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Bettingen
Keine Einigung im Tarifstreit: Warnstreik der IG Metall beim Sonnenschutzhersteller Warema
Am Mittwoch streikten erstmals Beschäftigte bei Warema in Wertheim. Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke ist Verhandlungsführerin der Arbeitgeber.
Die Warnstreiks der IG Metall in Bayern dauern an: Beschäftigte der Warema SE streiken am Logistik-Standort in Bettingen (Wertheim).
Foto: Thomas Obermeier | Die Warnstreiks der IG Metall in Bayern dauern an: Beschäftigte der Warema SE streiken am Logistik-Standort in Bettingen (Wertheim).
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:21 Uhr

Acht Prozent mehr Lohn und Gehalt für die Beschäftigen, das fordert die Gewerkschaft IG Metall Bayern von ihren Arbeitgebern. Weil auch die Verhandlungsrunde am Dienstag ohne Ergebnis verlief, erhöht die Gewerkschaft den Druck und bestreikte am Mittwoch landesweit 50 Metall- und Elektrobetriebe.

In Unterfranken legten unter anderem Mitarbeitende von SKF in Schweinfurt ihre Arbeit nieder. Auch bei Bosch Rexroth in Schweinfurt und Haßfurt, Procter & Gamble, Hilite, De'Longhi Braun (alle Marktheidenfeld), Elso (Hofheim), GKN Sinter Metals (Bad Brückenau),  Kuka (Obernburg), Waldaschaff Automotive (Waldaschaff) und Ziemann Holvrieka (Bürgstadt) wurde gestreikt.

200 Mitarbeitende streikten erstmals bei Warema in Bettingen

Erstmals nahmen auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Sonnenschutzherstellers Warema am Standort Wertheim-Bettingen (Landkreis Main-Tauber) am Warnstreik teil. Nach Angaben von Norbert Zirnsak, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, versammelten sich dort 200 Mitarbeitende für knapp eine Stunde vor einem der Werke am Almosenberg.

Firmensitz von Warema ist in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Die beiden Produktions- und Logistikwerke in Bettingen, bei denen nach Angaben einer Unternehmenssprecherin 700 Menschen arbeiten, sind seit 2021 in Betrieb und wurden jetzt erstmals bestreikt. Obwohl sie im benachbarten Baden-Württemberg stehen, gilt dort der Tarifvertrag zwischen dem Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) und der IG Metall Bayern. "Dafür haben wir lange und hart gekämpft", so Alexander Thauer, Betriebsratsvorsitzender für die Warema-Standorte in Marktheidenfeld und Bettingen.

Starkes Signal der Warema-Mitarbeitenden für die Forderungen der Gewerkschaft

Für Zirnsak hat die Aktion bei Warema "Symbolcharakter". Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke ist Verhandlungsführerin der vbm. "Gerade im Betrieb der Verhandlungsführerin setzt die Belegschaft ein starkes Signal für die Zustimmung zu den Forderungen der IG Metall", so Zirnsak. Er kritisierte, dass der vbm in der vierten Verhandlungsrunde am Dienstag noch immer kein konkretes Angebot vorgelegt habe. "So etwas gab es noch nie!"

Gewerkschaft wirft dem Arbeitgeberverband vor, Forderungen aussitzen zu wollen

Stattdessen würde versucht werden, die Mitarbeitenden mit einer Einmalzahlung abzuspeisen oder mit einer Arbeitszeitverlängerung Druck aufzubauen. "Acht Prozent sind notwendig und für die Unternehmen finanzierbar", befand Zirnsak. Er warf dem vbm vor, die Forderung der Gewerkschaft aussitzen zu wollen. Doch das werde nicht akzeptiert, kündigte er an und verwies auf Möglichkeiten, den Arbeitskampf zu verschärfen.

Zirnsak weiter: "Wir haben uns zwei Tarifrunden lang defensiv verhalten." Das habe jetzt ein Ende. Denn die steigenden Energiekosten und die Inflation würden vor allem die Arbeitnehmenden spüren. „Man muss kein Wirtschaftsexperte sein, um zu wissen: Nur wer Geld hat, kann es auch ausgeben", so der zweite Bevollmächtigte. "Der private Konsum  ist der entscheidende Wachstumsmotor.“

"Wer die Preise kennt, fordert acht Prozent", skandierte Daniel Friedrich aus der Vorstandsverwaltung der IG Metall in Frankfurt. Mit seinen Parolen heizte er den Streikenden ein und moderierte die Aktion. Viktor Grauberger vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) überbrachte Solidaritätsbekundungen der anderen Gewerkschaften in Unterfranken.

Von Dank allein kann man sich nichts kaufen

Betriebsrat Thauer sagte, die Mitarbeitenden seien während der Krisen in jüngster Zeit sehr flexibel gewesen. Das Unternehmen habe sich erst Anfang der Woche in der Betriebsversammlung hierfür bedankt. "Doch davon können wir uns leider nichts kaufen."

"Ich möchte unsere Chefin Angelique Renkhoff-Mücke bitten, die derzeitige Situation zu beenden", so Esteban Rincon-Roth,  Warema-Betriebsrat und Mitglied in der bayerischen IG Metall Tarifkommission. Er hoffe, dass es in der nächsten Verhandlungsrunde ein akzeptables Angebot von Seiten der Arbeitgeber geben und eine Einigung erzielt werde.

Lage für Unternehmen ist angespannt

Renkhoff-Mücke teilte am Dienstagabend mit, dass die Lage für die Unternehmen angespannt und seit den vorangegangenen Verhandlungen eher schlechter als besser geworden sei. "Unser Angebot eröffnet aber alle Räume, die für einen erfolgreichen Abschluss genutzt werden können." Der vbm nehme mit Bedauern zur Kenntnis, dass die IG Metall Bayern den Arbeitgebern vorwirft, "auf Zeit zu spielen" und "mit dem Angebot den Widerstand der Beschäftigten zu provozieren".

Sie appelliert an die IG Metall, jetzt intensiv an einem ernsthaften "Lösungskorridor" mitzuwirken. "In der gegenwärtigen verfahrenen Situation werden wir im Gespräch bleiben und baldmöglichst einen neuen Verhandlungstermin suchen“, so Renkhoff-Mücke. Ein weiterer Verhandlungstermin für die fünfte Runde steht nach Auskunft eines vbm-Sprechers noch nicht fest.

Für die kommende Woche hat die IG Metall Würzburg weitere Streiks angekündigt. An diesem Samstag um 11.30 Uhr soll es eine DGB-Kundgebung am Vierröhrenbrunnen in Würzburg geben.

 
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  • M. F.
    Es ist verständlich, dass manche Betriebe vor einer schwierigen Zukunft stehen. Fakt ist aber auch, dass Betriebe wie Warema etc. in den letzten Jahren starke Gewinne verzeichnet haben. Diese sind nur sehr spärlich an die Mitarbeiter weitergegeben worden. Schon jetzt arbeiten viele Arbeitnehmer in Vollzeit für weniger als 2.000 € brutto was im Alter Sozialhilfe aufgrund der wenigen Rente bedeutet. Diese muss letztendlich auch wieder von allen (auch den Arbeitgebern) getragen werden. Es wäre deshalb überlegenswert, Mitarbeiter stets prozentual mit 50 % an den Unternehmensgewinnen zu beteiligen.
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  • H. E.
    Sie verbreiten Unwahrheiten!

    1. Warema reinvestiert den Gewinn in neue Produktionsstätten und schafft neue Arbeitsplätze!
    2. wo steht dass der Gewinn weitergegeben werden muss? Sie haben einen Arbeitsvertrag. Da steht was Sie verdienen und was Ihre Aufgabe ist! Mehr nicht!
    3. 2000,00€ das ist Verleumdung! Das wäre unter Mindestlohn!
    Sie behaupten also, Warema beschäftigt Menschen unter Mindestlohn?
    Ich glaube eher, sie verstehen den Unterschied zwischen Brutto und netto nicht!

    Ihre Sprache entspricht dem aufgeheizten Streikmob! Hier wird polemisiert, verunglimpft und mit Unwahrheiten operiert!
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  • H. E.
    "Acht Prozent sind notwendig und für die Unternehmen finanzierbar" oder
    "Wer die Preise kennt, fordert acht Prozent"
    Sehr geehrte Grau Renkhof-Müvke, bitte bleiben Sie standhaft!
    Lassen Sie sich nicht erpressen!
    Das Überleben vieler Betriebe steht auf dem Spiel!

    Die Parolen aus den unteren Schubladen im Gewerkschaftsjagon diskreditieren die ehrbaren Handwerker, die Betriebe und die Arbeitgeber im Allgemeinen!
    Denn die steigenden Energiekosten und die Inflation spüren die Arbeitgeber ganz extrem! Es ist ein Überlebenskampf! Die Aussage: „Man muss kein Wirtschaftsexperte sein, um zu wissen: Nur wer Geld hat, kann es auch ausgeben" ist purer Hohn! Wer kann uns durch die Rezessfühten? Wer soll danach die Arbeitsplätze noch zur Verfügung stellen? Die Gewerkschaften sicher nicht! Es sind die Betriebe!
    Es ist schon nach 12!
    Lassen Sie sich nicht erpressen! Kämpfen Sie für die Betriebe und für die Mitarbeiter und vor allem für eine Zukunft!
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  • F. S.
    Frau Renkhof, jammert doch schon seit Jahren und bezieht es ja auf ihren Betrieb das es dem ja immer schlecht gehen würde, dies ist aber bei Warema ganz sicher nicht der Fall die Leute machen dort ständig Überstunden werden zu Samstag Arbeit verdonnert und dann spricht man von schlechten Zeiten, diese Frau hat viel zu viel Privatvermögen soll sie doch das in den Betrieb stecken. Ich erinnere daran das sie mal gesagt hatte weil es dem Betrieb nicht gut gehe müsse man vom Tarifvertrag abweichen und die Leute sollen für das gleiche Geld statt 35 nun 38 Stunden die Woche arbeiten was nichts anderes ist wie 3 Stunden pro Woche umsonst zu arbeiten. Natürlich stellt Warema viele Arbeitsplätze zur Verfügung aber hat auch gleichzeitig eine hohe Fluktuation weil viele Arbeitnehmer unzufrieden sind. Habe bei mir Leute im Betrieb die dort gearbeitet haben und nicht mehr zurück wollen. Ein Freund von mir hat dort nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit gekündigt und sagt nie wieder Warema
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  • H. E.
    So so! Sie hat Zuviel Privatvermögen!

    Was geht Sie denn das überhaupt an?

    Sie verbreiten Aussagen, die sicher so nicht zu verallgemeinern sind! Warum ist jetzt Fluktuation?
    Work Life Balance, 35/38 Stunden die Woche sind eh ein Witz! Gerade wo es immer weniger Arbeitskräfte gibt ist 40 das Minimum!
    Die Leute gehen weil sie plötzlich mal Leistung bringen müssen und auch mal Samstag ran müssen! Das ist im Handwerk normal!
    Unser Betrieb wird niemals jemanden aus der Industrie einstellen weil die Arbeitskräfte verwöhnt sind und niemals die Leistung bringen, die ein Stammmitarbeiter bringt und er die Moral und Leistung herunterziehen würde!
    Fakt ist: in der Industrie gibt es die niedrigsten Wochenarbeitsstunden, die höchsten Stundenlöhne, die höchsten Benefits und die geringste Leistungsbereitschaft- geschweige denn Arbeitsgeschwindigkeit!
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  • F. S.
    Wenn es dieser Firma so schlecht gehen würde dann könnte sie sich nicht so ein Vermögen aufbauen.

    Und die meisten Warema Mitarbeiter die ich kenne machen mittlerweile ihre 40-45 Stunden die Woche.

    Ja und es stimmt das in der Industrie die Löhne sehr hoch sind aber der Arbeitsdruck ist enorm hoch weil man mit weniger Leuten mehr machen soll.

    Ich selber Arbeite auch nur noch 30 Stunden weil ich es nicht mehr einsehe für für CEO's und Aktionäre Geld anzuschaffen.

    Das ein kleiner Betrieb mit wenigen Mitarbeitern oder mehreren 100 Geld ranschaffen muss das Gehälter und Infrastruktur bezahlt werden können ist klar aber da gehören Firmen wie P & G, Warema, Bosch sicher nicht dazu.

    Und eine Ausbildung lohnt sich heute auch nicht mehr, da selbst in der Industrie der Facharbeiter nicht arg viel mehr hat wie der angelernte.

    Ich empfehle wenn jemand die Möglichkeit hat Studium oder öffentlicher Dienst. Alles andere hat man kaum Zeit für Zeitintensive Hobbys.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ganz klar auf welcher Seite Sie stehen. Wahrscheinlich einer der selbst Jahresgehalt hat und natürlich so urteilen muss wie es die liebe Chefin mag... Tja, da hilft wohl nur noch Urabstimmung und die ganz harte Linie... Vorstandsgehälter sind weit über 8%gestiegen, einfach bei den Fakten bleiben...
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