Daten aus Esselbach könnten in den nächsten Jahren entscheidend sein für die E-Mobilität in Deutschland: Eine Fotovoltaikanlage neben dem Autobahnparkplatz Kohlsberg erzeugt Strom, der zwei Schnellladesäulen für E-Autos speist. Neu ist, dass hier auch ein Speicher eingebaut wurde. Wird der Solarstrom tagsüber nicht direkt verwendet, werden bis zu 390 Kilowattstunden zwischengespeichert. Damit können auch nachts, wenn kein Strom produziert wird, etwa sieben Autoakkus vollständig geladen werden.
Was kostet der Tankvorgang?
Theoretisch können Autofahrerinnen und Autofahrer hier also auch nachts Ökostrom tanken. Ist der Speicher leer, wird automatisch umgeschaltet auf Strom aus dem Netz. Das merkt der Autofahrer eventuell daran, dass die Ladedauer in die Höhe schnellt. An der Ladesäule können laut Angaben der Betreiber 20 verschiedene Ladekartensysteme für die Bezahlung verwendet werdet. Die Kilowattstunde Strom kostet dann 44 Cent, wer mit Kreditkarte zahlt, zahlt rund 60 Cent.
Zwischen 20 Minuten und einer Stunde dauert der Ladevorgang etwa – Zeit, in der Reisende am Parkplatz Kohlsberg die Toiletten nutzen und sonst nur Däumchen drehen können. Ein Restaurant oder Kiosk gibt es hier aktuell nicht. Hier sei die Bürokratie kompliziert, heißt es von der Autobahn GmbH auf Nachfrage, das Thema sei aber noch nicht abgeschlossen.
Was bringt das Pilotprojekt?
Im kommenden Jahr werden hier Daten gesammelt, die zeigen sollen, ob sich solche Modelle rechnen. Wann laden die Menschen ihre Autos, wie viel laden sie in einem Vorgang, wie gut funktioniert das System im Winter bei wenig Sonnenlicht, und so weiter? Sind diese Punkte erst einmal abgeklopft, sieht Michael Schmelz, verantwortlich für das Thema Ladeinfrastruktur bei der Autobahn GmbH, in der Fotovoltaik mit Speicherlösung eine große Chance. Langfristig würden auch immer mehr Lkw elektrisch fahren, so seine Vermutung. Dann brauche es diese Infrastruktur dringend. Er kann sich diese Lösung an 600 Standorten in Deutschland vorstellen.
Ingenieur Steffen Hoh vom Biebelrieder Büro, das die Anlage gebaut hat, sieht die Konstruktion in Esselbach auch im Winter tragfähig. Die Fotovoltaikanlage, die einem Privatunternehmen gehört, sei mit einer Maximalleistung von 750 Kilowatt eigentlich sogar "überdimensioniert". Wenn nicht gerade Schnee die Paneele bedecke, produziere sie auch im Winter viel Strom.
Auch wenn es in Autobahn-Nähe schon viele Fotovoltaikanlagen gibt – um das Esselbacher Modell umzusetzen, dürfen sie maximal 200 bis 250 Meter vom potenziellen Standort der Ladesäule entfernt sein. Sonst geht zu viel Spannung verloren und der Betrieb wäre nicht mehr wirtschaftlich. Gekostet hat die Anlage etwa 1,3 Millionen Euro, die Fotovoltaikanlage ist hier jedoch nicht inbegriffen.