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Weikersheim
Die Tauberphilharmonie Weikersheim feierte Geburtstag mit Beethovens Neunter - wie waren die ersten fünf Jahre?
Nach den Einschnitten der Corona-Jahre erfreut sich das Konzerthaus der wachsenden Begeisterung des Publikums. Und schraubt dabei seinen Umsatz auf neue Höhen.
Maximale Bühnenbelegung mit 150 Mitwirkenden: Bundesjugendorchester und Weltjugendchor mit Beethovens Neunter in der Weikersheimer Tauberphilharmonie.
Foto: Michael Pogoda | Maximale Bühnenbelegung mit 150 Mitwirkenden: Bundesjugendorchester und Weltjugendchor mit Beethovens Neunter in der Weikersheimer Tauberphilharmonie.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 01.09.2024 21:31 Uhr

Den ersten Ton dieses Geburtstagskonzerts zu fünf Jahren Tauberphilharmonie setzte das Publikum. Es war ein Ton der Höflichkeit und Wertschätzung: Der restlos ausverkaufte Saal klatschte ein herzliches Willkommen, bis wirklich alle ihren Platz auf der Bühne eingenommen hatten. Bei den 150 Mitwirkenden von Bundesjugendorchester und Weltjugendchor dauerte das schon ein einige Minuten.

Das Bundesjugendorchester hatte schon zur Eröffnung des Konzerthauses im Taubertal vor den Toren Weikersheims (Main-Tauber-Kreis) gespielt, nun schloss sich also ein erster, kleiner Kreis. "Wir haben gerade erst die zweite Spielzeit unter Normalbedingungen beendet", so Intendant Johannes Mnich im Gespräch vorab. "Die erste wurde von Corona zerstört."

Mit Schwung auf die Bühne: Beim Bundesjugendorchester vereinen sich Neugier und frühes Können.
Foto: Michael Pogoda | Mit Schwung auf die Bühne: Beim Bundesjugendorchester vereinen sich Neugier und frühes Können.

Anders als andere Kulturinstitutionen habe die Pandemie dem frisch eröffneten Konzerthaus aber nicht nachhaltig geschadet: "Dadurch, dass wir immer wieder etwas ausprobieren konnten, konnten wir auch zeigen, was wir können." Seit zwei Jahren nun erfreue sich das Haus der ungebrochenen Begeisterung des Publikums mit 18.000 Besucherinnen und Besuchern und 50 Prozent ausverkauften Veranstaltungen in der gerade beendeten Saison. "Wir haben seit 2019 unser Budget versiebenfacht", so Mnich. Der Umsatz liege inzwischen bei über einer Million Euro im Jahr.

Den Mix aus Klassik, Crossover und Pop, Comedy, Kabarett und Jazz laufend fortentwickelt

Die Tauberphilharmonie mit ihren Sälen von 200 und 600 Plätzen hat seit der Eröffnung ihren Mix aus Klassik, Crossover und Pop, Comedy, Kabarett und Jazz laufend fortentwickelt. Dabei habe sich herausgestellt, dass Themenwochenenden eher nicht so gut ankommen, Sinfonik hingegen schon. "Wir waren überrascht und erfreut, wie gut Klassik läuft. Die Menschen haben inzwischen ein Vertrauen zu uns als Kuratoren entwickelt. Das heißt, sie kommen auch, wenn wir weniger bekannte Programme anbieten."

Der Einzugsbereich kann sich je nach Prominenz der gebuchten Künstlerinnen und Künstler schon mal über den gesetzten Radius von 50 Kilometern (inklusive Raum Würzburg) bis nach Stuttgart, ins Rhein-Main-Gebiet oder sogar bis Hamburg ausdehnen, berichtet der Intendant.

Zum Geburtstagskonzert war die Tauberphilharmonie restlos ausverkauft.
Foto: Michael Pogoda | Zum Geburtstagskonzert war die Tauberphilharmonie restlos ausverkauft.

Das Geburtstagskonzert am Mittwoch brachte mit 150 jungen Musikerinnen und Musikern die Bühne an ihre räumlichen und den Saal an seine akustischen Grenzen. Auf dem Programm: "Choral Concerto: Nine" des in New York lebenden chinesischen Komponisten und Dirigenten Tan Dun, der auch den Abend leitete. Das effektvolle Stück, das mit Atem- und Stimmeffekten und Obertongesang arbeitet, ist von dem Werk inspiriert, das für Dun die sinfonische Bibel schlechthin ist: Beethovens Neunte, die nach der Pause folgte.

Das Konzert zeigte, warum Jugend-Auswahlorchester und -Chöre so wichtig sind

Chor und Orchester zeigten in "Choral Concerto: Nine", warum Jugend-Auswahlorchester und -Chöre so wichtig sind: Nur hier findet frühes Können mit dieser Neugier zusammen, nur hier wird der Mangel an Erfahrung, an Routine zum echten Trumpf.

Bei Beethoven dann machten engagiertes Spiel und straffe Tempi die nicht sehr mischfreudige Akustik des Saals wett. Man konnte hören, wie die Musikerinnen und Musiker sich minütlich immer besser auf die grundsätzlich klaren, bei großer Lautstärke zum Knallen neigenden Klangverhältnisse einstellten, wobei vor allem der phänomenale Chor für die ganz großen Momente sorgte.

So wurde es eine Neunte, die genau das wiedergab, was Johannes Mnich in seiner Moderation vorgeschlagen hatte, als er in sehr klaren Worten auch vor Parteien warnte, "die sich als 'Alternative' anbieten": Man solle das ikonische, aber in der Vergangenheit auch oft missbrauchte Werk nicht als Feier von Erreichtem verstehen, sondern als Samenkorn und Inspiration für ein neues, gemeinschaftliches Miteinander. Sehr großer, langanhaltender Applaus.

 
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