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Main-Spessart
Gastronomen in MSP: "Nach so viel Mist kriegen wir das auch noch rum"
Die Krankenhausampel steht auf rot, bald soll eine tägliche Testpflicht für ungeimpftes Personal kommen. Was erwarten Main-Spessarts Gastronomen vom kommenden Winter?
Vor einem Restaurant hängt ein Schild mit der Aufschrift 'Liebe Gäste bei uns gilt 2G - geimpft - genesen Bitte halten Sie Ihre Nachweise bereit'. 
Foto: Marijan Murat | Vor einem Restaurant hängt ein Schild mit der Aufschrift "Liebe Gäste bei uns gilt 2G - geimpft - genesen Bitte halten Sie Ihre Nachweise bereit". 
Björn Kohlhepp
,  Klaus Gimmler
,  Lucia Lenzen
 und  Martin Hogger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:52 Uhr

Man erinnere sich noch einmal genau ein Jahr zurück. Nach einem mehr oder weniger "normalen" Sommer waren im Herbst die Inzidenzwerte wieder hoch geschnellt. Der nächste Lockdown kam – und blieb. Viele Gastronomen hatten Heizpilze oder gar Zelte für den Winter angeschafft. Die waren nun nicht mehr notwendig. Und auch die Gasträume in Main-Spessarts Cafés, Restaurants, Wirtshäuser blieben zu.

Und dieses Jahr? Auch heuer war der Sommer fast "normal". Auch heuer steigen – trotz Impfungen – die Inzidenzen schon wieder zu Höchstwerten. Seit Montag steht die Krankenhausampel, die sich an der Auslastung der Intensivstationen orientiert, in Bayern und damit auch im Landkreis auf rot. Schon am Dienstag verkündete Ministerpräsident Markus Söder wieder Neuerungen. Genauso will die neue Bundesregierung ein neues Corona-Gesetz auf den Weg bringen. Es geht Schlag auf Schlag. Wie kommen also Main-Spessarts Gastronomen aktuell mit den Regelungen klar? Und wie blicken sie in Richtung Winter? 

Lohr: Klare Regeln sind gut

Man erreicht Sven Gottschalk im "Schönbrunnen" in der Lohrer Fußgängerzone. Es ist 14 Uhr, gerade eben erst ist das Mittagsgeschäft abgeebbt. Es läuft also gut? "Wir merken schon, dass nicht mehr so viel los ist", sagt er. Die Pandemie habe nun halt auch die Gastronomie eingeholt. Er findet die neuen Regeln gut für seinen Gasthof – gleich aus mehreren Gründen. "Die Regeln sind ganz klar. Wir wissen, was geht und was nicht und können das dann so an unsere Gäste kommunizieren", sagt er. Keine Unsicherheit, kein "könnte" oder "sollte" mehr. Der zweite Grund: "Nur wenn wir die Pandemie so schnell wie möglich in den Griff kriegen, dann überstehen wir das." 

Denn: Angst hat Gottschalk schon ein wenig um sein Geschäft, sollte sich die Pandemie ausweiten. Dann nämlich könnten Kontaktbeschränkungen kommen und damit seien Betriebs- und Familien-Weihnachtsfeiern in Gefahr. Käme sogar ein neuer Lockdown und damit Kurzarbeit, dann hat er auch Angst, dass seine Mitarbeitenden abspringen. "Aber mit den aktuellen Regeln wäre der Winter gar kein Problem." 

Etwas hat Gottschalk jedoch noch auf dem Herzen. Die Leute müssten besser informiert werden, was sie bräuchten, um ins Restaurant zu kommen. FFP2-Maske, ein Ausweisdokument und ein Test-, Genesenen- oder Impfnachweis. "Wenn nur eins nichts dabei ist, müssen wir die Leute heim schicken. Uns bleibt nichts anderes übrig. Bald werden auch die Kontrollen verschärft."

Karlstadt: Kaum Unterschied zwischen 2G und 3Gplus

Pietro Chiroco, Geschäftsführer von der Pizzeria "Punta del Sud" rechnet nicht mit einem neuen Lockdown. Aber er denkt, dass es in nächster Zeit zu einer 2G-Regelung für den Restaurantbesuch kommen wird. Beim Einlass von Jugendlichen ist er sogar strenger, als der Gesetzgeber dies will. Die neuen Corona-Regelungen erlauben Schülern ab zwölf mit Schülerausweis den Einlass ins Restaurant. "Aber was nutzt ein Schülerausweis in den Ferien", fragt er. "Ich habe selber Kinder, ich weiß, dass die in den Ferien nicht getestet wurden." Daher habe er entschieden, dass Schülerausweise bei ihm auch jetzt nicht ausreichen, obwohl die Schulzeit wieder begonnen hat. Schließlich sei in dieser Altersgruppe die Inzidenz am höchsten. 

Für Rainer Kenner, Pächter der Lisl Karlstadt in Karlstadt, ändert sich nicht viel. Er hatte schon vorher 3Gplus, jetzt hat er 2G. Das mache für ihn keinen großen Unterschied, sagt er, denn er könne sich nur an einen Fall erinnern, dass er jemand mit einem PCR-Test in seine Kneipe gelassen hat. Schon jetzt spricht Kenner von Umsatzeinbußen. Er erlebt, dass sich unabhängig von gesetzlichen Regelungen vor allem Ältere ins Private zurückziehen. "Den Jüngeren macht das nicht so viel aus", sagt er.

Seltsamer Datenschutz bei Impfstatus

Restaurantleiter Carlos De Las Aguas vor dem McDonald's in Karlstadt.
Foto: Björn Kohlhepp | Restaurantleiter Carlos De Las Aguas vor dem McDonald's in Karlstadt.

Carlos De Las Aguas ist Restaurantleiter der McDonald’s-Filiale in Karlstadt. "Die Gäste sind genervt", ist seine Beobachtung. Es gebe solche, die schimpfen, die keine FFP2-Maske haben oder den Impfausweis nicht vorzeigen wollten. "Aber die kommen trotzdem." McDonald’s habe den Vorteil des Drive-In-Schalters, wohin Gäste auch zu Fuß ausweichen dürften, wenn sie nicht nachweisen können oder wollen, dass sie geimpft, genesen oder getestet seien. Aber: "90 Prozent der Gäste sind geimpft", so seine Beobachtung.

Der Drive-In-Schalter habe vor Corona 30 Prozent des Umsatzes ausgemacht, momentan sogar 50 Prozent. Der Umsatzrückgang seit Pandemiebeginn halte sich in Grenzen. Etwas seltsam findet er, dass Gäste gefragt werden dürften, ob sie geimpft oder genesen sind, Personal aus Datenschutzgründen jedoch nicht. Angestellte müssten sich zweimal die Woche testen, sagte De Las Aguas im Gespräch am Dienstagvormittag. Schon am Nachmittag verkündeten die Ampel-Parteien jedoch schon ihren neuen Gesetzentwurf, wonach bald ein täglicher Test vonnöten werden wird. 

Marktheidenfeld: Änderungen kommen immer kurzfristiger

Solche schnellen Änderungen sind es, die Josef Deppisch kritisiert, der das Tagungs-Hotel und Weinhaus Anker in Marktheidenfeld führt. Das stößt ihm besonders an den Corona-Regelungen auf: Sie kämen immer kurzfristiger und würden so immer unplanbarer. "Da wird Freitag abends etwas beschlossen, das soll dann ab sonntags gelten", beschreibt er. Vor allem für Veranstaltungen oder Tagungen, die dann montags oder schon sonntags starteten, sei das nahezu unmöglich umzusetzen. Allerdings hat er die Erfahrung gemacht, dass bei Firmen, die zur Tagung kämen, so gut wie die meisten Teilnehmer geimpft seien. Anders sehe es im privaten Bereich aus, bei Familien, die zum Beispiel eine größere Feier planten und niemanden ausschließen wollen. "Die waren sehr dankbar, dass das bisher möglich war", so Deppisch. 

Thomas Karpf vom Bräustüble in Marktheidenfeld ist trotz der neuen Entwicklungen entspannt - und will das auch bleiben. Die meisten Menschen, die jetzt noch kämen, seien geimpft, sagt er. Und: Sie halten sich an die Regeln, wollen sich schützen, hielten Abstand und trügen Maske. Sorge vor weiteren Verschärfungen hat er nicht: "Nach so viel Mist in den letzten anderthalb Jahren, da kriegen wir das auch noch rum."

 
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