
Zu martialischen Klängen zucken bunte Lichtbänder über einen Acker neben dem Industriepark ob der Tauber zwischen Grünsfeld und Tauberbischofsheim. Sie zeichnen einen kleinen Abschnitt der SuedLink-Trasse im Main-Tauber-Kreis nach, die ab Ende 2028 Ökostrom vom windreichen Norden der Republik in die industriereichen südlichen Bundesländer bringen soll.
Nach zwölf Jahren Planungs- und Genehmigungszeit geht hier der erste süddeutsche Abschnitt von SuedLink mit einer Länge von 80 Kilometern zwischen der bayerischen Landesgrenze bei Großrinderfeld und Bad Friedrichshall in Bau. Als "Hauptschlagader der Energiewende" bezeichnet Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die milliardenschwere Gleichstromtrasse beim feierlichen Baubeginn.
Gleichstrom: Nahezu verlustfreie Übertragung, aber Konverter-Anlagen nötig
Im Gegensatz zum Wechselstrom in den bestehenden 380.000-Volt-Leitungen lässt sich Gleichstrom über weite Strecken nahezu verlustfrei transportieren. Von Hochspannungs-Gleichstrom- Übertragung, kurz HGÜ, ist die Rede. Er kann nicht wie Wechselstrom an beliebigen Stellen über ein Umspannwerk ein- und ausgespeist werden. An Endpunkten muss der Gleichstrom in riesigen Konverter-Anlagen wieder in Wechselstrom umgewandelt werden, um über die Verteilnetze zu den Verbrauchern zu gelangen.

In zwei Leiterpaaren führt SuedLink über insgesamt 700 Kilometer von Brunsbüttel nach Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) und in einem Leiterpaar weiter bis Großgartach bei Heilbronn. Verantwortlich dafür sind die Netzbetreiber TransnetBW und Tennet. In den rund sieben Zentimeter starken Kupferleitern können bei einer Spannung von 525.000 Volt bis zu zwei Gigawatt Leistung übertragen werden, fast doppelt so viel, wie einst im Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld produziert wurden.

In Grünsfeld spricht TransnetBW-Geschäftsführer Werner Götz von einem "sehr emotionalen Ereignis". Letztlich habe die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit entscheidend zur Akzeptanz des Projekts beigetragen. Immerhin seien entlang des 80 Kilometer langen Teilstücks rund 7000 Einwendungen von Bürgerinnen und Bürgern bearbeitet worden.
"Heute ist ein guter Tag für den Klimaschutz und für die Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg", meint Ministerpräsident Kretschmann, stimmt aber auch kritische Töne an. Die Entscheidung für die unterirdische Verlegung der Leitungen auf Druck des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofern (CSU) und die Kontroverse um die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz im Jahr 2019 hätten den Bau von SuedLink verzögert und erheblich verteuert, sagt Kretschmann. Ursprünglich sollte die Höchstspannungsleitung schon 2022 in Betrieb gehen.

"Dieses Rein und Raus hat der Energiewende enorm geschadet", sagt Kretschmann. Er tritt dafür ein, künftige Trassen als Freileitung zu realisieren. Laut TransnetBW-Sprecher Alexander Schilling ließen sich die Gleichstromleiter problemlos auch auf bestehende Überleitungsmasten auflegen. Die Kosten für Freileitungen seien nur etwa halb so hoch wie für Erdkabel.
1000 Meter langes Kupfer-Erdkabel wiegt rund 40 Tonnen
Für die Verlegung von SuedLink werden dicke Kunststoffleerrohre in einer Tiefe von 160 Zentimetern ins Erdreich gebracht und der Graben direkt anschließend wieder verfüllt, erklärt Schilling. Pro Tag lassen sich so Strecken von rund 50 Metern realisieren. In Abschnitten von knapp zwei Kilometern werden anschließend die Kupferkabel in die Rohre eingezogen. Deren Gewicht beträgt rund 40 Tonnen je Kilometer.
Um Flüsse und Verkehrstrassen zu überwinden, werden sogenannten Horizontal-Spülbohrungen eingesetzt. Eine solche ist bereits im Gang, um bei Distelhausen die Tauber, die Bahntrasse und die Bundesstraße B290 zu unterqueren. Wann die Verlegung Richtung Norden durch Unterfranken fortgesetzt wird, hänge vom Planfeststellungsverfahren bei der Bundesnetzagentur ab, sagt Sprecher Alexander Schilling. "Sobald wir den Planfeststellungsbeschluss für einen neuen Abschnitt haben, legen wir los."
Gerhard Meißner, Redakteur.
Wind über dem Meer weht im Mittel doppelt so stark und doppelt so lang wie im windschwachen Süddeutschland. Die windmäßige Verfügbarkeit von Off- Shore Anlagen ist deshalb weitaus höher als bei Landanlagen. Daraus wird auch die Investition in solche Leitungen begründet.
Auch Seewind hat Flauten. Dann fließt nichts!
In anderen Situationen ist bereits Stromüberschuss vorhanden.
Deswegen muss zum Ausgleich noch zusätzlich in Speichertechnik investiert werden.
Energiespeicherung mit Wasserstoff steckt noch in den Kinderschuhen. Batterien verbrauchen Unmengen seltener und teurer Rohstoffe, die irgendwo in der Welt umweltschädlich abgebaut werden.
Pumpspeicherwerke im Hochgebirge. Je höher, umso effektiver. Auch teuer, aber sie können zusätzlich Trockenheit und Starkregen ausgleichen und Schmelzwasser zur Energiegewinnung nutzen.