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Wiesenfeld/Schonderfeld
Einkaufspreis für Äpfel aus Main-Spessart auf Rekordhoch: Das ist der Grund
Für 100 Kilogramm Äpfel bekommt man teilweise doppelt so viel wie in normalen Jahren. Wird das auch der Kunde im Supermarkt zu spüren bekommen?
Äpfel auf einem Auflieger der Spedition Werthmann in Wiesenfeld.
Foto: Peter Werthmann | Äpfel auf einem Auflieger der Spedition Werthmann in Wiesenfeld.
Julian Bandorf       -  Julian Bandorf wuchs im Landkreis Schweinfurt auf und absolvierte zunächst eine Berufsausbildung als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. Danach machte er Abitur am Schweinfurter Bayernkolleg und studierte Germanistik und Political and Social Studies an der Uni Würzburg. 2021 begann er seine freie Mitarbeit bei der Main-Post, seit April 2024 ist er Redaktionsvolontär.
Julian Bandorf
 |  aktualisiert: 21.10.2024 02:34 Uhr

Es war erneut kein leichtes Jahr für die Apfelanbauer im Landkreis Main-Spessart. Das Wetter zeigte sich nur wenig gnädig und das zweite Jahr in Folge blieb die Ernte weit hinter den Erwartungen zurück. Und das hat laut den Unternehmern in der Branche Folgen: Die Preise für Apfelprodukte sollen merkbar anziehen. Der Grund dafür sind die gestiegenen Einkaufspreise der Apfel-Annahmestellen und der Keltereien.

Eine davon ist die Kelterei Meder im Gräfendorfer Ortsteil Schonderfeld. Die Äpfel werden hier hauptsächlich zu Saft weiterverarbeitet. Inhaber Alexander Meder muss diesen Herbst allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen. Kostete der Doppelzentner, also 100 Kilogramm, in den letzten Jahren für gewöhnlich um die 10 Euro, zahlt Meder inzwischen 14 Euro.

Der späte Frost hat die Apfelernte dieses Jahr verhagelt

Bei der Mostobst-Annahme der Firma Werthmann Transporte im Karlstadter Ortsteil Wiesenfeld bekam man für einen Doppelzentner sogar zeitweise 20 Euro ausgehändigt, so viel wie noch nie, sagt Peter Werthmann. Bis Samstag lief die Annahme bei Werthmann. "Der späte Frost hat dieses Jahr viel kaputt gemacht, gut 85 Prozent der Ernte ist erfroren", erklärt Alexander Meder. Werthmann berichtet, dass es von Ort zu Ort Unterschiede gab – mancherorts fast Totalausfall, in Erlach hingegen seien die Bäume zum Brechen voll gewesen.

Normalerweise könne man ein solches Jahr gut aussteuern, sagt Kelterer Meder, da der Most zwei Jahre haltbar ist. "Aber das Jahr zuvor war ebenfalls schlecht. 2023 war die Trockenheit das Problem", so Meder. Die betriebswirtschaftliche Konsequenz der schlechten Erntejahre ließe sich einfach zusammenfassen: Weniger Angebot bei gleicher Nachfrage führt zu höheren Preisen. "Zahle ich so wie in den Jahren zuvor, bekomme ich nichts. Dann gehen die Bauern zu den anderen Abnehmern. Wir zahlen deshalb jetzt alle in etwa denselben erhöhten Preis", beschreibt Meder die Situation.

Alexander Meder betreibt in Schonderfeld eine Kelterei und verkauft Apfelsaft in Kartons.
Foto: Björn Kohlhepp | Alexander Meder betreibt in Schonderfeld eine Kelterei und verkauft Apfelsaft in Kartons.

Landwirte bestimmen dieses Jahr den Preis

Die Frankfurter Kelterei Possmann bezieht über die Annahmestelle der Spedition Werthmann in Wiesenfeld seit vielen Jahren Äpfel aus Main-Spessart. Wie Sprecher Morrison Coorssen-Scheel mitteilt, ist in weiten Teilen Ostdeutschlands sogar die gesamte Apfelernte der Kälte zum Opfer gefallen. "Die Lager sind aufgrund der schlechten Ernte 2023 leer, weshalb jeder gezwungen ist, die teureren Äpfel zu kaufen", erklärt Coorsen-Scheel.

Der Einkaufspreis werde aktuell laut ihm "klar von den Anbietern bestimmt", also etwa von landwirtschaftlichen Großbetrieben. Diese hätten die Sondersituation schnell erkannt und die Preise erhöht. Und das selbst in Regionen mit guten Ernteerträgen wie Baden-Württemberg. In Main-Spessart hingegen liefern Apfelbaumbesitzer ihre Äpfel zu den jeweiligen Annahmepreisen ab. "Die Lage wird letztlich auch den Endkunden betreffen. Um die gestiegenen Einkaufspreise auszugleichen, ist es unausweichlich, diese in Form von höheren Produktpreisen weiterzugeben", so Coorssen-Scheel.

Bei der Kelterei Possmann gehe man davon aus, dass Extremwetter auch in Zukunft zu schwankenden Erträgen führen werde. Der Klimawandel sei ein großer Unsicherheitsfaktor für die gesamte Branche. Auch als Endverbraucher im Supermarkt würden einen die Folgen davon betreffen, ist sich Coorssen-Scheel sicher.

Lokaler Fokus bleibt trotzdem bestehen

Sowohl die lokal verankerte Kelterei Meder als auch die in Hessen sitzende Kelterei Possmann betonen die Wichtigkeit der regionalen Ernteprodukte aus Main-Spessart. "Wir setzen auf regionale Partnerschaften und verarbeiten bevorzugt heimische Früchte, um die regionale Wirtschaft zu stärken und gleichzeitig die Transportwege möglichst kurz zu halten", erklärt Coorssen-Scheel.

Alexander Meder sieht dies genauso. Auf die Nachfrage, ob günstigere, importierte Äpfel für ihn interessant sind, findet er klare, entschiedene Worte: "Wir sind ein Verarbeiter regionalen Obstes, und Äpfel aus Ost- und Südeuropa spielen bei uns keine Rolle."

 
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