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Gemünden
Würde Heimatfest Gemünden mehr schaden als nutzen?
Mit vielen Wortmeldungen wurde im Gemündener Stadtrat über das Für und Wider eines Heimatfests im Sommer debattiert. Gastronomen in der Stadt sollen geschützt werden.
Ein Bild aus besseren Tagen. Dieses Jahr wird das Gemündener Kirchweih- und Heimatfest nicht stattfinden, hat der Stadtrat entschieden.
Foto: Michael Fillies | Ein Bild aus besseren Tagen. Dieses Jahr wird das Gemündener Kirchweih- und Heimatfest nicht stattfinden, hat der Stadtrat entschieden.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 12.02.2024 01:55 Uhr

Im Januar hat sich der Ausschuss für Bildung, Jugend und Kultur nichtöffentlich für den Antrag von Festwirt Franz Widmann, im Sommer das Kirchweih- und Heimatfest oder alternativ wieder einen zehntägigen Biergarten durchführen zu dürfen, ausgesprochen. Doch der Wind hat sich seitdem gedreht, die Pandemie ist immer noch da. Am Montag plädierte Bürgermeister Jürgen Lippert dafür, eine solche Veranstaltung dieses Jahr nicht zu befürworten, auch mit Blick auf die coronabedingt darbende Gemündener Gastronomie. Die meisten Stadträte folgten ihm und stimmten dagegen. Doch es gab auch Stadträte, die die positiven Seiten eines solchen Fests für Gemünden hervorhoben.

Trotz Impfungen werde es noch lange dauern, bis ein Herdenschutz erreicht ist, sagte Bernd Rützel (SPD). "Wenn etwas möglich ist, sollte jeder Cent in der Stadt bleiben", war seine Meinung, die offenbar die Mehrheit der Stadträte teilte. Die andere Seite vertrat unter anderem Hubert Fröhlich (Öko-Kreis): "Der Biergarten bringt Freude am Leben in die Stadt", sagte er. Davon, so ist Fröhlich überzeugt, würden auch die Gemündener Wirte profitieren.

Anträge auch von den Schaustellern und der Brauerei Bender

Umfangreich führte Lippert einleitend den Stand der Dinge und die verschiedenen Standpunkte aus. Festwirt Widmann hatte sich mit zwei Schreiben an die Stadt gewandt, außerdem Generalpächter Klaus Eiserloh im Namen der Schausteller sowie die Brauerei Bender aus Arnstein, die alle für ein Heimatfest oder einen Biergarten plädierten. Schon vergangenes Jahr war das Heimatfest ausgefallen, stattdessen hatte es einen großen Biergarten auf der Lindenwiese gegeben – was viele Gäste von auswärts angezogen hatte, die sonst wahrscheinlich nicht nach Gemünden gekommen wären.

Der Stadtmarketing-Verein hatte sich eben deshalb für einen Biergarten als Ersatz ausgesprochen. Bei einer Umfrage des Vereins und der Stadt hatten sich Wirte, die schon seit November zu haben, aber vehement gegen die mehrtägige Konkurrenz ausgesprochen. Die Händler hingegen waren laut Stadtmarketing, das sich vor der Sitzung für ein Fest mit Rahmenprogramm sowie Fahrgeschäften und Buden aussprach, einhellig dafür.

Was also tun? Bürgermeister Lippert ließ an seiner Haltung keinen Zweifel: "Mir fehlt der Glaube, dass so etwas nur annähernd stattfinden kann", sagte er zu den Wünschen des Stadtmarketingvereins. Der Vorschlag mit über die Stadt verstreuten Aktionen und Ständen bräuchte ein Hygienekonzept, das auch kontrolliert werden müsste. "Ich als Stadt mit meinen Mitarbeitern traue mir das nicht zu", sagte Lippert. "Wir können es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht rechtfertigen, so etwas stattfinden zu lassen." Er schlug vor, das Ansinnen Widmanns, der Schausteller und der Brauerei abzulehnen.

Pro und Contra von den Stadträten

Matthias Risser (CSU) zeigte sich mit Blick auf die nichtöffentliche Sitzung im Januar überrascht: "Mit Ihrer Beschlussempfehlung hatte ich gar nicht gerechnet." Er sehe es genau wie der Bürgermeister. Er ist dafür, stattdessen viele Wohnmobilisten auf die Lindenwiese zu locken, eventuell durch kostenlose Parkplätze, damit diese die heimische Wirtschaft unterstützen. Für die SPD-Fraktion verlas Monika Poracky eine Stellungnahme, dass sie ein Heimatfest oder einen Ersatz-Biergarten 2021 ablehne, die heimische Gastronomie, "die Grundlage für einen funktionieren den Tourismus", solle unterstützt werden, ebenso die Vereine.

Mit Klaus Strohmenger und Wolfgang Remelka waren zwei BfB-Stadträte aus der Bürgermeister-Fraktion hingegen für das Heimatfest. Er sei hin- und hergerissen, sagte Strohmenger, aber die Leute hätten dieses Jahr schon keinen Urlaub, es gebe keine Feste. Aus seiner Sicht gebe es Potenzial für die normale Gastronomie und ein Heimatfest. Schließlich würden auch Bäcker und Metzger ein solches Fest beliefern. Remelka sah es genauso und verwies auf das vergangene Jahr, als sich viele aus der Umgebung aufs Rad gesetzt hätten, um zum Biergarten zu fahren. Er fürchtet sogar eine gastronomische Unterversorgung in der Stadt im Sommer, vor allem vor 17.30 Uhr. "Die Nachfrage wird groß sein."

Der Stadtrat lehnt das Heimatfest ab

"Egal, wie wir heute entscheiden", sagte Lippert, "richtig können wir es nicht machen." Er sehe alle Argumente als nachvollziehbar an. Mit 19:5 wurde das Heimatfest schließlich abgelehnt. Der Bürgermeister würde sich freuen, wenn die Gastronomie in der Stadt im Sommer die eine oder andere Stunde länger geöffnet hätte, äußerte er. Einer Erweiterung der Bewirtungsflächen stehe die Stadt nicht im Wege. Am Ende wurde er noch zum Dichter: "Auch ein Verein lebt nicht von Luft allein."

Festwirt Franz Widmann nahm die Nachricht von der Ablehnung am Telefon mit Enttäuschung und einem gewissen Unverständnis auf. Wenn Biergärten im Sommer öffnen dürfen und der Wille da wäre, hätte auch so etwas wie im vergangenen Jahr wieder stattfinden können, glaubt er. Der Biergarten-Ersatz 2020 sei ja gut gelaufen und viele Gäste von auswärts wären wohl nicht in die Gemündener Lokale gegangen. Widmann hofft jetzt auf die Festwoche in Lohr, wo eine Entscheidung noch aussteht. Als Festzeltbetrieb habe er keine staatliche Hilfe bekommen, sagt er. 75 Prozent von Null Einnahmen im November und Dezember seien eben Null Euro. "Wir buttern immer mehr Privatgeld in die Firma, damit wir die Stammkräfte nicht entlassen müssen."

 
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