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Tauberbischofsheim
Bundeswehr-Reservisten aus Main-Tauber berichten von Nato-Übung: „Die Litauer sind froh, dass wir hier sind“
Ausgestattet mit neuester Ausrüstung sichert Oberstabsgefreiter der Reserve Marco Gantert mit seinem Kameraden Stabsgefreiter der Reserve Florian Döller die Zufahrt zum Gefechtsstand in einer Kaserne im litauischen Nemenčinė.
Foto: Bundeswehr / Karsten Dyba | Ausgestattet mit neuester Ausrüstung sichert Oberstabsgefreiter der Reserve Marco Gantert mit seinem Kameraden Stabsgefreiter der Reserve Florian Döller die Zufahrt zum Gefechtsstand in einer Kaserne im litauischen ...
Bearbeitet von Julian Bandorf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 22:14 Uhr

Marco Gantert und Florian Döller sind Reservisten der Bundeswehr aus dem Taubertal und sicherten jüngst bei der großangelegten NATO-Übung im Baltikum den Gefechtsstand der 10. Panzerdivision aus Veitshöchheim. Das geht aus einer Pressemeldung der 10. Panzerdivision hervor, der auch die folgenden Informationen sind:

Wenn die 10. Panzerdivision aus dem unterfränkischen Veitshöchheim ins Manöver zieht, ist meist auch ein Unterstützungsbataillon dabei, das gänzlich aus Reservistinnen und Reservisten besteht. Zwei von ihnen stammen aus dem Main-Tauber-Kreis, und die zog es nun vom Taubertal ins Neristal nach Litauen: „Ich find’s toll, dass die Reserve in multinationale Übungen eingebunden wird“, sagt der 29-jährige Oberstabsgefreite der Reserve Marco Gantert aus Boxberg. Gemeinsam mit sechzehn Reservisten des Unterstützungsbataillons Einsatz 10 sichert er bei der Übung Grand Quadriga 24 den Gefechtsstand der Division im südlitauischen Städtchen Nemenčinė, das am Fluss Neris liegt.

Reservist ist vier Wochen bei der Übung

Im Zivilberuf ist Gantert als Key-Account-Manager für die Großkundenbetreuung bei Würth in Bad Mergentheim verantwortlich – ein bundeswehrfreundlicher Arbeitgeber, der ihn für diesen speziellen Auftrag sogar vier Wochen am Stück ziehen lässt. Für dieses Engagement, seine Mitarbeiter für die Dienstleistung als Reservisten freizustellen, ist Würth 2021 vom Verband der Reservisten der Bundeswehr bereits als „Partner der Reserve“ ausgezeichnet worden.

Ausbildung mit den Litauern: Oberstabsgefreiter d.R. Marco Gantert versucht sich auf einer litauischen Schießbahn in Rūdninkai mit dem deutschen Gewehr G36 in litauischen Schießübungen.
Foto: Bundeswehr / Zachery White | Ausbildung mit den Litauern: Oberstabsgefreiter d.R. Marco Gantert versucht sich auf einer litauischen Schießbahn in Rūdninkai mit dem deutschen Gewehr G36 in litauischen Schießübungen.

Den Weinkeller mit der Waffenkammer eingetauscht hat Florian Döller aus Lauda-Königshofen. Der 38-jährige Stabsgefreite der Reserve hat sich wie Marco Gantert freiwillig für das Manöver in Litauen gemeldet: „Es hat mich interessiert, wie unser Auftrag im Ernstfall im NATO-Verbund aussehen würde.“ Im Zivilberuf ist Döller Kellermeister bei der Becksteiner Winzergenossenschaft. In Nemenčinė verrichtet er gemeinsam mit Gantert den Wachdienst am Kasernentor, grüßt mit einem freundlichen „Laba diena!“ (Guten Tag), passt an einer Personenschleuse auf, dass nur berechtigtes Personal in den Gefechtsstand gelangt und patrouilliert auf Streife im Gelände drumherum.

Bundeswehr-Reservisten trainieren mit litauischen Soldaten das Schießen

Parallel dazu wird die Ausbildung vertieft, zum Beispiel bei einem Schießen mit litauischen Soldaten nach deren Vorschriften. Und ganz nebenbei sehen sie auf dem Übungsplatz das Leistungsvermögen einer Panzerdivision inklusive scharfem Gefechtsschießen mit Kampfpanzern Leopard, Schützenpanzern Puma und Panzerhaubitzen.

Innerhalb weniger Wochen hat die Division nach der Alarmierung ihre Truppen und ihr Großgerät per Bahn, per Schiff, mit dem Flugzeug und im Landmarsch durch Polen nach Litauen transportiert, um dort gemeinsam mit den französischen, niederländischen und den litauischen NATO-Partnern die Landes- und Bündnisverteidigung an der NATO-Ostflanke zu üben.

Die 10. Panzerdivision aus Veitshöchheim ist mit ihren vier Brigaden aus Bayern und Baden-Württemberg, aus Sachsen und Thüringen sowie aus den Niederlanden die Speerspitze, die Deutschland der NATO für den Ernstfall zur Verfügung stellt. Die Übung war Teil der NATO-Großübung „Steadfast Defender 24“, der größten Übung des Verteidigungs-Bündnisses seit dem Ende des Kalten Krieges Jahren.  

Auf Streife im Gefechtsübungszentrum: Oberstabsgefreiter d.R. Marco Gantert und Stabsgefreiter d.R. Florian Döller sichern den Gefechtsstand der 10. Panzerdivision im litauischen Gefechtsübungszentrum „Generolo Adolfo Ramanausko Kovinio Rengimo Centras“ in Nemenčinė.
Foto:  Bundeswehr / Karsten Dyba | Auf Streife im Gefechtsübungszentrum: Oberstabsgefreiter d.R. Marco Gantert und Stabsgefreiter d.R. Florian Döller sichern den Gefechtsstand der 10.

Beide Reservisten aus dem Main-Tauber-Kreis haben einen besonderen Werdegang als Soldaten. Marco Gantert hatte nicht einmal regulär als Wehrpflichtiger gedient: Als erster Jahrgang, der nicht mehr zum Wehrdienst eingezogen wurde, ergriff er selbst die Initiative, absolvierte in Walldürn die Grundausbildung und kam dann zum Veitshöchheimer Unterstützungsbataillon Einsatz 10.

Ukraine-Krieg motivierte Döller für Reservedienst

Die veränderte sicherheitspolitische Situation zu Beginn des Konflikts in der Ukraine war für Florian Döller die Motivation, als Reservist zu dienen. Der Stabsgefreite hatte sich parallel zum Zivilberuf zum Soldaten ausbilden lassen und den ersten Durchgang der Ausbildung Ungedienter absolviert – ein neues Projekt des Reservistenverbands, das Interessenten, die nie zuvor Zeitsoldat oder Wehrdienstleistender waren, die Möglichkeit eröffnet, als Reservist in den Streitkräften zu dienen.

Döller ist begeistert von Land und Leuten in Litauen. „Das Land wirkt zugleich modern in den Städten und auf dem Land scheint manchmal die Zeit stehengeblieben zu sein.“  Er spüre, wie sehr sich die Litauer seit der russischen Annexion der Krim-Halbinsel von ihren Nachbarn bedroht fühlen. „Ich habe den Eindruck, sie sind froh, dass wir hier sind.“ Auch Gantert wollte die Chance nutzen, das Land kennenzulernen. Von den Litauern erfahre er viel Dankbarkeit, stimmt er seinem Kameraden zu: „Wir werden oft angesprochen und spüren, dass wir willkommen sind und unsere Präsenz im Baltikum wichtig für sie ist.“

 
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