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Arnstein
Planung ist alles: 6 Menschen aus Main-Spessart sagen, was sie an Elektroautos reizt
Eine neue Wanderausstellung in Arnstein informiert über die Mobilität der Zukunft. Wie elektrisch sind die Main-Spessarter bereits unterwegs? Und welche Schwachstellen identifizieren sie dabei?
Sind überzeugte E-Auto-Fahrer – mit ein paar kleinen Abstrichen: (oben von links): Edwin und Antonia Reuß, Robert Staufer, (unten von links) Helga Gößmann, Josef Grodel und Udo Hofer.
Foto: Günter Roth | Sind überzeugte E-Auto-Fahrer – mit ein paar kleinen Abstrichen: (oben von links): Edwin und Antonia Reuß, Robert Staufer, (unten von links) Helga Gößmann, Josef Grodel und Udo Hofer.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Welche Rolle werden elektrische Antriebe künftig bei der Art und Weise der Fortbewegung spielen? Und ist ein E-Auto wirklich etwas für jeden oder jede? Noch bis zum 26. Juli können sich Interessierte in der Arnsteiner Stadthalle über das Thema Elektromobilität in Bayern informieren.

Konzipiert wurde die Wanderausstellung, die bereits in über 80 Orten zu sehen war, von der Bayern Innovativ GmbH, die Träger der Kompetenzstelle Elektromobilität im Freistaat ist. Sieben Exponate adressieren dabei verschiedene Nutzerinnen und Nutzer: Den Familienvater, die Bürgermeisterin, den Jugendlichen oder den Großvater.

Bei der Eröffnung der Ausstellung hat sich diese Redaktion bei Besucherinnen und Besuchern umgehört. Wie elektrisch sind die Menschen in Main-Spessart bereits unterwegs? Und was funktioniert dabei noch nicht so gut?

1. Familie Reuß aus Halsheim: "Man muss in puncto Lademanagement vorausschauend denken"

Familie Reuß aus Halsheim – zu sehen sind Vater Edwin und Tochter Antonia – teilt sich zu dritt einen elektrischen Dacia für Fahrten zur Arbeit und Universität in Würzburg.
Foto: Günter Roth | Familie Reuß aus Halsheim – zu sehen sind Vater Edwin und Tochter Antonia – teilt sich zu dritt einen elektrischen Dacia für Fahrten zur Arbeit und Universität in Würzburg.

Edwin Reuß und seine Frau Monika arbeiten für Würzburger Unternehmen, Tochter Antonia ist Studentin. Alle drei wohnen in Arnstein-Halsheim und sind für die Fahrten zum Arbeitsplatz auf das Auto angewiesen. Doch wenn man täglich fast das gleiche Ziel hat, gibt es nichts besseres als die Fahrgemeinschaft, findet Familie Reuß. Wann immer es geht, fahren die Drei gemeinsam mit ihrem Dacia Spring, einem rein elektrisch angetriebenen Kleinwagen mit einer Motorleistung von gerade einmal 44 PS.

"Wir fahren fast immer dieselbe Strecke und können dadurch die Ladekapazität unseres Autos abschätzen", sagt Antonia Reuß. Die Reichweite liegt bei 180 bis 250 Kilometern – ausreichend, um vom Werntal nach Würzburg und zurück zu kommen. Geladen wird das Fahrzeug per Wallbox zu Hause – möglichst dann, wenn die Sonne scheint. Denn Familie Reuß hat auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. "Man muss in puncto Lademanagement vorausschauend denken", sagt Edwin Reuß, der als Softwareentwickler das Einspeisen des Stroms per App steuert. So vermeidet er eine unnötig hohe Stromrechnung.

2. Robert Staufer aus Arnstein: "Es war schon ein Wagnis, sich auf diese neue Technologie einzulassen"

Robert Staufer fährt seit sieben Jahren einen Renault Zoe. Er genießt das preisgünstige und gleichzeitig umwelfreundliche Fahren.
Foto: Günter Roth | Robert Staufer fährt seit sieben Jahren einen Renault Zoe. Er genießt das preisgünstige und gleichzeitig umwelfreundliche Fahren.

Seit 2016 fährt der Arnsteiner Robert Staufer einen Renault Zoe. "Es war schon ein Wagnis, sich vor sieben Jahren auf diese neue Technologie einzulassen", sagt er. Inzwischen ist er im Ruhestand, doch bis dahin fuhr er jeden Tag rund 80 Kilometer zur Arbeit. Bei regelmäßig kurzen Fahrten würden sich die Ladezeiten "problemlos einspielen", bei weiteren Touren muss Staufer seine Strecken planen und vorab prüfen, wo man "tanken" kann.

Staufer liebt das elektrische Fahren mit dem kleinen Wagen und betont: "Es gibt nichts Effektiveres, ich vermeide den Ausstoß von CO₂ und selbst der Strom ist halb so teuer wie das Benzin. Außerdem fährt sich das Auto dynamisch – fast wie ein Go-Kart."

3. Helga Gößmann aus Müdesheim: "Für Ausflüge in die Rhön reicht die Ladung allemal"

Helga Gößmann und ihr Mann Norbert sind ausschließlich elektrisch unterwegs. Sie fahren mit ihrem Kleinwagen auch bis nach Koblenz.
Foto: Günter Roth | Helga Gößmann und ihr Mann Norbert sind ausschließlich elektrisch unterwegs. Sie fahren mit ihrem Kleinwagen auch bis nach Koblenz.

Ein elektrischer Renault Zoe steht auch bei Helga und Norbert Gößmann in Arnstein-Müdesheim vor der Tür. Die beiden haben vier erwachsene Kinder und kommen mit dem Kleinwagen eigenen Aussagen zufolge bestens zurecht.

Seit der Corona-Pandemie arbeitet Norbert Gößmann viel im Homeoffice und für die nötigen Fahrten zur 40 Kilometer entfernten Arbeitsstelle reiche der 40-Kilowattstunden-Akku leicht aus. Oft schaffen sich Menschen ein Elektroauto als Zweitwagen zusätzlich zum Verbrenner an. Nicht so die Gößmanns. Die beiden besitzen "nur" ihren Stromer. Für sie ist das aber kein Problem.

"Für Ausflüge in die Rhön reicht die Ladung allemal – wir waren aber auch schon mit dem Zoe in Koblenz und haben unterwegs nachgeladen", sagt Helga Gößmann. Größere Urlaubsfahrten unternehmen die beiden mit der Bahn, Einkäufe werden in der Regel mit dem Lastenrad in Arnstein erledigt. Norbert Gößmann hätte eigentlich gerne eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, doch die verhindere der Denkmalschutz. Dennoch beziehen die beiden Naturstrom.

4. Josef Grodel aus Arnstein: "Die Ladekapazität von 40 Kilowattstunden reicht voll aus, Probleme hat es noch nie gegeben"

Josef Grodel fährt seinen Nissan Leaf nicht nur zur Schule in Karlstadt, sondern nutzt ihn auch für Urlaubsfahrten in die Region. Nur selten greift er auf den Verbrenner zurück.
Foto: Günter Roth | Josef Grodel fährt seinen Nissan Leaf nicht nur zur Schule in Karlstadt, sondern nutzt ihn auch für Urlaubsfahrten in die Region. Nur selten greift er auf den Verbrenner zurück.

Josef Grodel ist Lehrer an der Mittelschule Karlstadt und pendelt täglich mit seinem Nissan Leaf rund 40 Kilometer von Arnstein zu seiner Schule. "Die Ladekapazität von 40 Kilowattstunden reicht hierfür voll aus, Probleme hat es noch nie gegeben." Das Auto ist jetzt viereinhalb Jahre alt, Grodel war damit bisher 55.000 Kilometer ohne Pannen oder Schwierigkeiten unterwegs.

Zwar besitzt er mit seiner Frau noch einen "Verbrenner" – ein altes Erbstück für Fahrten im Winter oder für schmutzige Transporte. Urlaubsfahrten unternehmen die Grodels meist in der Region, gelegentlich wird das Enkelkind in Coburg besucht.

Aufgrund des Grundrisses ihres Hauses sei eine Photovoltaikanlage auf dem Dach nicht möglich, sagt Grodel. Die Familie ist deshalb auf Strom aus dem Netz angewiesen. Trotzdem hat der Lehrer ausgerechnet, dass er im Vergleich zum Verbrenner mit seinem E-Auto nur fast die Hälfte für das Vollladen zahlt.

5. Udo Hofer aus Stetten: ""Über 1000 Kilometer nur mit Strom an die Adria – das hat uns zunächst schon etwas Sorge gemacht""

Udo Hofer und seine Frau Birgit fahren ebenfalls ausschließlich elektrisch mit mittlerweile zwei Autos. Obwohl ihr Sohn in Berlin wohnt, bewältigen sie die 500 Kilometer dorthin mit einem Aufladen.
Foto: Günter Roth | Udo Hofer und seine Frau Birgit fahren ebenfalls ausschließlich elektrisch mit mittlerweile zwei Autos. Obwohl ihr Sohn in Berlin wohnt, bewältigen sie die 500 Kilometer dorthin mit einem Aufladen.

Besonders wagemutig sind Birgit und Udo Hofer aus Stetten. Sie fahren nicht nur rein elektrisch, das Ehepaar hat sogar zwei E-Autos: Einen VW ID3 mit über 70 Kilowattstunden Kapazität und einen kleineren eUP von Volkswagen. Einen Verbrenner nutzen die beiden nicht mehr. Zur Arbeit geht es mit dem jeweiligen Wagen. Weil der Sohn in Berlin wohnt, sei die außergewöhnlich hohe Reichweite des VW sehr von Vorteil, sagt Udo Hofer. Geladen wird über die eigene Photovoltaikanlage und die Wallbox.

Recht mutig war das Paar, als es kürzlich einen Urlaub an die italienische Adria antrat: "Über 1000 Kilometer nur mit Strom hat uns zunächst schon etwas Sorge gemacht", sagt Udo Hofer. Doch der ID3 verfüge über eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern und so war bis zum Ziel nur ein "Tankstopp" nötig. Mit Hilfe des Navigationssystems und der passenden App habe es kaum nennenswerte Fahrtunterbrechungen gegeben. Die beiden haben einfach eine Pause eingeplant.

 Wanderausstellung "Elektromobiliät Bayern"  in Arnstein

Bis zum 26. Juli ist im Foyer der Arnsteiner Stadthalle die Wanderausstellung "Elektromobiliät Bayern" jeweils von 17 bis 19 Uhr zu sehen. Begleitend dazu wird es eine Reihe von Sonderveranstaltungen geben.
Diese beginnen um 19 Uhr: Montag, 10. Juli: "Was Elektroautos so anders macht", Dienstag, 11. Juli: "Fährt mein nächstes Auto elektrisch?", Montag, 17. Juli: "Frauen unter Strom – Sound of Silence", Montag, 24. Juli: "Lastenräder – praktisch und ausleihbar".
Organisiert wird die Ausstellung von der Bayern Innovativ GmbH mit Unterstützung der Arnsteiner Bürgerenergiegenossenschaft. Bei der Eröffnung stellte Guido Weißmann von "Bayern Innovativ" die sieben mobilen Module vor und nahm auch zu kritischen Fragen, beispielsweise zum Reichweitenproblem der E-Autos und der Herstellung von Lithiumbatterien, Stellung. Seine Botschaft war eindeutig: "Wir müssen den elektrischen Weg gehen." Er versicherte auch, dass man an umweltfreundlicheren Speichermedien arbeite und die Ladestruktur für E-Autos ständig verbessert werde.
(th)

Anm. der Redaktion: In einer früheren Version wurde die Leistung von E-Autos in "Kilowatt" statt "Kilowattstunden" angegeben. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

 
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