
Am Tag des offenen Denkmals, dem 8. September, lädt der Kulturverein Wittighausen alle interessierten Bürger ein, die St. Martinskirche in Poppenhausen zu besichtigen und ihre reiche Geschichte zu entdecken. Diese besondere Veranstaltung findet anlässlich des hundertsten Geburtstags der umgebauten Kirche im Rahmen des "Tags des offenen Denkmals" statt. Heimatforscher und Buchautor Karl Endres wird an diesem Tag in Führungen um 10 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr die faszinierende Geschichte der Kirche und ihrer Kunstwerke ausführlich erläutern. Ergänzend dazu präsentiert Mesner Walter Baunach in der Sakristei wertvolle historische Messgewänder und Kirchenschätze, die teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Die St. Martinskirche, eine der ältesten Chorturmkirchen der Region, wurde ursprünglich im frühen 12. Jahrhundert als romanische Wehrkirche errichtet. Nach einer ersten umfassenden Sanierung im späten 16. Jahrhundert erhielt der Kirchturm eine neue, höhere Haube im "Echterstil". Eine weitere bedeutende Restaurierung erfolgte 1818 unter der Leitung von Pfarrer Anton Steinam, der durch die großzügige Unterstützung der Gemeinde und einer Großspende den Einbau größerer Fenster und die Anschaffung eines neuen Rokoko-Altars durch die Bildhauerfamilie Ziegler aus Messelhausen ermöglichte.
Erste Bauschäden Ende des 19. Jahrhunderts
Ende des 19. Jahrhunderts zeigten sich erste Bauschäden an der Kirche, insbesondere aufsteigende Nässe und Risse im Turm. Zudem plante man eine Erweiterung, da die Bevölkerung aufgrund der Steinindustrie in Kirchheim und Krensheim voraussichtlich wachsen würde. Ein eigens gegründeter Kirchenbauverein sammelte bis 1906 ein Kapital von 11.300 Goldmark, was schließlich das Erzbischöfliche Bauamt zur Zustimmung bewegte. Nach langwierigen Verhandlungen konnte der Umbau 1921 beginnen. Obwohl der Erste Weltkrieg den Bau verzögerte und die Inflation die Kosten drastisch erhöhte, gelang es der Gemeinde, das Projekt durch Spenden, eine Ortskirchensteuer und freiwillige Eigenleistungen zu finanzieren. So wurde die Kirche 1924 von Erzbischof Karl Fritz in einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht.
Besondere Erwähnung verdienen die Arbeiten namhafter Künstler, die in den folgenden Jahren die Kirche weiter schmückten. Professor Thomas Buscher aus München schuf 1935 den neuen Hochaltar, eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe und den Marienaltar. Der Bildhauer Fritz Zipf aus Unterwittighausen fertigte den Josefsaltar, während Pfarrer Stanislaus Sack, ein begnadeter Holzschnitzer, die Halbreliefs der vier Evangelisten und den Osterleuchter im Chor beisteuerte. 1948 konnte der Kunstmaler Franz Schilling die Ausmalung des Chorgewölbes vollenden, die ursprünglich 1938 geplant, aber wegen finanzieller Engpässe verschoben worden war.
Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die St. Martinskirche unter der Leitung von Pfarrer Elmar Landwehr umfassend renoviert. Neben einer Trockenlegung der Fundamente und der Erneuerung des Außen- und Innenputzes wurde ein neuer Fußboden verlegt, und die Gemälde sowie Heiligenfiguren wurden gereinigt und farblich aufgefrischt. Der Höhepunkt dieser Renovierung war die Anschaffung eines neuen Zelebrationsaltars, geschaffen von Professor Paul Brandenburg aus Berlin im Jahr 2002, dessen Werk einen imposanten Blickfang im Chor bildet.
Die St. Martinskirche bietet zahlreiche überraschende Details, die man in einer Dorfkirche nicht vermutet. Dazu gehört eine der ältesten Inschriften der Region, die an einem Eckstein des romanischen Turms von einer Guttat eines Edelmanns berichtet. Ebenso beeindruckend ist der "Alte Hochaltar" aus dem Jahr 1818 im Rokoko-Stil, der sich im Chor unter dem Kirchturm befindet. Die Kirche, die während der Inflationszeit zwischen den beiden Weltkriegen weitgehend neu erbaut wurde, steht als beeindruckendes Zeugnis für die Entschlossenheit und den Gemeinschaftssinn der Bürger.