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Esselbach
Zwei Bürgerinitiativen: Es rumort in Esselbach
Bürger wehren sich gegen den Standort des Pflegeheims in der Weed und gegen den Bebauungsplan Welzengraben. Unterschriftenlisten kursieren im Ort.
In die Weed in Esselbach in Nachbarschaft zur Pumptrack-Anlage soll das geplante Pflegeheim gebaut werden. Gegen den Standort wehrt sich eine Bürgerinitiative.    
Foto: Dorothee May | In die Weed in Esselbach in Nachbarschaft zur Pumptrack-Anlage soll das geplante Pflegeheim gebaut werden. Gegen den Standort wehrt sich eine Bürgerinitiative.    
Klaus Gimmler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 18:39 Uhr

Es rumort heftig in Esselbach. Zwei Bürgerinitiativen haben sich unabhängig voneinander gebildet. Die eine Initiative wendet sich gegen das geplante Pflegeheim in der Freizeitanlage Weed, die andere gegen das Gewerbegebiet Welzengraben. Die Bürger befürchten in beiden Fällen eine Zunahme des Verkehrs, so das Hauptargument.

"Ich bin nicht grundsätzlich gegen ein Pflegeheim", betont Gemeinderätin Vera Sowa am Telefon. "Aber der Standort in der Freizeitanlage Weed ist nicht geeignet." Diese Meinung teile sie mit vielen Bürgern in Esselbach. Sie habe daher mit weiteren Bürgern eine Unterschriftensammlung gegen den geplanten Standort initiiert. Die Unterzeichner meinen, zu viel Verkehr würde einen bislang ruhigen Ort zerstören. Zudem befürchten sie Konflikte zwischen Sporttreibenden, Spielenden, Feiernden und den ruhebedürftigen Senioren durch die unmittelbare Nähe von Freizeitanlagen und Pflegeheim.

Tagespflege wünschenswert

Eine Tagespflege-Einrichtung im Ort sei wünschenswert, meint Sowa, aber es müssten andere Standorte geprüft werden. Zudem sollte die Gemeinde, bevor sie sich auf die Finanzierung eines Pflegeheimes einlässt, erst einmal die angefangenen Projekte zu Ende bringen. Da gebe es noch genug zu tun. Sowa nennt als Beispiel die Festhalle und den Dorfplatz. Nach aktuellem Stand haben bereits 252 Bürger unterschrieben, sagt Sowa. Es seien aber noch Listen im Umlauf. Die Listen sollen Bürgermeister Richard Roos in den nächsten Wochen übergeben werden.

Wie berichtet hatte Bürgermeister Roos die Pläne für ein Pflegeheim mit Tagespflege (zirka 20 Plätze) und betreuten Wohngruppen (8 Plätze) in der letzten Sitzung vor Weihnachten dem Gemeinderat vorgestellt. Betreiber des Pflegeheimes wäre die Caritas. Mit ihr wurde das Konzept abgestimmt. Über die Feiertage solle sich jeder Gedanken machen, ob ein solches Pflegeheim gewollt sei, sagte Roos in der Sitzung.

Auf die Bürgerinitiative angesprochen, äußert sich Roos nun am Telefon, er sei ganz offen. Er kenne die Bedenken der Gegner, es gebe aber auch viele Befürworter des Projekts. So läge ihm ein Brief des VdK-Ortsverbands vor, der sich für das Projekt ausspricht. Sein Eindruck sei, dass viele Bürger das Pflegeheim wollen. Insofern begrüßt Roos die Diskussion über das Für und Wider und wäre nicht abgeneigt, diese Frage mit einem Bürgerentscheid zu klären. Der Gemeinderat hätte auch die Möglichkeit, ein Ratsbegehren zu initiieren, aber davor scheut Roos zurück, denn dann würde es heißen, das koste Geld, nur weil der Gemeinderat sich nicht entscheiden kann.

Laut Roos gibt es keinen anderen Standort für das Pflegeheim. Es seien andere Grundstücke geprüft, aber dann verworfen worden. Der Konflikt um den Standort in der Weed ist für ihn auch eine Frage zwischen Jung und Alt. Wo sollen die Alten hin, fragt er. "Mitten ins Leben mit Blick auf die Pumptrack-Anlage." Dann sei die Weed der richtige Standort, so Roos. In einer Sitzung im Februar müsse der Gemeinderat entscheiden, ob der Plan weiter verfolgt wird.

Widerstand gegen Welzengraben

Widerstand gibt es in der Gemeinde auch gegen den Bebauungsplan Welzengraben. Dieser soll nach einer erneuten Auslegung in einer der nächsten Sitzungen beschlossen werden. Auch dazu hat sich eine Bürgerinitiative gebildet. Die Gegner befürchten, dass sich die Verkehrssituation durch ein weiteres Gewerbegebiet nochmals um ein Vielfaches verschlechtert. "Jeden Lkw, den wir aus dem Ort herausbekommen, ist ein Gewinn", sagt Thomas Scheffs, einer der Initiatoren. Die Bürgerinitiative hat ebenfalls Unterschriften gesammelt, allerdings nur an den Zufahrts- und Durchgangsstraßen zum Welzengraben, wie Scheffs erklärt. 96 Bürger hätten unterschrieben, was Scheffs als "ermutigend" ansieht. 

Für Roos dagegen sind diese Bedenken übertrieben. Der Bebauungsplan diene nur der Legalisierung der bestehenden Bebauung. Gerade ein Hektar würde für Neuansiedlungen für ortsansässige Handwerksbetriebe zur Verfügung stehen, sagt er. Für Scheffs befürchtet aber, dass dies nur ein Anfang ist. Denn es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Gewerbegebiet in Zukunft erweitert wird. Die Bürgerinitiative will in den nächsten Tagen überlegen, ob sie versucht, über ein Bürgerbegehren das Projekt zu stoppen.

Roos dagegen sieht in dem Protest gegen den Bebauungsplan Welzengraben einen Protest insgesamt gegen zu viel Verkehr im Ort. Dafür habe er Verständnis. Es sei versucht worden, mit Nachtfahrverboten und Tempo-30-Zonen gegenzusteuern. Doch nichts wurde vom Landkreis genehmigt. Roos bestätigt auch, dass es Lkw-Fahrer gibt, die die A3 bei Altfeld verlassen und dann durch Kredenbach fahren, um die Maut zu sparen. Über die Kreisstraße (frühere B8) geht es dann bei Rohrbrunn oder bei Aschaffenburg wieder auf die A3 zurück. Das passiere auch in umgekehrter Richtung. Maßnahmen dagegen seien aber bislang abgelehnt worden.        

 
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