Im Landkreis Main-Spessart gibt es derzeit laut Landratsamt 80 Verfahren gegen Schülerinnen und Schüler, die aufgrund von Coronamaßnahmen der Schule fernbleiben. Seit Oktober gelten sie als Schulschwänzer, ein Ordnungsgeld von 25 Euro pro Tag pro Elternteil droht. Im Raum Marktheidenfeld wird offenbar zumindest ein Teil dieser Schüler an wechselnden Orten während der Schulzeit möglicherweise illegal alternativ unterrichtet.
Das Landratsamt, auch durch eine Anfrage der Redaktion alarmiert, hat am Mittwochvormittag gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt und mit Unterstützung mehrerer Polizeistreifen ein Gebäude in Esselbach durchsucht. In den Räumlichkeiten habe sich eine "überschaubare Gruppe von Kindern im schulpflichtigen Alter" befunden, so Dorothea Fischer, Pressesprecherin des Landratsamts. Es seien Unterlagen beschlagnahmt und der verantwortlichen Person, die sich kooperativ gezeigt habe, sei die Nutzung der Einrichtung untersagt worden. Im Raum stehen Verstöße gegen Baurecht, Schulrecht und die aktuell gültige Infektionsschutzmaßnahmenverordnung.
Alternativer Unterricht während der Schulzeit
Bei vorhergehenden Recherchen der Redaktion war bereits immer wieder von Esselbach die Rede. Dort, so hieß es, unterrichte eine Person Schülerinnen und Schüler mindestens einmal in der Woche morgens während der Schulzeit über mehrere Stunden gemeinsam, wie Esselbacher beobachtet haben. Vielleicht sieben Kinder und Jugendliche, die eigentlich in der Schule sein müssten, fänden sich dort regelmäßig ein, wobei eine Schulleiterin aus der Umgebung den Verdacht hegt, dass dort sicher nicht dieselben Coronamaßnahmen gelten wie in Schulen.
Manche Schülerinnen und Schüler im Raum Marktheidenfeld fehlen schon ein ganzes Jahr lang. Erst waren es die Masken, jetzt werden vor allem die regelmäßigen Coronatests mit Stäbchen abgelehnt, weil in Querdenker-Kreisen irrigerweise kolportiert wird, diese seien krebserregend, wie Lehrerinnen und Lehrer erzählen. Die Folge: Betroffene Schülerinnen und Schüler, pro Schule in der Regel ein oder zwei, dürfen ein Schulhaus nicht betreten.
Arbeitsblätter von unbekannt mit Rotstift korrigiert
Von Gerüchten, es gebe eine Art "Scheunenschule" in der Gegend, hatten mehrere Schulleiterinnen gehört, wie die Redaktion auf Nachfrage erfährt. Zuletzt wurde schon im nicht allzu fernen Röllbach (Lkr. Miltenberg) eine illegale Querdenker-Schule geschlossen. Schulleiterin Isabel Diehm von der Grundschule Hafenlohr und ihre Amtskollegin Gerda Schwab von der Grundschule in Erlenbach berichten zudem beide, dass Arbeitsblätter für Schüler, die aufgrund der Maßnahmen nicht zur Schule gehen, im neuen Schuljahr plötzlich rot korrigiert zurückgekommen seien. "Es gibt die Vermutung, dass sie anderweitig beschult werden", sagt die Erlenbacher Schulleiterin.
Esselbachs Pfarrer Alexander Eckert erzählt der Redaktion, dass Schulrektorinnen ihn zu Schuljahresbeginn gebeten hätten, mit den Eltern der fehlenden Kinder zu sprechen. Gleichzeitig hätten ihn Eltern angefragt, ob Kinder, die nicht zur Schule gehen, im Pfarrheim unterrichtet werden könnten. Zu Beginn des Schuljahres, als die Kinder noch nicht offiziell als Schulschwänzerinnen und -schwänzer gegolten hätten, sei er der Bitte der Eltern auch eine oder zwei Wochen lang nachgekommen. Er sei als Vermittler tätig gewesen. "Man muss in so einer angespannten Lage mit beiden Seiten sprechen", sagt der Pfarrer. "Es geht doch um die Kinder." Aus seiner Sicht war sein Einsatz von Erfolg gekrönt. Dass es immer noch Kinder gibt, die nicht zur Schule gehen und anderweitig unterrichtet werden, davon habe er nichts gewusst.
Der Bürgermeister hat Unterricht im Pfarrheim unterbunden
Den Unterricht im Pfarrheim habe er unterbunden, sagt Esselbachs Bürgermeister Richard Roos. So etwas gehe nicht. Er habe von Gerüchten gehört, die Eltern – offenbar eine eingeschworene Gemeinschaft – würden ihre Kinder jetzt in wechselnden Privaträumen in mehreren Ortschaften unterrichten lassen.
Manche Schulleiterinnen möchten zum Thema Schulschwänzer nicht zitiert werden, weil sie bereits zeitraubende und unschöne Erfahrungen mit Eltern, die Verschwörungstheorien anhängen, gemacht hätten. Eine berichtet von Dienstaufsichtsbeschwerden. Christoph Preuß, Schulleiter der privaten Lern-mit-mir-Schule in Esselbach möchte "aus Datenschutzgründen" nicht sagen, ob es Fälle an seiner Schule gebe. Sollte es jedoch welche geben, gehe die Schule diesen nach. Schulen sind verpflichtet, Schulschwänzerinnen und -schwänzer der Kreisverwaltungsbehörde zu melden, wie das Kultusministerium bestätigt.
Erst wurden Masken abgelehnt, jetzt Tests mit Stäbchen
Annette Hettiger von der Mittelschule in Marktheidenfeld sagt, dass sie derzeit zwei Schüler habe, die seit vergangenem Schuljahr nicht mehr zur Schule kämen. Zunächst hätten sich Schüler über die Maskenpflicht aufgeregt, mit Attesten und eigens errichteten Plexiglasvorrichtungen am Platz durften sie dann wieder am Unterricht teilnehmen. Jetzt seien es die Tests, die abgelehnt würden. Ähnliche Erfahrungen hat die Hafenlohrer Grundschulleiterin gemacht. Sie frage sich, ob die Kinder in ihrem Kinderzimmer oder der Kleidung konsequenterweise auch kein Plastik haben. Manche nutzten die Möglichkeit von Spucktest durch eine neue Teststelle in Tiefenthal, mit denen die Kinder die Schule besuchen dürften.
Während es am Gymnasium in Marktheidenfeld keine Fälle von Corona-Schulschwänzern gibt und die älteren Jahrgangsstufen fast durchgeimpft seien, sagt der Rektor der dortigen Realschule: "Es gibt Fälle." In der Realschulordnung ist laut Matthias Schmitt geregelt, dass ein schuldhaftes Versäumen von Leistungsnachweisen die Note "ungenügend" zur Folge habe. Allerdings gebe es die Möglichkeit für Ersatzleistungsnachweise und Nachprüfungen. Sollten die bis Schuljahresende nicht wahrgenommen worden sein, sei eine Note "6" im jeweiligen Fach und am Ende womöglich ein Wiederholen des Schuljahres die Folge. Aber Schmitt ist guter Dinge: "Die Einsicht dämmert, denke ich."
Regionale Schwerpunkte bei Schulschwänzerinnen und -schwänzern gibt es laut dem Landratsamt in Main-Spessart keine. Alle Schularten sind betroffen. Es seien bereits Bußgelder gefordert worden. Bei einer Wiederholung droht Eltern übrigens ein 50-prozentiger Aufschlag.
Leider sind diese Menschen in ihrer eigenen geistigen Einfältigkeit gefangen. Ein Opfer ihrer selbst.
Da fällt mir nur ein Wort ein - Schwachsinn!
verbauen den Kindern ein normales Leben unter ihren Schulfreunden und zerstören vermutlich einen guten Schulabschluss.
Wie kann man seinen Kindern so schaden?
Es wird sich doch nicht zu einem Schweinfurt entwickeln?
Unwissenheit darf nicht geltend gemacht werden wenn er vorgibt mit beiden Seiten zu reden.
Mit dieser Argumentation rechtfertigen Sie auch Verbrechen religiöser Extremisten.