
Der Fischerverein Windheim hat den Fischen in seinen acht Teichen Ruhe verordnet – man könnte auch von einer "Reha" sprechen, sagt Paul Woywod. Die Hafenlohr, an die die Fischteiche des Vereins angeschlossen sind, wurde vor gut zwei Monaten verunreinigt. Weiter oben im streng geschützten Flusstal war ein Auto mit Anhänger verunglückt, der 500 Liter Heizöl geladen hatte. Das Öl ergoss sich über das Ufer und in den Fluss. Sperren sollten verhindern, dass das Öl die Fischteiche flussabwärts erreicht – dennoch zogen Woywod und seine Vereinskameraden in den ersten Tagen nach dem Unfall immer wieder tote Fische aus dem Wasser.
Das habe zum Glück aufgehört, in den vergangenen Wochen gab es keine toten Fische mehr, erzählen Woywod und Vereinskollege Manfred Mehling. Probehalber wurden Fische entnommen und im Labor untersucht, sie sind offiziell nicht belastet und zum Verzehr geeignet. Die "Reha" gönnen sie den Fischen trotzdem, sie nähern sich nur zum Füttern den Teichen und desinfizieren vorher ihre Schuhe.
Die Teiche reinigen sie aktuell nach und nach, lassen das Wasser ab, spritzen die Becken mit Kalk aus, um Verunreinigungen zu entfernen, und spülen sie dann mehrfach durch. Das machen sie ohnehin zweimal im Jahr, ein Prozess, der mehrere Wochen dauert.
Auch wenn die Fische den Öl-Austritt größtenteils unbeschadet überstanden haben, hat der Verein einen erheblichen finanziellen Schaden: Die Fische, die jetzt noch in den Teichen sind, hätten eigentlich zu Ostern verkauft werden sollen. Diese Einnahmen fehlen nun.
Forellenzucht-Anlage Lindenfurt: Peter Grimm hofft auf geschmacklich gute erneute Probe
Auch Peter Grimm, Inhaber der Forellenzucht Hochspessart im Hafenlohrtal, ist mit seinen Teichen in der Anlage Lindenfurt von dem Öl-Unfall betroffen gewesen. Er hatte gehofft, dass seine Fische aus Lindenfurt in drei bis vier Monaten nach dem Unglück wieder genießbar seien. Knapp zwei Monate später waren sie es leider noch nicht. Ende April hatte Grimm die Fische im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis fiel teils überraschend positiv aus: So lagen die belasteten Werte weit unter der Grenze. Was aber noch nicht in Ordnung war, war der Geschmack. "Um hier eine Beeinträchtigung festzustellen, bedurfte es einer Kochprobe, die auch im Labor stattfand", erläutert Peter Grimm. Diese ergab noch kein zufriedenstellendes Ergebnis.

Allerdings könnte das jetzt, knapp einen Monat später, schon wieder anders aussehen. Insofern ist Peter Grimm auch gerade wieder dabei, Forellen auf Eis zu legen, zu verpacken und an das Labor zu schicken, um sie erneut untersuchen zu lassen. Wichtig ist ihm noch, zu erläutern: "Wir haben von der Gewerbeaufsicht kein Verkaufsverbot bekommen, da wir als Fischzucht sowieso verpflichtet sind, nur einwandfreie Ware zu liefern."
Forstbetriebsleiter Florian Pfeuffer: "Ökologisch mit einem blauen Auge davon gekommen"
Auch dem Fürstenhaus Löwenstein gehören von dem Unfall betroffene Teiche. Einige sind an Grimms Forellenzucht verpachtet, einige liegen flussabwärts bis zum Zeltplatz in Windheim. Da man nur marginal betroffen gewesen sei, beziehungsweise sich an den Untersuchungsergebnissen von Peter Grimm orientieren könne, halte sich das Fürstenhaus derzeit mit weiteren Untersuchungen zurück, sagt Forstbetriebsleiter Florian Pfeuffer auf Nachfrage.
Allerdings könne man jetzt schon sagen, dass man "ökologisch mit einem blauen Auge davon gekommen sei", erläutert Pfeuffer. "Unser Glück war, dass es zum Zeitpunkt des Unglücks viel Niederschlag gegeben hat und viel Wasser in der Hafenlohr war", so Pfeuffer. Das habe sozusagen einen durchspülenden, verdünnenden Effekt gehabt. Zudem gebe es bei Heizöl, anders als bei Schweröl, auch einen natürlichen Abbau durch Bakterien. Um herauszufinden, inwiefern sich Öl-Rückstände in der Uferböschung auf das Leben im Bach ausgewirkt hätten, will man im Herbst eine Probe-Befischung machen.
An der Unfallstelle sei derzeit noch eine geringe Restbelastung im Boden nachweisbar. Wie hier sinnvollerweise weiter verfahren wird, wird derzeit mit dem Landratsamt besprochen. Ein weiteres Abbaggern der Erde könnte die angrenzende Straße gefährden. Eine andere Idee ist der Einsatz einer Nährlösung mit bestimmten Mikroorganismen, die Öl verstoffwechseln, also abbauen sollen.