem Lieferanten von McDonald's. Täglich wurden an der Tauber laut Landratsamt circa 200 Rinder geschlachtet. McDonald's bezog nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des Fleisches.

Unternehmen will untersuchen lassen

OSI kündigte eine Untersuchung und ein erneutes Training bezüglich der firmeneigenen Tierwohlstandards an: „Auch wenn wir das Videomaterial nicht gesehen haben, finden wir die Anschuldigungen beunruhigend und haben die Produktion im Schlachthof (. . .) vorübergehend gestoppt.“ Der Konzern „akzeptiert keine Form des unangemessenen Umgangs mit Tieren“, heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Was mit den 45 Mitarbeitern im Tauberbischofsheimer Schlachthof geschieht, sei noch nicht klar, so ein OSI-Sprecher. Er schloss Kündigungen nicht aus.

Schon 2015 hatte es Schlagzeilen gegeben

Der Schlachthof, in dem schon 2015 Mängel angemahnt worden waren, bleibt nun nach Angaben des Landratsamtes Main-Tauber geschlossen, bis die Einhaltung des Tierschutzes sichergestellt ist. Wie lange das dauert, sei unklar, so Sprecher Moll. Nach seinen Worten seien die Mängel 2015 am Gebäude sowie beim Umgang mit den Tieren festgestellt worden. Alles in allem sei dieser Fall noch nicht abgeschlossen, doch der Betrieb schien zuletzt „auf gutem Weg“.

Wie McDonald's weiter mitteilte, sei eine schnelle Aufklärung jetzt „im Sinne aller Verbraucher“, denn der OSI-Schlachthof liefere 70 Prozent seiner Produkte an andere Abnehmer als die Fastfoodkette. „Auch deren Kunden haben ein Recht auf zügige Klärung des Sachverhalts“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Wer OSI ist

OSI wurde 1909 in den USA gegründet. 1955 wurde das Unternehmen nach eigenen Angaben für McDonald's erster Lieferant von frischem Hackfleisch. Gut 20 Jahre später expandierte OSI nach Deutschland, wo der Konzern heute neben Tauberbischofsheim einen weiteren Schlachthof betreibt.

 
 
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  • rosalia
    Und wem betriffts? Den letzten beisen die Hunde !!!
    Wie ist sowas möglich ? Die Medien haben und zeigen es im Fernsehen ,
    dem Staatsanwalt erreicht das Materiaj der anschuldigungen nicht
    Wofür werden die beiden angeblich anwesenden Tierärzte bezahlt , vieleicht dafür dass Sie sogar noch Ihre Hühneraugen zudrücken, denen gehört als erstes der Dr.
    aberkannt und zwar auf Lebenszeit!111
    Jetzt schliest mann diese Arbeitsstätte damit der "Tierschutzfremde Transport "
    auch noch gefördert wird , Wo sind da unsere so hochgelobten Behöden ,
    """Pfui Deifel"""
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  • agentmulder
    @ ThomasB
    Ich stimme ihnen zu das man nicht Fleischlos leben muss.Es gibt gute Anlaufstellen wie Freilandmetzger wo man sehen kann wo die Tiere aufwachsen und im Idealfall auch vor Ort geschlachtet werden. Also keine Massentierhaltung und elendig lange Transporte.
    Klar spricht vieles für Fleisch von Wildtieren und damit vom Jäger. Bei allem Respekt ist es aber auch etwas Naiv zu glauben sich fast ausschließlich nur Wild zu essen in dem Glauben das ist Gesund und Tierfreundlich. Auch die Wildtiere haben Gefühle und merken genau das der Jäger ihm nach dem Leben trachtet. Heußt die Wildtiere haben defintiv Stress. Und vor allem ist nicht jeder Schuss sofort tödlich und die Tieren leiden mitunter sehr lange. Und haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht über die Strahlenbelastung von Wild durch Tschernobyl? Auch heute noch ein Thema!
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  • spiesheimer
    "Offenbar Rinder bei Bewusstsein aufgeschlitzt"

    Quelle: http://www.mainpost.de/regional/main-tauber/Metzgereien-und-Schlachtereien-Schlachthoefe-Szenen-Tierschuetzer-Tieraerztinnen-und-Tieraerzte;art775,9888756
    © Main-Post 2018

    Ja genau, das nennt sich dann "halal" und wird trotz unseres deutschen Tierschutzgesetzes billigend in Kauf genommen. Wir wollen ja bunt und multikulti sein.
    Seit z.B. die Fa. Müller in Schwebheim auch "halal" anbietet, kaufe ich dort ganz bewusst nicht mehr ein.
    Unsere Gesellschaft ist sowas von verlogen, die muslimischen Mitbürger dürfen, nur wenn der böse Deutsche sowas macht, dann kommt die ganze Härte des Gesetzes.

    Mal drüber nachdenken!
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  • spiesheimer
    Nachtrag:

    Das soll nicht heißen, dass ich die Zustände im Schlachthof in TBB in Ordnung finde!
    Es muss aber endlich mal Schluss sein mit der heuchlerischen Verurteilung des Einen und dem Wegsehen beim anderen. Egal aus welchen Gründen.
    Dafür haben wir Gesetze, die müssen halt nur für alle gleich gelten!
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  • taube.flieg
    @fuertiere
    Mhhh...die Zehn Punkte gelten aber auch für Pflanzen.
    Wälder werden gerodet, Böden werden ausgelaugt und mit Giften besprüht, Pflanzen werden durch die Republik gekarrt, Grundwasser verseucht..... etc.
    Ich esse z. B. sehr gerne Bananen von der heimischen Plantage und die Tomaten im Winter aus dem Garten lecker....
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  • fuertiere
    10 Gründe, warum es keinen Fleisch essenden Umweltschützer gibt
    1. Fleisch essen schadet dem Klima
    2. Fleisch essen zerstört den Regenwald
    3. Fleisch essen verringert die Artenvielfalt
    4. Fleischkonsum ist Energieverschwendung
    5. Fleisch zu essen verschwendet Wasser
    6. Die Tierwirtschaft verschmutzt zudem das Wasser
    7. Fleisch essen verursacht dicke Luft
    8. Der Konsum tierischer Produkte laugt den Boden aus
    9. Fleisch essen verpestet den Boden
    10. Fleisch essen ist einfach nicht gerecht
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  • Gisela1
    so ein Schmarrn!
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  • ToDietz@web.de
    Lustig, aber Karneval ist vorbei,
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  • cimb24
    gestern ABend schalteten wir um,es war nicht mit anzusehen,der STERN TV Bericht über eben diesen SChlachthof.

    at User fuertiere,
    Sie dürfen gern Ihre Theorien verfolgen,die mich sofort an die Propaganda einer in Würzburg sehr kritisch betrachteten Glaubensrichtung erinnert-aber auch das ist Ihre Sache,nicht meine.

    Es ist nicht schlecht dass wir in DE relativ strenge Lebensmittelgesetze haben im Vergleich zu anderen Ländern..und entsprechende Kontrollorgane.
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  • R.Silber
    @fuertiere, in aller Regel macht eine Diskussion mit Leuten wie Ihnen keinen Sinn, da Sie nur Ihre extreme Meinung gelten lassen, Ihr Kommentar lässt tief blicken. Viel sinnvoller wäre es die Menschen für gutes und ehrliches Fleisch zu sensibilisieren. Ich esse seit Jahren kein Fleisch mehr aus dem Discounter, sondern fast ausschließlich Wildfleisch. Der Fleischkonsum der Menschen ist zwar leicht rückläufig, aber kaum einer achtet darauf woher sein Fleisch kommt. Wenn 1 Kg Hackfleisch 3,99 € kostet, dann kann dieses Fleisch nicht aus einer artgerechten Haltung kommen. Es wäre ein erster Schritt, wenn es den Konsumenten nicht egal wäre, woher ihr Fleisch kommt. In aller Regel bekommt der Verbraucher nichts von den elenden Zuständen der Tierhaltung mit. Man muss nicht fleischlos leben, aber wir könnten versuchen sensibler mit dem Konsum umzugehen, damit die Massentierhaltung irgendwann ein Ende hat. Das wäre ein Gewinn für die Umwelt und in erster Linie für die Tiere.
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  • RolandHerterich
    Der Antwort von ThomasB kann ich voll inhaltlich zustimmen und noch hinzufügen, dass es ohne moderaten Fleischverzehr keine Milchprodukte geben kann. Weiterhin gibt es unfruchtbare Regionen, die man nur mit extensiver Weidewirtschaft nutzen und pflegen kann. Also, maximal 300 g Wild- oder Wiederkäuerfleisch aus Ökohaltung die Woche.
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  • al-holler@t-online.de
    Möglicherweise ist der sog. homo sapiens (wobei "sapiens" mehr Wunsch als Realität ist) auf dem Weg zum Vegetarier und erreicht dieses Ziel in ein paar 10 o. 100 Generationen auch, momentan haben wir aber noch den Verdauungsapparat eines Allesfressers (nicht umsonst kaut z.B. das Rind wieder, um die Pflanzennahrung ausreichend aufschließen zu können).
    Ob wir zu viel Fleisch (fr)essen steht auf einem ganz anderen Blatt, da bin ich schon näher bei Ihnen und der Meinung, dass das viel zu viel ist im Vergleich zu unseren Vorfahren.
    Fazit: Jedem Fleischesser den Umwelzschutz abzuerkennen halte ich für entschieden zu weitgehend!!
    P.S.: Haben Sie mal gesehen - es gibt da tolle Dokumentationen -, wie gierig z.B. Schimpansen, die uns noch sehr nahe stehen (als Verwandte, nicht als direkte Vorfahren!) über frisches Fleisch herfallen, wenn sie seiner habhaft werden können und sogar regelrechte Treibjagden in den Bäumen veranstalten? Vergleiche zum "sapiens" drängen ich da schon auf.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Pflanzenfresser furzen derart, dass es den Treibhauseffekt verstärkt.
    Deshalb ist Fleisch essen Klimaschutz pur sofern vegane Tiere verputzt werden.
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