
Ein Umzug auf der Zielgeraden: Seit April werden in Hafenlohr die auf dem alten Bahndamm lebenden Zauneidechsen gesammelt. Die geschützten Tiere haben sich ausgerechnet dort angesiedelt, wo zukünftig die Umgehungsstraße verlaufen soll. Bereits im Februar wurde der Bahndamm gerodet. Kurz danach begannen die Mitarbeiter des Würzburger Umweltbüros Fabion damit, die Tiere zu fangen und an ihrer neuen Behausung Richtung Marktheidenfeld wieder auszusetzen.

Jetzt Ende September zeigt sich: So langsam sind die meisten Tiere umgesiedelt, denn die Fangzahlen gehen deutlich zurück. Insgesamt wurden bisher 90 Zauneidechsen, davon jeweils 18 erwachsene, geschlechtsreife Männchen und Weibchen sowie 54 Jungtiere erfasst. Zusätzlich siedelten die Mitarbeiter von Fabion 48 Blindschleichen und fünf Schlingnattern um. Die relativ kleine und völlig harmlose Schlange ist ebenfalls streng geschützt.
Für das kurze Stück Bahndamm relativ ergiebig
Zu den Zahlen sagt Biologin Renate Ullrich von Fabion: "Für das kurze Stück Bahndamm war das relativ ergiebig." Um möglichst viele Tiere zu fangen, wurde das rund zwei Hektar große Gelände an der 1,2 Kilometer langen Bahntrasse eingezäunt. Zirka zwei Mal pro Woche kommen die Mitarbeiter von Fabion und gehen auf die Suche nach den Tieren. "Am Anfang haben wir relativ viel gefangen", beschreibt Juliane Schenkel, ebenfalls vom Büro Fabion. Sie ist in dieser Woche am Bahndamm unterwegs. An diesem Tag haben sie bisher nur ein Jungtier gefangen. Wie viele Tiere gefangen werden, hänge auch vom Wetter und dem Mikroklima am Boden ab, erläutert sie. Richtig aktiv würden die Zauneidechsen erst ab 17 Grad. Zudem gingen die ausgewachsenen Tiere bereits jetzt schon langsam in den Winterschlaf.

Gefangen werden die Tiere auf unterschiedliche Weise: Zum einen wurden entlang des Zaunes mehrere Eimer eingegraben, so dass ihre Öffnung auf Bodenhöhe ist. Hier fallen die Tiere rein, wenn sie am Zaun entlang laufen und auf der Suche nach einem Versteck sind. Geöffnet werden die Eimer immer nur in dem Zeitraum, in dem auch die Umzugshelfer vor Ort sind, damit kein Tier zu lange im Eimer bleiben muss. "Die Eimer-Technik war hier am Bahndamm aber weniger effektiv", so Schenkel. Erfolgreicher war man mit dem Kescher, dem Schwamm oder der Schlinge. Bei letzterer handelt es sich um eine Schlinge aus Zahnseide, die dem Tier vorsichtig um den Hals gelegt wird. Die Methode eignet sich vor allem für ausgewachsene Tiere. Jungtiere werden eher mit dem Schwamm gefangen.
Schwamm-Fang-Methode hat sich bewährt
Dazu liegen überall auf dem Gelände verstreut schwarze Dachpappen, die sich durch die Sonneneinstrahlung erwärmen. "Die Tiere wärmen sich hier auf, liegen darauf oder kriechen darunter", erläutert Juliane Schenkel. Die Wahrscheinlichkeit, hier Tiere zu finden und einzufangen ist also relativ hoch. Dazu rollen die Fabion-Mitarbeiter die Pappe langsam auf. Sollte eine Eidechse darunter sein, wird sie mit dem Schwamm sanft festgehalten. So ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie ihren Schwanz abwirft. Das tun die Tiere bei Bedrohung. Obwohl er wieder nachwächst, verlieren die Tiere mit dem Schwanz zunächst einmal einen wichtigen Fettspeicher für die Wintermonate. In Hafenlohr ist das bisher noch nicht passiert.

Welche Reaktionen aus der Bevölkerung bei den Umzugshelfer bisher ankamen? "Die Leute sind interessiert und sprechen uns durchaus manchmal an, wie vieleTiere zum Beispiel schon gefangen wurden", so Schenkel. Und wann wird der Umzug für beendet erklärt? "Wenn an drei Tagen in Folge keine Tiere mehr gesichtet werden", erläutert sie.