
Im Juli jährt sich die Flutkatastrophe im Ahrtal bereits zum zweiten Mal. Gefühlt ist die Katastrophe bei vielen Menschen bereits wieder in den Hintergrund gerückt – Aufräum- und Aufbauarbeiten laufen in manchen Orten jedoch bis heute. Nicht in Vergessenheit geraten ist die Katastrophe bei den Mitgliedern der Gemündener Fördergemeinschaft für Hochwasserhilfe (GFH). Seit Februar 2022 fahren sie ins Ahrtal. Insgesamt waren sie in unterschiedlicher Besetzung schon um die zehnmal vor Ort.
Doris Hahn, ein langjähriges Mitglied des Vereins, war im Dezember 2021 das erste Mal in Mayschoss-Laach im Ahrtal. "Da habe ich gehofft, dass ich überhaupt wieder heimkomme, so kaputt waren die Straßen von der Flut", erzählt sie von ihrer ersten Reise ins Ahrtal. Dort habe sie dann Arno Knieps, Mitarbeiter im Verteilerbüro und selbst Flut-Betroffener, kennengelernt und Nummern ausgetauscht. "Ich hab damals zum Arno gesagt, dass wir da einen Verein haben, einen Verein für Hochwasserhilfe, und wenn ihr Hilfe braucht, ruft an", erzählt sie weiter.
Wochen später kam dann der Anruf von Knieps, sie bräuchten Baumaterial, sagt Hahn. Daraufhin seien im Februar 2022 einige Mitglieder des Vereins mit Transportern voller Baumaterial ins Ahrtal gefahren. "Ich glaube, die haben nicht dran geglaubt, dass wir wirklich mit Baumaterial kommen. Viele Leute haben den Bewohner und Bewohnerinnen ihre Hilfe zugesagt und sich nie mehr gemeldet", berichtet Hahn.

Geliefert haben sie mithilfe von Spendengeldern und Sachspenden von Firmen, Vereinen und Privatleuten vor allem Baumaterial wie Türen, Ständewände, Isolier- und Verputzmaterial, aber auch Elektromaterial und Lebensmittel. "Eigentlich alles, was so gebraucht wird, wenn man in kürzester Zeit alles verliert", erklärte ein Vereinsmitglied. Die Mitglieder des Vereins waren, laut eigenen Aussagen, jedoch nicht nur als "Lieferanten" oder Vermittler tätig. "Wir haben bei der Weinlese geholfen, Fenster ein- und ausgebaut, Elektroarbeiten gemacht und und und", berichten die Mitglieder.
Küchenwagen wurde ins fast 300 Kilometer entfernte ins Ahrtal transportiert
Am 13. Mai waren einige Mitglieder des Vereins wieder in Mayschoss-Laach. Dort wurde der neue Spielplatz des Ortes eingeweiht. Diesmal reiste der Verein allerdings nicht mit Baumaterialien oder sonstigen Ressourcen zum Wiederaufbau an. Mit dabei hatten sie ihren blauen Küchenwagen, der sonst bei der Wallfahrt zum Kreuzberg Ende August/Anfang September zum Einsatz kommt. Auf den Küchenwagen aufmerksam, wurde Arno Knieps laut den GFH-Mitgliedern, als er im Herbst vergangenen Jahres beim Oktoberfest des Vereins zu Besuch war. So entstand die Idee, die Rheinländer bei der Einweihung des Spielplatzes zu bewirten. Aufgetischt wurde in der Feldküche, wie sie die Mitglieder selbst nennen, es gab Currywurst, Bratwurst und Pichelsteiner Eintopf. Rund 200 Essen können im mobilen Küchenwagen zubereitet werden.

Der Bürgermeister von Mayschoss-Laach habe ihnen dort erzählt, dass der Gemündener Verein noch einer von wenigen auswärtigen Helfern und Helferinnen ist, die noch aktiv seien. Einige Betroffene würden außerdem noch immer auf das Geld von der Versicherung warten. Viele seien noch immer mit dem Wiederaufbau beschäftigt. "Die kommen gar nicht aus ihren Gummistiefeln raus. Seit zwei Jahren haben die dort kein Wochenende oder Urlaub", sagt Vorsitzender Helmut Haupt.
Verein wird wieder ins Ahrtal fahren
Die Mitglieder des Vereins geben aber auch einen positiven Ausblick. Die Infrastruktur vor Ort sei langsam wieder hergestellt – ein Neuanfang sichtbar. Trotz der schlimmen Erlebnisse und Schicksalsschläge berichten die Mitglieder von herzlichen Rheinländern, die sich nicht unterkriegen lassen würden. Ganz im Sinne des Helfermottos: "Als Fremde gekommen, als Freunde gegangen" stehen die Vereinsmitglieder in regelmäßigem Kontakt mit den Flut-Betroffenen. "Der GFH vergisst die Leute dort nicht. Wir werden wieder ins Ahrtal fahren", heißt es vom Vorsitzenden. Noch sei kein konkretes Datum für die nächste Fahrt geplant, aber sobald wieder genügend Spenden zusammengekommen sind, werden sie ihre Freunde wieder vor Ort unterstützen. Spenden seien nach wie vor noch nötig, betonen die Mitglieder.
Spenden können auf das Spendenkonto des Christbaumdorfs Mittelsinn (Stichwort "Hilfe Ahrtal"), IBAN DE27 7905 0000 0049268477, bei der Sparkasse Mainfranken-Würzburg überwiesen werden.
Den Helfern vor Ort sei der höchste Dank bescheinigt.