
Wenn der 44-jährige Marco Mehling in der Karlburger Gärtnerei und Floristik Plawky über Blumen spricht, ist ihm die Freude anzumerken. Für ihn ist der Satz des amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson "Blumen sind das Lächeln der Erde" eine Grundwahrheit. Während Männer normalerweise Blumen nur zu bestimmten Anlässen wie Hochzeitstag, zum ersten Date oder zum anstehenden Valentinstag schenken, ist für ihn ein Haus ohne Blumen nicht denkbar. So absolvierte er vor knapp 30 Jahren folgerichtig den Einstieg in seinen heutigen Traumberuf.
"Ich wollte schon immer etwas Kreatives tun und sowohl mit Pflanzen als auch mit Menschen zusammen sein", sagt er. Mit 16 Jahren begann er in Lohr eine Ausbildung zum Floristen. Gemeinsam mit einem anderen jungen Mann besuchte Marco die Berufsschule – zwei Männer in einem angeblich reinen Frauenberuf. Das gilt auch heute noch, schließlich wird derzeit laut Industrie- und Handelskammer kein einziger Florist ausgebildet. Weit über 90 Prozent aller Beschäftigten sind Frauen.
Freude an der Arbeit im Vordergrund
Woran das liegt? Abgesehen vom typischen Männerbild werden finanzielle Aspekte angeführt. Das monatliche Einkommen eines Floristen wird je nach Quelle mit knapp 1900 Euro netto angegeben, in anderen Handwerksberufen gibt es mehr. Für Mehling ist das jedoch kein Kriterium: "Man verbringt die meiste Zeit des Tages im Beruf und dann muss auch die Freude an der Arbeit stimmen", betont er. Es bringt ihm unendlich viel Genugtuung, wenn er sieht, dass ihm der Kunde Vertrauen entgegenbringt und sieht, dass das, was er sich vorgestellt hat, erfüllt oder womöglich sogar übertroffen wurde. "Diese Erfolgserlebnisse kann man nicht bezahlen, das beglückt einfach", schwärmt er.
Fundiertes, umfangreiches botanisches Fachwissen ist für einen Floristen unerlässlich. Schon in der dreijährigen Ausbildung werden die jungen Leute mit den verschiedenen Blumenarten, deren Namen, Vorkommen und Besonderheiten vertraut gemacht: Man lernt, wie sie zu behandeln sind und welche Nährstoffe sie brauchen. Dazu kommen die ästhetischen Aspekte: Welche Blumenarten, Farben und Formen passen zu welchen Anlässen, aber auch zu welchen Menschen?

Floristen bewahren auch vor Fettnäpfchen
Hier werden neben dem Fachwissen vor allem Kreativität und Einfühlungsvermögen gefordert. Wann ist die einzelne, edle rote Rose beim ersten Date passend, wann wirkt ein opulenter Strauß womöglich aufdringlich, kann ich mit weißen Lilien zum falschen Anlass ins Fettnäpfchen treten. Da reagieren und empfinden Schenker und Beschenkte durchaus unterschiedlich – und das sollte der Florist möglichst erspüren. Darüber hinaus nimmt er sich auch Zeit für eine umfassende Trauerberatung.
Marco Mehling weiß aber auch, dass er in seinem Beruf als Künstler mit der Zeit gehen muss. An Hochzeitsgebinde werden jetzt andere Anforderungen gestellt als noch vor 20 Jahren und weil heute durch die Zunahme von Urnenbestattungen an den Gräbern oft nur noch wenig Platz ist, fällt auch die Vielzahl von üppigen Kränzen weg. Da sind schlichtere Arrangements gefragt. Einen Zeitenwandel gibt es teilweise auch beim anstehenden Valentinstag oder am Muttertag. Die typischen Blumengeschenke an diesen Tagen werden noch nachgefragt, aber andere Gaben wie Gutscheine für Wellness oder Gastronomie werden beliebter.
Die Natur in Arrangements verarbeiten
Auch in seiner Freizeit ist Mehling eng mit der Natur verbunden. Er ist dort oft unterwegs, tankt auf und hat dabei immer wieder besondere Ideen für neue Kreationen. Es ist für ihn einfach spannend, in der Natur etwas zu sammeln und die Materialien in die nächsten Arrangements einzuarbeiten. Es ist doch cool, wenn man aus einem Asthaufen ein Gesteck gestalten kann, das so zur Augenweide wird.
Die Freude an seiner Arbeit begleitet ihn ständig, er spürt, wenn ihm die Kunden Vertrauen entgegenbringen. Erst kürzlich durfte er sich über eine Dankeskarte freuen. Dann weiß er in seinem Traumberuf: "Blumen sind das Lächeln der Erde!"