Gerhard Wurst deutet begeistert auf die Teichoberfläche: "Für die Bachstelzen dort drüben ist dieser Ort ein Paradies." Während der Führung durch die Artenschutzinsel schweift der Rentner mehrfach ab, um auf eine neue Vogelart hinzuweisen, die sich im Naturteich abkühlt. Doch ein Vogelparadies war das Gelände im Arnsteiner Ortsteil Neubessingen lange Zeit nicht.
Als der Verein "Artenschutzinsel" 2019 von Bürgerinnen und Bürgern gegründet wurde, glich der Ort laut Wurst eher einer Agrarsteppe. Das Projekt steckt in den Anfängen, viele Pflanzen und Hecken sind noch niedrig. Doch das idyllische Ausmaß lässt sich an vielen Stellen schon erahnen. Wenn Wurst von seinen ehrgeizigen Plänen erzählt, ist das schmiedeeiserne Eingangstor und das sich dahinter erstreckende Naturparadies mit etwas Vorstellungskraft schon Realität geworden.
Teichmuscheln und Wasserschlauch halten den Naturteich sauber
Auf dem 6200 Quadratmeter großen Gelände ist jedes Detail durchdacht. Die Vogelschutzhecke blüht im Frühjahr für Bienen und bietet Nahrung für Vögel im Herbst. Die zentral gepflanzte Trauerweide wird in Zukunft großflächig Schatten spenden, ebenso die geplante Pergola und der Laubengang. Der Naturteich muss nicht mit Chemie sauber gehalten werden, diese Aufgabe übernehmen Teichmuscheln und der Wasserschlauch, eine fleischfressende Wasserpflanze.
Das meditative Summen rund um den Teich stammt von den zahlreichen Hummeln und Bienen, die am abgeflachten Rand trinken. "In einem halben Jahr wird der Teich schon nicht mehr wiederzuerkennen sein", verspricht Gerhard Wurst und bezieht sich dabei auf das erwartbare Wachstum der Teichbepflanzung. Die Sträucher hinter der hochgewachsenen Streuobstwiese wurden mit Totholz aufgefüllt, um den Ostwind abzublocken und Lebensraum für Kleintiere zu schaffen. Zur Bewässerung der Anlage wurde eigens ein Brunnen angelegt, versteckt inmitten der Streuobstwiese.
Artenschutzinsel finanziert sich über Förderung und Spenden
Die Pläne des Artenschutzinselvereins sind nicht immer konventionell: Winterharte Kiwis sollen an der Pergola wachsen, zudem setzt Wurst auf Zukunftspflanzen wie Indianerbananen und Feigen. Sumpfschildkröten sollen schon bald den Naturteich bevölkern.
Gerhard Wurst erzählt, dass er gerne abends Zeit in der Artenschutzinsel verbringt und dabei auf neue Ideen zur Weiterentwicklung des Projekts kommt. Einen Großteil der Arbeiten leistet der Verein in Eigenarbeit, 80.000 Euro wurden bisher investiert. 80 Prozent der Kosten werden durch das Amt für ländliche Entwicklung und die ILE Main-Werntal gedeckt, des Weiteren wird das Projekt durch Spenden unterstützt, insbesondere der Sparkasse Mainfranken.
Gerhard Wursts Ziel: Kinder mehr für die Natur begeistern
Das Beet mit fleischfressenden Pflanzen sei vor allem für jüngere Besucherinnen und Besucher ein Highlight, hat Wurst beobachtet. Die Artenschutzinsel soll künftig zu Unterrichtszwecken durch Lehrtafeln erkundbar gemacht werden. "Ich will besonders Kinder mehr für die Natur begeistern", erklärt der Rentner. In der Schule kämen solche Themen seiner Meinung nach zu kurz. Ein Staudenbeet für Schmetterlinge, eine Lehmsuhle für Schwalben: Die Artenschutzinsel ist ein erlebbares Biotop. Viele Vogel- und Insektenarten sind seit 2019 laut Wurst schon nach Neubessingen zurückgekehrt.
Doch nicht nur Tiere sollen vom Projekt profitieren: Besucherinnen und Besucher sind in der Artenschutzinsel fest einkalkuliert. In der zementfrei angelegten Trockenmauer um den Teich herum befinden sich mehrere Aussparungen, sodass zu jeder Tageszeit mindestens ein Sitzplatz im Schatten liegt. Zudem setzt der Verein auf barrierefreie Wege. Es gebe noch einiges zu tun, auch die Instandhaltung sei mühsam, sagt Wurst. "Arbeiten kannst du hier immer."