Wird es dieses Jahr ein Kirchweih- und Heimatfest auf der Gemündener Lindenwiese geben oder zumindest wieder einen Biergarten wie vergangenes Jahr? Festwirt Franz Widmann hofft darauf, er habe bei der Stadt Gemünden angefragt. Auch Schausteller sähe er dabei gern, "damit die auch ein paar Euro verdienen können". Es müsse ja kein Autoscooter sein, aber gegen einen Mandelstand spreche aus seiner Sicht nichts. Das Ganze könnte ja vielleicht coronakonform in abgespeckter Form stattfinden, auch der Biergarten wäre eine Option.
Als kleinen Ersatz für das ausgefallene 70. Kirchweih- und Heimatfest hatte Widmann vergangenes Jahr vom 9. bis zum 19. Juli einen Biergarten auf dem Festplatz Lindenwiese veranstaltet. Der teils überdachte Biergarten mit einem nach den Seiten hin offenen Festzelt und Selbstbedienung bot rund 100 Biertischgarnituren und war täglich von 10 bis 23 Uhr geöffnet.
Umfrage unter Gemündener Wirten
Im Dezember hat die Stadt gemeinsam mit dem Stadtmarketing-Verein "Gemünden aktiv" bei den Gemündener Wirten herumgefragt, was die davon hielten, wenn Widmann dieses Jahr vom 1. bis 11. Juli wieder einen solchen Biergarten oder ein coronakonformes Heimatfest in etwas größerem Umfang veranstaltet. Vergangenes Jahr hatte der Biergarten für Verstimmung in Teilen der Gemündener Gastronomie gesorgt. Matthias Wilts von der "Ratsschenke" schimpfte damals: "Man fällt uns in den Rücken." Die heimische Gastronomie habe unter Corona gelitten, und jetzt würden die Gäste durch den Biergarten abgezogen.
Kein Wunder, dass Wilts entschieden dagegen ist, dieses Jahr wieder einen Biergarten in dem Umfang wie im vergangenen Sommer vor die Nase gesetzt zu kriegen, wie er sich ausdrückt. Gegen das normale Heimatfest mit seinen vier Tagen Dauer habe er nichts, sagt er auf Anfrage der Redaktion. Ein Biergarten wie im Sommer 2020 sei aber, so schreibt er in seiner Antwort an die Stadt, "unter dem Aspekt 'Massenveranstaltung vermeiden' doch dann etwas fehl am Platz".
Einheimische Gastwirte sind gegen einen erneuten elftägigen Biergarten
"So wie das aktuell aussieht mit dem ganzen Lockdown", so Wilts, "werden wir froh sein, wenn wir Gastronomen vielleicht Mitte März oder im April unsere Gäste wieder empfangen dürfen." Die Gastwirte wären dann von einer insgesamt fünfmonatigen Schließung betroffen. Wilts hofft darauf, einen Teil des ausgefallenen Geschäfts im Sommer wieder hereinzuholen und signalisiert der Stadt deshalb "ein klares Nein" zu einem erneuten solchen Biergarten auf der Lindenwiese. Wenn dort ein offenes Bierzelt über den Tischen stehe, dann ist das aus seiner Sicht kein Biergarten, sondern bleibe ein Bierzelt.
Auch Eberhard Imhof vom "Letzten Hieb" in Langenprozelten sagt auf Anfrage: "Es wäre fast schon unverantwortlich, wenn die Stadt wieder so etwas inszeniert." Ein Heimatfest von drei Tagen sei das eine, aber ein elftägiger Biergarten in Konkurrenz zu den Wirten der Innenstadt etwas anderes. Er und auch andere Gastwirte hätten sich deutlich dagegen ausgesprochen, dass der Gemündener Festwirt dieses Jahr wieder einen Biergarten auf der Festwiese veranstalten darf.
Auch "Koppen"-Wirtin Jutta Richter ist dagegen, was sie auch dem Bürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden geschrieben habe. Sie findet: "Man sollte auch die heimische Gastronomie unterstützen." Auch sie sieht im Heimatfest im traditionellen Sinn über vier Tage kein Problem, aber nicht über zehn Tage. "Wir Gemündener Wirte unterstützen auch die heimische Wirtschaft", betont sie. Über den Biergarten im vergangenen Jahr sei sie schon nicht glücklich gewesen.
Vorberatung zum Heimatfest fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt
In Lohr plant Franz Widmann, Festwirt auch der Spessartfestwoche, offenbar ein "Zelt in der üblichen Größe", wie es vergangene Woche im Lohrer Stadtrat hieß. Allerdings natürlich mit größerem Abstand zwischen den Biertischen als auf einer normalen Festwoche. Ein Arbeitskreis befasst sich dort mit dem Thema.
In Gemünden wurde unterdessen am Montag vor einer Woche bereits eine Vorentscheidung in Form einer Beschlussempfehlung gefällt, teilt Bürgermeister Jürgen Lippert auf Anfrage mit. Da das Ganze, warum auch immer, unter Ausschluss der Öffentlichkeit im nichtöffentlichen Teil des Ausschusses für Bildung, Jugend und Kultur geschah, hat bisher niemand davon erfahren. Wie die Beschlussempfehlung lautet, möchte Lippert nicht bekannt geben. Der Stadtrat werde sich zu gegebener Zeit mit dieser Thematik befassen.