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MARKTHEIDENFELD
Neues Wohnzimmer für Eidechsen auf der alten Staatsstraße
Stefan Goos von der Firma Zehe, Hafenlohrs Bürgermeister Thorsten Schwab und Baudirektor Michael Fuchs vom Staatlichen Bauamt Würzburg gehen die Pläne für die Umsiedlung der Zauneidechsen durch.
Foto: Ralf Thees | Stefan Goos von der Firma Zehe, Hafenlohrs Bürgermeister Thorsten Schwab und Baudirektor Michael Fuchs vom Staatlichen Bauamt Würzburg gehen die Pläne für die Umsiedlung der Zauneidechsen durch.
Ralf Thees, Redakteur, Main-Post, Redaktion Marktheidenfeld.
Ralf Thees
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:35 Uhr

Obwohl der Bau der Umgehungsstraße in Hafenlohr noch in weiter Ferne ist, rollen deswegen schon die ersten Bagger. Im Bereich der alten Staatsstraße, auf Hafenlohrer Seite zwischen alter und neuer Mainbrücke, wird im Moment gearbeitet. Auf der alten Staatsstraße sollen keine Autos rollen, sie soll als Lebensraum für Zauneidechsen dienen.

Lebensraum für etwa 50 Zauneidechsen

Dort, wo später einmal die neue Umgehungsstraße um Hafenlohr verlaufen soll, leben aktuell mehrere Zauneidechsen. Wie viele es sind, weiß man nicht genau. Neun wurden 2016 dort gezählt, durch eine Hochrechnung geht man davon aus, dass es wohl um die 50 Tiere sein dürften, die im Bereich des alten Bahndamms bei Hafenlohr ihr Zuhause haben. Nach nationalem und europäischem Naturschutzrecht gilt die Zauneidechse als streng geschützte Tierart.

Da die Zauneidechsen dann im Bereich der Umgehungsstraße keinen entsprechenden Lebensraum mehr haben werden, muss eine Ersatzfläche dafür geschaffen werden, erklärt Hafenlohrs Bürgermeister Thorsten Schwab bei einer Begehung der Baustelle. „Und hier befinden sich mittlerweile alle Flächen im Besitz der Gemeinde.“

Steinhügel als Unterschlupf

Bruchsteine werden in die Löcher zu Hügeln aufgeschüttet, die den Zauneidechsen dann als Lebensraum und Rückzugsort dienen.
Foto: Ralf Thees | Bruchsteine werden in die Löcher zu Hügeln aufgeschüttet, die den Zauneidechsen dann als Lebensraum und Rückzugsort dienen.

Im Dezember hat die Burkardroth Firma Zehe bereits die Asphaltschicht der alten Staatsstraße abgetragen, dazu noch mehrere Zentimeter Erdreich darunter. Nun wird der Lebensbereich für die Zauneidechsen vorbereitet. Über die Länge der alten Straße in diesem Bereich werden gut 20 Löcher gegraben, die etwa einen Meter tief sind. Diese werden mit sogenanntem Blockschuttmaterial aufgefüllt, Bruchsteine in einer Größe zwischen 20 bis 40 Zentimeter, bis ein etwa 70 Zentimeter hoher Steinhügel über der Straßenebene entsteht.

„Im Winter kriechen die Eidechsen runter in die frostfreie Zone“, erklärt Stefan Goos, Inhaber der Firma Zehe. Ab dem Frühjahr, wenn die Tiere wieder an die Oberfläche gehen, erwärmen sich die Felsbrocken und die wechselwarmen Reptilien können dort ihre Körper auf Temperatur bringen. Neben den Steinhügeln werden noch Haufen aus Totholz und Reisig aufgeschichtet, die den Tieren als Versteck und Spielplatz dienen können.

Ein Jahr für die Entwicklung der Ersatzfläche

Auch wenn die Arbeiten am neuen „Wohnzimmer“ der Eidechsen, wie Thorsten Schwab die Ersatzfläche scherzhaft nennt, je nach Witterung in dieser Woche abgeschlossen sein werden, dauert es noch, bis die Tier hierher umgesiedelt werden. „Für die Pflege und Entwicklung des Ersatzlebensraum ist mindestens ein Jahr erforderlich“, erläutert Michael Fuchs vom Staatlichen Bauamt Würzburg. Gräser und Pflanzen müssten in dem Jahr dort erst wieder wachsen. Und mit den Bauarbeiten für die Umgehungsstraße könne in Hafenlohr erst begonnen werden, wenn die Eidechsen umgesiedelt worden sind. „Hier müssen wir im Vorfeld schon aktiv werden, um Zeit zu sparen“, sagt Schwab.

Auch an andere Stelle werden Dinge schon parallel zum bald beginnenden Planfeststellungsverfahren laufen. So werden man sich in Kürze mit Städteplanern zusammensetzen, um die Gestaltung im Bereich der neuen Umgehungsstraße zu besprechen, sagt der Bürgermeister. Bis das Planfeststellungsverfahren durch ist, werde mindestens ein Jahr vergehen, sagt Michael Fuchs. Er hofft, dass 2019 noch mit dem Bau begonnen wird.

Einfangen mit Planen und Schlingen

Die Umsiedlung der Eidechsen wird wohl im späten Frühjahr 2019 erfolgen, wenn die Tier nach dem Winter wieder aktiv und an der Oberfläche sind. Wie genau die Tiere eingefangen werden, ist noch nicht bekannt, das Staatliche Bauamt wird ein Büro damit beauftragen. Eine verbreitete Methode sei jedoch, große schwarze Kunststoffplanen in dem Lebensbereich der Zauneidechsen auszulegen. Die Planen heizen sich auf und locken die Tiere an, sich darunter zu wärmen. Dann kann man mit kleinen Schlingen die Eidechsen vorsichtig einfangen. „Das ist gar nicht so einfach“, sagt Stefan Goos, der schon bei anderen Umsiedlungsmaßnahmen mitgearbeitet hat.

 
 
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