
Eineinhalb Jahre Arbeit stecken im Klimaschutzkonzept für die Stadt Karlstadt. Datenerhebung vor Ort, Analysen, Besprechungen der Steuerungsgruppe. Auf 362 Seiten sind einerseits alarmierende zukünftige Entwicklungen skizziert, andererseits werden zahlreiche Vorschläge für ein mögliches Gegensteuern aufgezeigt. Um das umsetzen zu können, müssen sich aber möglichst viele Menschen mit dem Thema auseinandersetzen.
Wenn es etwa heißt, dass das Restbudget an Treibhausgas-Emissionen mit Blick auf die Erderwärmung für Karlstadt bereits innerhalb des Jahres 2027 aufgebraucht sein wird, und das noch ohne Berücksichtigung der Industrie. Gleichzeitig könnte sogar ein Puffer für die Industrie geschaffen werden, wenn in den nächsten fünf Jahren große Reduktionsmaßnahmen erfolgen, heißt es auch.
Oder die Entwicklung der Hitzetage. Geht man von einem Szenario ohne Klimaschutz aus, können es in Zukunft 45 zusätzliche Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius jährlich sein; mit Klimaschutzmaßnahmen sollen laut Konzept nur sechs dazukommen.
Die Erkenntnisse aus dem Konzept müssen weiter diskutiert werden
Wichtig bei alledem: Es muss bald etwas passieren und es liegt nicht allein an den Volksvertretern im Stadtrat und der Stadtverwaltung. Das Klimaschutzkonzept darf also in keinem Aktenordner verstauben oder in einem Gefühl von "Wir haben ein Konzept, also haben wir ja schon etwas gemacht" enden. Das ließen die Fraktionsvertreter und der Bürgermeister in der Sitzung auch schon anklingen.
Unerlässlich ist daher, dass sich die Fraktionen wie angekündigt mit dem Konzept auseinandersetzen. Am besten wäre es, wenn die Gremiumsmitglieder vor jeder Stadtratssitzung noch einen Blick hineinwerfen – die vorgeschlagenen Maßnahmen passen sicherlich zu dem ein oder anderen zukünftigen Tagesordnungspunkt und rufen den Klimaschutz für Entscheidungen in Erinnerung.
Den 360-Seiten-Wälzer ist glücklicherweise digital auf der Website der Stadt Karlstadt zu finden; das Konzept macht also nicht einmal die Aktentasche schwerer. In die Haushaltsberatungen sollen die Empfehlungen daraus laut Bürgermeister Michael Hombach einfließen. Das sollte als das Minimum an Diskussionszeit zu sehen sein, die für das Klimaschutzkonzept aufgewendet werden sollte, wenn in Zukunft erstmal kein weiterer eigener Tagesordnungspunkt geplant ist.
Und ganz wichtig: Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sollten sich die Chance nicht entgehen lassen, einmal ganz konkrete Informationen über die Situation am eigenen Wohnort nachlesen zu können. Wie einer der Stadträte ebenfalls ansprach: Es lassen sich auch Mutmacher darin finden.