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Marktheidenfeld
Win-Win: Technologietransferzentrum in Marktheidenfeld bringt Studierende und Betriebe zusammen
Wird Marktheidenfeld jetzt zur Studentenstadt? Wann startet das Technologietransferzentrum? Leiter Professor Alexander Versch gibt Antworten.
Professor Alexander Versch leitet das neue Technologietransferzentrum Main-Spessart in Marktheidenfeld.
Foto: Klaus Gimmler | Professor Alexander Versch leitet das neue Technologietransferzentrum Main-Spessart in Marktheidenfeld.
Klaus Gimmler
 |  aktualisiert: 31.10.2024 02:41 Uhr

Noch sind die Räume so gut wie leer in der FOS/BOS Marktheidenfeld, die für das neue Technologietransferzentrum (TTZ) vorgesehen sind. Aber das Konzept ist fertig. Mit Professor Dr. Alexander Versch wurde auch schon der Leiter bestimmt. Er erklärt, wann der Startschuss ist, ob Marktheidenfeld nun zur Studentenstadt wird und wie die regionalen Firmen von dem Technologietransferzentrum profitieren.

Herr Professor Versch, wann geht es los hier in Marktheidenfeld?

Alexander Versch: Es ist ja bereits losgegangen, da wir regelmäßig hier in Marktheidenfeld vor Ort sind. Wir hoffen, dass wir Ende nächsten Jahres dann so richtig durchstarten können. Derzeit schaffen wir dafür die Voraussetzungen, wir stellen das Personal ein. Zehn wissenschaftliche Mitarbeiter werden wir haben, die die Studierenden betreuen. Auch die Studierenden können sich schon darauf einstellen.

Ist das dann ein Kaltstart?

Versch: Nein, es ist ein Umzug. Das was wir hier in Marktheidenfeld für die Studierenden in den Fächern Maschinenbau, Mechatronik und Elektrotechnik und für die Industriefirmen anbieten werden, bauen wir derzeit in der Technischen Hochschule am Standort Schweinfurt in unserem schon bestehenden Labor auf. Wenn die Voraussetzungen stimmen, ziehen wir hier mit allen Geräten und Maschinen in die Räume ein.

Was fehlt denn noch?

Versch: Die Räume müssen für den 3D-Druck ertüchtigt werden. Das betrifft vor allem die Elektroinstallation, den Schall-, Immissons- und den Brandschutz. Es wird aber keineswegs so sein, dass hier industriell Teile produziert werden. Wir werden im Labor an der Weiterentwicklung der Fertigungstechnologien arbeiten und vor allem Prototypen drucken.

Dann wird Marktheidenfeld zur Studentenstadt?

Versch: Das weiß ich nicht, ob sich dann die Studierenden hier niederlassen. Das ist schließlich eine persönliche Entscheidung. Wir werden pro Semester zirka 15 Studierende vor Ort betreuen. Von denen kommen bestimmt einige von hier. Das TTZ ist ein Angebot an junge Leute hier in der Region, sie zum praxisnahen Studium an der THWS zu motivieren, zumal es hier in Main-Spessart attraktive Firmen gibt, die das TTZ unterstützen. Auch ein duales Studium ist möglich, teilweise angestellt im Betrieb, teilweise das Studium.

Mit einem 3D-Drucker erstellte Kleinteile.
Foto: Klaus Gimmler | Mit einem 3D-Drucker erstellte Kleinteile.
Schwerpunkt ist die additive Fertigung und die Digitalisierung. Was versteht man darunter?

Versch: Lassen Sie mich das an einem Beispiel erklären (Versch nimmt einen in 3D-Druck produzierten Greifarm in die Hand, siehe Bild). Dies ist ein Greifer, der früher üblicherweise aus Stahl gefräst und aus vielen einzelnen Teilen zusammengebaut wurde. Er dient in einem Fertigungsprozess dazu, Teile anzuheben und diese an die richtige Stelle zu transportieren. Ein Greifer aus Stahl ist aber sehr schwer, wodurch der Roboter, der ihn bewegt, viel Energie verbraucht und sich nur langsam bewegen kann. Mit einem leichten, aber genauso stabilen 3D-gefertigten Greifarm aus Kunststoff vereinfachen wir die Fertigungsabläufe. Diese können so ressourcenschonender, energiesparender und damit nachhaltiger werden. Das ist so, wie wenn Sie früher mit einem Auto gefahren sind, das 10 Liter auf 100 Kilometer verbraucht und nun haben sie ein flinkes mit nur noch 6 Liter. Das kann ein Wettbewerbsvorteil sein.

Haben Sie noch ein weiteres Beispiel für additive Fertigung?

Versch: Sehen Sie das hier? (Versch nimmt ein sehr kleines Maschinenteil in die Hand, das sehr viele kleine Schlitze an den Seiten aufweist.) Das sind Lüftungskanäle, die der Kühlung des Maschinenteils dienen. In einer Fertigung führt die Prozessenergie zu Wärmeentwicklung. Je schneller diese wieder abkühlt, desto reibungsloser läuft die Fertigung. Diese komplexen Maschinenteile lassen sich sehr einfach im 3D-Druck konstruieren.   

Ein weiterer Schwerpunkt des TTZ wird die Digitalisierung sein.

Versch: Ja, dabei geht es um intelligente Lösungen in der Produktion. Die Studierenden werden Vorschläge ausarbeiten, wie sich Abläufe vereinfachen oder miteinander verzahnen lassen, so dass bei der tagtäglichen Arbeit möglichst wenig Reibung entsteht. Das Stichwort ist die papierlose Fertigung. Jeder sollte an jedem Ort digital Zugang auf die Produktion haben.

Das TTZ wird gefördert von heimischen Betrieben? Haben diese dann Einfluss auf das, was hier passiert?

Versch: Ja, das ist gewollt, davon profitieren alle. Die Studierenden haben den direkten Praxisbezug, die Firmen bekommen innovative Lösungen für ein Problem. Das stärkt den Standort hier. Wir bringen Studierende und die Firmen zusammen. Es motiviert Studierende, wenn sie sehen, dass ihre Forschung in den Produktionsprozess oder in neue Produkte einfließt. Die additive Fertigung und die Digitalisierung haben dabei ein großes Potential. Sie können sicher sein, es wird uns hier an Themen nicht mangeln.

Zur Person

Professor Dr. Alexander Versch ist 52 Jahre alt und in Bessenbach bei Aschaffenburg aufgewachsen. Mit der Familie – er ist verheiratet und Vater von mittlerweile 15-jährigen Drillingen – lebt er im Ostallgäu. Unter der Woche ist er als Professor an der Technischen Hochschule meist in Schweinfurt beschäftigt. Seit Frühjahr dieses Jahres wurde er zum Leiter des neuen Technologiezentrums in Marktheidenfeld berufen. Mittelfristig plant er, mit der Familie wieder in die Region zu ziehen.
Quelle: gi

Technologiezentrum Main-Spessart

Das Technologiezentrum MSP wird mit acht Millionen Euro aus dem Programm „Hightech Transfer Bayern“ unterstützt. Folgende Stifter finanzieren die Stiftungsprofessur: Fertig Motors, Hilite, Kurtz Ersa,  Schneider Electric, Speedpart, Warema, Wenzel Group, Raiffeisenbank Main-Spessart, Sparkasse Mainfranken, IHK Würzburg-Schweinfurt, Stadt Marktheidenfeld und Landkreis Main-Spessart.
Quelle: gi
 
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