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Gemünden
Zwei Jahre nach der Flut im Ahrtal: Wie der Gemündener Verein für Hochwasserhilfe im Ahrtal noch immer hilft
Die Gemündener Fördergemeinschaft für Hochwasserhilfe e.V. fährt seit Januar 2022 ins Ahrtal, um  den Flutopfern beim Wiederaufbau zu helfen. Denn der ist noch lange nicht abgeschlossen.
Im Februar 2022 waren einige Mitglieder des Gemündener Vereins für Hochwasserhilfe das erste Mal in dem Ort Mayschoss-Lach im Ahrtal.
Foto: Holger Miksch | Im Februar 2022 waren einige Mitglieder des Gemündener Vereins für Hochwasserhilfe das erste Mal in dem Ort Mayschoss-Lach im Ahrtal.
Jule Ruppert
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Im Juli jährt sich die Flutkatastrophe im Ahrtal bereits zum zweiten Mal. Gefühlt ist die Katastrophe bei vielen Menschen bereits wieder in den Hintergrund gerückt – Aufräum- und Aufbauarbeiten laufen in manchen Orten jedoch bis heute. Nicht in Vergessenheit geraten ist die Katastrophe bei den Mitgliedern der Gemündener Fördergemeinschaft für Hochwasserhilfe (GFH). Seit Februar 2022 fahren sie ins Ahrtal. Insgesamt waren sie in unterschiedlicher Besetzung schon um die zehnmal vor Ort.

Doris Hahn, ein langjähriges Mitglied des Vereins, war im Dezember 2021 das erste Mal in Mayschoss-Laach im Ahrtal. "Da habe ich gehofft, dass ich überhaupt wieder heimkomme, so kaputt waren die Straßen von der Flut", erzählt sie von ihrer ersten Reise ins Ahrtal. Dort habe sie dann Arno Knieps, Mitarbeiter im Verteilerbüro und selbst Flut-Betroffener, kennengelernt und Nummern ausgetauscht. "Ich hab damals zum Arno gesagt, dass wir da einen Verein haben, einen Verein für Hochwasserhilfe, und wenn ihr Hilfe braucht, ruft an", erzählt sie weiter.

Wochen später kam dann der Anruf von Knieps, sie bräuchten Baumaterial, sagt Hahn. Daraufhin seien im Februar 2022 einige Mitglieder des Vereins mit Transportern voller Baumaterial ins Ahrtal gefahren. "Ich glaube, die haben nicht dran geglaubt, dass wir wirklich mit Baumaterial kommen. Viele Leute haben den Bewohner und Bewohnerinnen ihre Hilfe zugesagt und sich nie mehr gemeldet", berichtet Hahn. 

Blick in einen Container mit Regalen. Dort wurden die Materialien und Spenden zwischengelagert. 
Foto: Holger Miksch | Blick in einen Container mit Regalen. Dort wurden die Materialien und Spenden zwischengelagert. 

Geliefert haben sie mithilfe von Spendengeldern und Sachspenden von Firmen, Vereinen und Privatleuten vor allem Baumaterial wie Türen, Ständewände, Isolier- und Verputzmaterial, aber auch Elektromaterial und Lebensmittel. "Eigentlich alles, was so gebraucht wird, wenn man in kürzester Zeit alles verliert", erklärte ein Vereinsmitglied. Die Mitglieder des Vereins waren, laut eigenen Aussagen, jedoch nicht nur als "Lieferanten" oder Vermittler tätig. "Wir haben bei der Weinlese geholfen, Fenster ein- und ausgebaut, Elektroarbeiten gemacht und und und", berichten die Mitglieder.

Küchenwagen wurde ins fast 300 Kilometer entfernte ins Ahrtal transportiert 

Am 13. Mai waren einige Mitglieder des Vereins wieder in Mayschoss-Laach. Dort wurde der neue Spielplatz des Ortes eingeweiht. Diesmal reiste der Verein allerdings nicht mit Baumaterialien oder sonstigen Ressourcen zum Wiederaufbau an. Mit dabei hatten sie ihren blauen Küchenwagen, der sonst bei der Wallfahrt zum Kreuzberg Ende August/Anfang September zum Einsatz kommt. Auf den Küchenwagen aufmerksam, wurde Arno Knieps laut den GFH-Mitgliedern, als er im Herbst vergangenen Jahres beim Oktoberfest des Vereins zu Besuch war. So entstand die Idee, die Rheinländer bei der Einweihung des Spielplatzes zu bewirten. Aufgetischt wurde in der Feldküche, wie sie die Mitglieder selbst nennen, es gab Currywurst, Bratwurst und Pichelsteiner Eintopf. Rund 200 Essen können im mobilen Küchenwagen zubereitet werden. 

Der Küchenwagen des Gemündener Vereins wurde mit dem Tieflader von Vereinsmitglied Karl Ditterich ins Ahrtal gefahren. Die Bewohner und Helfer wurden damit bei der Einweihung des neuen Spielplatzes bewirtet.
Foto: Holger Meusinger | Der Küchenwagen des Gemündener Vereins wurde mit dem Tieflader von Vereinsmitglied Karl Ditterich ins Ahrtal gefahren. Die Bewohner und Helfer wurden damit bei der Einweihung des neuen Spielplatzes bewirtet.

Der Bürgermeister von Mayschoss-Laach habe ihnen dort erzählt, dass der Gemündener Verein noch einer von wenigen auswärtigen Helfern und Helferinnen ist, die noch aktiv seien. Einige Betroffene würden außerdem noch immer auf das Geld von der Versicherung warten. Viele seien noch immer mit dem Wiederaufbau beschäftigt. "Die kommen gar nicht aus ihren Gummistiefeln raus. Seit zwei Jahren haben die dort kein Wochenende oder Urlaub", sagt Vorsitzender Helmut Haupt.

Verein wird wieder ins Ahrtal fahren

Die Mitglieder des Vereins geben aber auch einen positiven Ausblick. Die Infrastruktur vor Ort sei langsam wieder hergestellt – ein Neuanfang sichtbar. Trotz der schlimmen Erlebnisse und Schicksalsschläge berichten die Mitglieder von herzlichen Rheinländern, die sich nicht unterkriegen lassen würden. Ganz im Sinne des Helfermottos: "Als Fremde gekommen, als Freunde gegangen" stehen die Vereinsmitglieder in regelmäßigem Kontakt mit den Flut-Betroffenen. "Der GFH vergisst die Leute dort nicht. Wir werden wieder ins Ahrtal fahren", heißt es vom Vorsitzenden. Noch sei kein konkretes Datum für die nächste Fahrt geplant, aber sobald wieder genügend Spenden zusammengekommen sind, werden sie ihre Freunde wieder vor Ort unterstützen. Spenden seien nach wie vor noch nötig, betonen die Mitglieder. 

Spenden können auf das Spendenkonto des Christbaumdorfs Mittelsinn (Stichwort "Hilfe Ahrtal"), IBAN DE27 7905 0000 0049268477, bei der Sparkasse Mainfranken-Würzburg überwiesen werden.

 
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Kommentare
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  • C. L.
    Wie viel Hilfe seitens Bund und Land RLP sind den Ahrtalern zu gute gekommen, im Vergleich zu weniger wichtigen Maßnahmen?
    Den Helfern vor Ort sei der höchste Dank bescheinigt.
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  • M. F.
    Von den 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr eine abzweigen und den Kommunen im Ahrtal zur Verfügung stellen. Ist meiner Meinung nach wesentlich sinnvoller angelegt als in Beraterfirmen der Bundeswehr.
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  • R. S.
    Respekt vor jedem einzelnen Helfer, der sich für diese Aktionen so engagiert. Auf unsere Politiker können die Geschädigten nur pfeifen. Sich in den Medien tief beeindruckt zeigen und Versprechungen loslassen. Wenn es aber um konkrete finanzielle Hilflen geht, schiebt man alles auf die ausufernde Bürokratie. Liebe Politiker: Dann schafft doch endlich mal diese überbordende Bürokratie ab und steht zu euren Versprechungen! Von diesen können die Geschädigten ja nicht herunterbeißen. Nehmt euch ein Beispiel an allen freiwilligen Helfern. Die fragen nicht erst, ob alle Vorschriften auch eingehalten sind.
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